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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Fangfeld aktiviert, und Sie werden festgehalten, bis die Wachen entsprechend reagieren und Sie eliminieren können. Die Reaktionszeit beträgt durchschnittlich sechs Sekunden.«
    »Wird man während des Eintretens überwacht?«
    »Digitale Analysen-Software überprüft jedes einzelne Bild sämtlicher Überwachungskameras, die ihrerseits jeden Quadratzentimeter des Umfeldes der Abtei abdecken, ja.«
    Ich stieß eine Fluch aus. Einige Sekunden lang herrschte völliges Schweigen. Ich schaute zu Kieth hinüber, der den Blick nur entsetzt erwiderte. Dann sah ich wieder den Mönch an.
    »Wirst du uns helfen?«
    Hilflos zuckte der Cyborg. »Euch helfen?«
    »Hilfst du uns, dort hineinzukommen?«
    Noch einige Momente völliger Stille, in der nur das zitternde Summen der Mönchs-Motoren zu hören war. Die Maschine vibrierte ein wenig.
    »Bringt ihr mich um?«
    Ich kniff die Augen zusammen und musste heftig schlucken. »Dich umbringen?«
    »Ja.« Ungeschickt trat er einen Schritt vor, dann blieb er stehen. »Wenn ich euch helfe, die Abtei zu betreten, bringt ihr mich dann um?« Es bereitete ihm sichtlich Schwierigkeiten, flehentlich die Arme auszubreiten.
    Ich blickte mich im Raum um, doch niemand war bereit, mir in die Augen zu schauen, niemand ließ sich auch nur wortlos die eigene Meinung anmerken. Schließlich ballte ich beide Hände zu Fäusten und schaute den Mönch an.
    »Abgemacht.«
    Zunächst rührte der Cyborg sich nicht. Dann nickte er einmal kurz mit dem Kopf, und wieder summten die Motoren. »Abgemacht.«
XX
    Es schmerzte mich ein wenig in den
    Augen, sie auch nur anzuschauen
     
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    »Na, das ist ja deprimierend.«
    Ich ignorierte Gatz. Er war der Einzige, von dem ich überzeugt war, ich könne mich wirklich darauf verlassen, er werde mir nicht die Kehle durchschneiden. Ich glaubte zwar, dass Kieth mir nichts Böses wollte, aber es würde dem Techie auch keine schlaflosen Nächte bereiten, falls mir irgendetwas zustieß; ich war mir nicht einmal sicher, dass er seine Mitmenschen tatsächlich für Menschen hielt, und nicht bloß für besonders ausgefeilt konstruierte Droiden. Milton und Tanner ging es hier nur ums Geld, und wem es nur um Geld geht, dem kann man nie ganz vertrauen.
    Damit blieb nur noch Kev Gatz übrig.
    Wir standen auf der Wohlfahrtsmeile in der Nähe der Downing Street, zusammen mit anscheinend jedem anderen Bürger des gesamten Systems. In einigen Häuserblocks Entfernung befanden sich die verbogenen Überreste eines massiven, schwarzen Metalltores, halb aus den Angeln gerissen, der Rest geschmolzen. Ich blickte mich um und sah eine zerklüftete Ziegelmauer, die immer noch in der Downing Street selbst stand, gleich hinter diesem Tor; dort war ein erstaunlich sauberes, unversehrtes Schild angebracht: DOWNING STREET, SWi, CITY OF WESTMINSTER. Ich zog gerade in Erwägung, mich zu erkundigen, wann London denn ›Westminster‹ geheißen habe, dann dachte ich darüber nach, mit wem ich hier unterwegs war, und entschied mich dagegen. Die Abtei hieß ja schließlich auch ›Westminster Abbey‹, und diese ›Abbey‹ sah so aus, als sei sie das älteste Gebäude auf dem ganzen Planeten, also war das mit der Umbenennung von London bestimmt schon sehr, sehr lange her – fünfzig Jahre oder so.
    Ich vermutete, dass ein Teil der Leute, die hier in der Warteschlange standen – und die Warteschlange wand sich mehrere Meilen lang die Straße auf und ab, bevor sie schließlich irgendwo ihren Anfang hatte –, tatsächlich darauf warteten, die Nährstofftabletten und die Bedarfsgutscheine zu erhalten, die einige der wohlhabenderen Familien in London finanzierten, doch eigenüich war die Wohlfahrtsmeile nichts anderes als ein fester Treffpunkt. Die meisten von uns waren hier, um irgendwelche Geschäfte zu tätigen – die meisten davon illegal. Hier stand die Creme de la creme der Unterwelt von London herum, am helllichten Tage, und sie wurde von den Bessergestellten derart verachtet, dass niemand ihr auch nur Aufmerksamkeit schenkte.
    Ich suchte nach Waffen.
    Gerade einmal eine Meile von uns entfernt befand sich hinter einer hohen Mauer und von einem leistungsstarken Sicherheitssystem umgeben unser Ziel Westminster Abbey, die weltweite Zentrale der Cyber-Kirche. Die Abbey selbst war fast vollständig verschwunden, während der Vereinigung und den Ausschreitungen fast dem Erdboden gleichgemacht, und die aktive Erosion durch eine Bevölkerung, die so verzweifelt war, dass selbst alte Steine

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