Something like love
nimmt man doch wohl an, dass der Raum leer ist.
»Wie auch immer«, sagt Blake.
Als er jetzt geht, lasse ich ihn ziehen. Ich an seiner Stelle würde auch gehen. Ein paar von unseren Mitschülern können echt brutal sein. Ich kann es nicht fassen, dass Leute immer noch Vorbehalte gegen Homosexuelle haben. Inzwischen sollte das doch längst vorbei sein. Warum kann denn nicht jeder einsehen, dass wir alle nur Menschen sind – unterschiedlich, aber doch gleich?
33
Gestern ist Blake nicht in die Schule zurückgekommen. Was nicht so gut ist, wenn man bedenkt, dass es der erste Schultag war und so. Aber heute muss er einfach kommen.
Während ich draußen auf Blake warte, fährt Jason auf den Schülerparkplatz. Ich sehe zu, wie er einparkt. Ich wünschte, wir könnten zusammen sein. In meinem ganzen Leben habe ich mir nie etwas so sehnlich gewünscht.
Jason kommt über den Rasen auf mich zu. Gestern nach der Schule hat er noch einmal versucht, mit Erin zu reden. Sie hat ihn total ignoriert. Dann hat er versucht, sie gestern Abend anzurufen. Sie hat nicht abgenommen. Dasselbe ist mir passiert, als ich unzählige Male versucht habe, Blake zu erreichen.
»Warum sage ich es ihr nicht einfach?«, habe ich Jason gefragt, als er mich gestern Abend anrief. »Offensichtlich will sie nicht mit dir sprechen. Wie lange sollen wir denn noch warten?«
»Ich warte nicht«, erwiderte Jason. »Ich bin jederzeit bereit, es ihr zu sagen.«
»Warum mailst du ihr nicht?«
»Es ist nicht okay, so was per E-Mail zu erledigen.«
»Es ist ebenso wenig okay, dass wir nicht zusammen sein können.«
Während er immer näher kommt, schreit jede Faser in mir danach, ihn zu berühren. Aber das wäre so was von offensichtlich für alle anderen.
Es sei denn…
Jason geht ganz langsam auf mich zu. Er sieht mich an. Er sagt kein Wort. Seine Augen sind dunkelgrün.
»Wir treffen uns vor der Mittagspause unter der Treppe im Naturwissenschaftsflügel«, sage ich. Auch dieses Schuljahr haben wir wieder zur selben Zeit Mittagspause. Nur dass dieses Mal auch Erin dabei ist. Es war echt nicht leicht, gestern mit ihr zusammenzusitzen und so zu tun, als wäre nichts, während ich gleichzeitig Jason, der drei Tische weiter saß, heimliche Blicke zuwarf. Ich hoffe, dass er auch mir heimliche Blicke zugeworfen hat.
Aber als wäre das alles nicht schon schlimm genug, dürfen wir in diesem Jahr noch nicht mal außerhalb der Schule zu Mittag essen. Mit diesem Privileg ist es vorbei, seit irgend so ein bescheuerter Oberstufentyp Ende des Schuljahres bei Blimpies Sandwiches einen Riesenkrawall veranstaltet hat, und jetzt werden wir alle dafür bestraft. Bis zum nächsten Halbjahr müssen sich alle Oberstufenschüler auf die Cafeteria beschränken.
Jason nickt und geht weiter. Mir ist klar, dass ich gesagt habe, ich wolle ihn nicht sehen, bis Erin Bescheid weiß, aber jetzt kann ich es nicht mehr aushalten. Ich kann an nichts anderes denken als an ihn. Seit wir nicht mehr zusammen sein dürfen, will ich ihn noch hundertmal mehr als vorher. Es macht mich wahnsinnig.
Zwei Minuten, bevor es zum ersten Mal klingelt, taucht Blake endlich auf. Er legt es nicht gerade darauf an, pünktlich zu sein.
»Bitte sei nicht mehr sauer auf mich«, sage ich. »Ich finde es schrecklich, dass wir Krach haben.«
»Und wessen Schuld ist das?«, antwortet Blake und lässt mich stehen.
Die Stunden vor der Mittagspause dehnen sich zu einer halben Ewigkeit. In Geschichte starre ich auf die Uhr und könnte schwören, sie geht rückwärts.
Sobald es klingelt, stopfe ich meine Sachen in die Tasche und laufe zum Naturwissenschaftsflügel. Unter der Treppe gibt es ein kleines Versteck. Keine Ahnung, ob es außer mir noch jemand kennt. Ich habe es eines Tages in der neunten Klasse entdeckt, als wir im Flur an einem Modell für Bio gebastelt haben und mein Styroporball unter die Treppe gerollt ist.
Ich bin extra leise, während ich auf Jason warte. Es wäre mir schrecklich peinlich, wenn mich jemand dabei erwischen würde, wie ich mich hier unter der Treppe verstecke. Keine Ahnung, was ich tun werde, wenn er kommt. Ich weiß nur, dass ich mit ihm allein sein muss.
Ich höre, wie die Tür oben an der Treppe aufgeht. Ein paar Mädchen lachen.
»Es ist nur ein gemeines Gerücht«, sagt das eine Mädchen. »Er ist überhaupt nicht schwul.«
»Woher willst du das wissen?«, fragt das andere Mädchen angriffslustig.
Ȁhm, vielleicht, weil er mich voriges Jahr total angemacht
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