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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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zusammengestoppelt. Man hatte den Schutt weggeräumt, Fenster vernagelt, alte Möbelstücke geborgen und weiterverwendet. In London hingegen sah es aus, als hätten ganze Stadtviertel nur kollektiv die Schultern gezuckt, ihr Zeug gepackt und sich einfach verzogen.
    Gatz und ich gingen weiter und weiter, behielten den schmutzigen Fluss immer weiter zu unserer Linken, und sorgten dafür, dass die Frau uns problemlos im Blick behalten konnte, bis wir schließlich eine breite, aber menschenleere Straße erreichten. Früher hatte sie wohl den Fluss gesäumt, doch in letzter Zeit war der Fluss – eine schmutzige, braune Schlammbrühe, die träge an uns vorbeizog – über die Ufer getreten und bedeckte jetzt schwappend gut die Hälfte des geborstenen Straßenbelags. Als der richtige Zeitpunkt gekommen war, verbargen Kev und ich uns im Schatten eines Schuttberges, den man bestimmt schon vor drei Jahrzehnten dort aufgetürmt hatte, und warteten ab. Am anderen Ufer war ein Halbkreis aus verrostetem Metall zu sehen, ein gewaltiges speichenartiges Gebilde, das halb in den schlammigen Wassern des Flusses verborgen war; in einem schiefen Winkel ragte es empor, und doch bildete es in seiner Reglosigkeit einen irgendwie friedlichen Anblick. Es war ein wenig verbogen, und kurz versuchte ich, mir das Ding aufrecht vorzustellen, wie es wieder in der Luft hing, doch es fiel mir schwer, mir hier irgendetwas unbeschädigt und funktionstüchtig vorzustellen.
    Wenige Minuten später tauchte die Frau auf, sauber und frisch frisiert, und in der Tasche auf ihrem Rücken schleppte sie mehr Zeug mit sich herum, als ich in meinem ganzen Scheiß-Leben jemals besessen hatte. Es schmerzte mich ein wenig in den Augen, sie auch nur anzuschauen: jemand, der echtes Essen bekam, der sich neue Klamotten kaufen konnte, wann immer er das wollte – ein verwöhntes Mädchen, das so tat, als hätte es einen Beruf, einfach weil es sich langweilte. Mit den einzigen anständigen Jobs, die es überhaupt gab – außer dem eines Brechers vielleicht –, konnte man nicht genug verdienen, um davon zu leben. Das wusste jeder, der wie ich auf der Straße lebte. Die einzigen Leute, die es sich leisten konnten, einen Job zu haben, waren reich. Ich schaute zu, wie die Frau an unserem Versteck vorbeiging, frech wie Oskar, weil sie fest davon überzeugt war, ihr könne nicht das Geringste geschehen, weil sofort der ganze SSD in Aktion treten würde, falls irgendjemand sie auch nur schief anblickte. Ich grinste in mich hinein, als ich ihr mehrere Sekunden lang unbemerkt folgte, dann schlang ich meinen Arm um ihren Hals und presste ihr die Hand auf den Mund, um den kläglichen Protestschrei zu unterdrücken, den sie gerade noch herausbekam.
    »Wenn ich den Arm anspanne, breche ich Ihnen damit das Genick«, flüsterte ich ihr rau ins Ohr. »Glauben Sie mir das?«
    Kurz zögerte sie, dann kam ein zaghaftes Nicken.
    »Gut. Sie haben mich verfolgt, Ms Harper. Eine ganz dumme Idee.« Kev trat vor uns. »Ich kann doch nicht zulassen, dass mir irgendwelche Vid-Reporter folgen, nicht wahr? Ich möchte Ihnen meinen Kollegen Kev Gatz vorstellen. Er wird Sie jetzt kurz anschauen.«
    Die Frau, die immer noch in meinem Arm hing, spannte sich deutlich an; sie wusste nicht, was als Nächstes kommen würde, und wahrscheinlich glaubte sie jedes Wort von dem Scheiß, den die Vids über die arbeitslosen Massen berichteten: Dass sie keinerlei Gewissen hatten, keine Ehre, keine Seele. Auf manche von uns traf das wohl auch zu, aber ich wollte gerne glauben dürfen, dass es so etwas wie ›Ehre‹ immer noch gab, und auch so etwas wie ›Menschlichkeit‹. Ich sog den Duft ihres Haares ein – sauber und parfümiert – und musste unwillkürlich schlucken; dann verlagerte ich mein Körpergewicht auf das andere Bein, um wenigstens noch ein wenig Platz zwischen uns beiden zu lassen.
    Gatz tastete nach seiner Sonnenbrille, und ich wandte den Blick ab. »Ms Harper, schauen Sie mich an.« Er seufzte schwer.
    Ich legte die Stirn in Falten. »Kieth hat gesagt, du brauchtest den Leuten überhaupt nicht in die Augen zu schauen.« Harper, die sich nicht bewegen konnte, rollte ihre Augen zuerst in meine Richtung, dann wieder zu Kev hinüber, als wolle sie versuchen, uns beide gleichzeitig zu beobachten.
    Er zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Ich kann das nicht ohne Blickkontakt. Das ist wie so eine Blockade, oder so.«
    Und dann, kurz bevor – wirklich nur einen Sekundenbruchteil – bevor der Lauf

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