Something like love
Ich weiß wirklich nicht, wo der Sommer geblieben ist. So ist das wohl, wenn man verliebt ist. Dann scheint die Zeit dich irgendwie auszutricksen.
Jason und ich hatten uns darauf geeinigt, Erin von uns erzählen, sobald sie wieder zu Hause ist. Sie bleibt länger im Camp und macht dort noch eine Ausbildung, damit sie im nächsten Sommer als Betreuerin im Camp arbeiten kann. Nachdem Greg mir gesagt hatte, dass er uns zusammen gesehen hat, haben wir uns kaum noch in der Öffentlichkeit gezeigt. Jason möchte lieber allen aus dem Weg gehen und nicht riskieren, dass Erin etwas erfährt, bevor wir es ihr sagen. Wir waren nur einmal im Kino und im Fountain waren wir gar nicht mehr. Die paar Male, als wir Mitschüler getroffen haben, verhielten wir uns betont nur wie Freunde. Heute hat Jason Rettungsschwimmerdienst am Green Pond. Ich lege mich zwar an den Strand (in der Nähe von Jasons Hochsitz, nur nicht zu dicht dran), aber es ist ganz harmlos, weil ich vermutlich nicht mal mit ihm reden werde.
Doch wenn wir eine Sekunde lang allein sind, können wir unsere Hände nicht voneinander lassen.
Ich kann an nichts anderes denken, außer daran, Jason zu küssen. Meine Haut brennt vor Verlangen, ihn zu berühren. Es ist wie Fieber. Ich bin total durcheinander, selbst wenn ich mit ganz simplen Dingen beschäftigt bin, wie Mom im Garten zu helfen. Einmal habe ich beim Unkrautzupfen eine Tomatenpflanze ausgerissen.
Ich bin vollkommen unzurechnungsfähig.
Nur nachts können wir wirklich zusammen sein. Diese Sommernächte mit Jason sind, wie schon diese erste Nacht auf der Picknickdecke, das Intensivste, was ich je erlebt habe. Nichts könnte ihnen auch nur im Entferntesten gleichkommen. Ich weiß schon jetzt, dass ich diese Zeit in meinem ganzen Leben nicht vergessen werde, ganz egal, was passiert. Ich habe mich noch ein paar Mal heimlich davongeschlichen, um ihn zu treffen. Bis jetzt sind wir nicht erwischt worden.
Ich kann es kaum erwarten, dass es endlich Nacht wird. Wenn wir endlich allein sein können. Wenn ich ihn stundenlang küssen kann.
Das Warten ist die reine Folter.
Ich muss noch mehr Sunblocker auftragen. Meine Haut ist schon ganz verbrannt. Es wäre sicher ein tolles Gefühl, ins Wasser zu gehen, aber das hab ich nicht vor.
Fast alle sind im Wasser. Es ist wieder mal brüllend heiß heute. Ich sprühe mich mit Sunblocker ein, ganz besonders um das Bikinioberteil herum. Normalerweise sprühe ich da nicht sorgfältig genug und dann bekomme ich um die Träger herum Sonnenbrand.
Jason sitzt auf seinem Hochsitz und schaut aufs Wasser. Er sieht heute echt gut aus. Ich meine, er sieht jeden Tag gut aus, aber heute ist er besonders süß. Am liebsten würde ich die Leiter hochklettern und mich neben ihn setzen. Es wäre super, wenn wir wie alle anderen einfach nur Freund und Freundin sein könnten. Wie können zwei Leute eine legitime Beziehung haben, wenn kein Mensch davon weiß?
Jason merkt, dass ich ihn beobachte. Er lächelt. Obwohl wir beide Sonnenbrillen aufhaben, kann ich seine Augenfarbe ganz deutlich sehen, so sehr hat sie sich in mein Gedächtnis eingegraben.
»Hi, Lani«, sagt Connor. »Ist der Platz hier besetzt?«
»Er gehört dir.« Ich habe Connor schon ein paarmal hier gesehen. Er kommt immer, um Hallo zu sagen, hat sich aber noch nie neben mich gesetzt. Ich wünschte, Blake wäre hier, aber er geht fast jeden Tag zu den Glasbläsern, während ich nur ein paar Tage in der Woche arbeite.
Connor breitet sein Handtuch aus, auf dem ein Elch und zwei Typen abgebildet sind.
»Was ist das für ein Elch?«, will ich wissen.
»Ach«, lacht Connor, »das Handtuch hab ich schon ewig.«
»Und wer sind die beiden Typen daneben?«
»Bob und Doug.« So wie er es sagt, hört es sich an, als müsste ich wissen, wer Bob und Doug sind.
»Wer sind Bob und Doug?«
»Du kennst Bob und Doug McKenzie nicht?«
»Nicht wirklich.«
»Oh Gott!« Connor klärt mich auf. Offenbar sind sie in Kanada total berühmt. Irgendwas mit Donuts und Schmarotzern und einer Bommelhaube.
»Bommelhaube?«, frage ich.
»Ach ja. Ich vergesse immer, dass die hier anders heißen. Ich meinte: Pudelmütze.«
»Warum nennst du es dann nicht Pudelmütze?«
»Weil es eine besondere Art von Mütze ist. Mit einem Bommel.«
»Ach so, sie hat einen Bommel … «
Connor schmiert sich mit extra starkem Sunblocker ein. »Wie ist das Wasser?«, erkundigt er sich.
»Es soll super sein.«
»Warst du noch nicht drin?«
»Nein und ich geh auch
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