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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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denen man vertraut.« Noch einmal wirbelte er herum und grinste mich wieder an. »Sie sind wirklich einzigartig, Mr Cates: ein Killer, der denken kann. Ich hoffe darauf, dass Ihre Vorgehensweise vielleicht ein bisschen effektiver sein wird.«
    »Also heuern Sie mich an, weil ich bloß ein mittelmäßiger Revolverheld bin«, krächzte ich. Das klang wirklich interessant. Mein Tag wurde zusehends besser. »Um welche Summe geht es hier?«
    Marin nickte: Einmal, ganz kurz, dann zog er einen Streifen Papier aus der Tasche – ich war zutiefst erstaunt, schließlich musste er das Ding schon die ganze Zeit in der Tasche gehabt haben. Der hatte bloß auf den richtigen Zeitpunkt gewartet! Ich nahm ihm den Streifen aus der Hand, spürte, wie kalt seine Finger waren, und starrte fassungslos die ungewöhnlich große Zahl an, die darauf geschrieben stand. Zuerst dachte ich, das müsse eine dieser ›imaginären Zahlen‹ sein, von denen ich in der Schule gehört hatte.
    »Deponiert auf einem Konto – unter welchem Namen auch immer, das können Sie sich frei aussuchen. Zwei Stunden nach dem Eingehen eines Beweises für das Erfüllen der Aufgabe wird Ihnen das Geld zur Verfügung stehen. Sind wir uns handelseinig?«
    Ich starrte immer noch die Zahl auf dem Papier an. »Unter einer Bedingung.«
    Marin schwieg, aber ich spürte dieses beschissene Grinsen über mir; ein Grinsen wie eine Sonne, die mir auf den Schädel brannte. »Eine Bedingung, Mr Cates?«
    »Gatz«, sagte ich und blickte mit zusammengekniffenen Augen in dieses Grinsen. »Ich brauche Kev Gatz. Er kommt zusammen mit mir ’raus, und auch seine Akte wird komplett gesäubert.«
    Dick Marin lachte; ein kurzes, lautes Bellen. »Ich verstehe, Mr Cates. Eine nachvollziehbare Bitte. Sind wir uns einig?«
    Ich antwortete nicht sofort, und mein Gegenüber legte die Stirn in Falten.
    »Moment noch – wen soll ich denn umbringen?«
    Vielleicht hatte Marin ja die Augen zusammengekniffen; mit seiner Sonnenbrille konnte ich das nicht sehen. »Aber, Mr Gates … ich möchte, dass Sie Dennis Squalor umbringen. Wen denn sonst?«
    Ich musste schlucken. »Jessasmaria! Warum das denn?«
    Marin antwortete nicht sofort. Kurz blickte er über meinen Kopf hinweg die gegenüberliegende Wand an, und erneut wirkte es, als lausche er auf etwas, das nur er allein hören könne. Schließlich erschauerte der Oberschnüffler ein zweites Mal und wandte mir anschließend wieder seine Aufmerksamkeit zu.
    »Warum? Mr Cates, haben Sie mir nicht zugehört? Die Cyber-Kirche nutzt ihren Status als Religionsgemeinschaft zur Tarnung. Dennis Squalor konvertiert nicht bloß irgendwelche Fanatiker, der holt sich in äußerst aggressiver Weise immer weiter Sklaven. Wenn ich nichts unternehme, werden innerhalb eines einzigen Jahrzehnts wir alle für ihn arbeiten – und man wird uns auf digitalem Wege davon abhalten, irgendetwas daran zu ändern oder uns auch nur zu beschweren. Die Zeit läuft uns davon. Ich habe keine Beweise, und das schränkt natürlich die mir selbst offen stehenden Möglichkeiten ein. Und er hat genug politischen Einfluss, um mir echte Schwierigkeiten zu bereiten, wenn ich ohne stichhaltige Beweismittel gegen ihn vorgehe -was für mich äußerst ungewöhnlich wäre, und äußerst unschön. Ich muss mich da an geheime Kanäle halten. An sehr gut verborgene Kanäle. An Kanäle, die eigentlich überhaupt nicht existieren. Ich suche hier nach einem Schlupfloch. Wenn Dennis Squalor erledigt ist, wird mir die allgemeine Verwirrung, die dann losbricht, hinreichend Möglichkeiten bieten, eine offizielle Untersuchung einzuleiten und den Sonderstatus der Cyber-Kirche zumindest vorübergehend außer Kraft zu setzen – machen Sie sich keine Gedanken darüber, wie ich das anstellen werde. Machen Sie einfach Ihren Job. Bringen Sie den Hohepriester um.
    Ich will ganz offen sein.« Plötzlich wirkte mein Gegenüber ruhig und entspannt, und nun wandte er sich mir in einer Art und Weise zu, die mich vermuten ließ, erst jetzt nehme er mich überhaupt richtig wahr. Sein ganzes Verhalten wirkte mit einem Mal gewandt und äußerst konzentriert. »Nichts an alledem, was ich hier gesagt habe und noch sagen werde, ist in irgendeiner Weise offiziell. Man wird abstreiten, irgendetwas mit Ihnen zu tun zu haben. Ich kann Ihnen keinerlei Hilfe anbieten. Andererseits haben Sie völlig freie Hand. Kollateralschäden interessieren mich nicht. Sollten Sie irgendwelchen Officers des SSD auffallen, werde ich mein Bestes tun,

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