Sommer der Entscheidung
hingehöre. Ihre Hüfte fand zwischen seinen Beinen Platz, ihr Oberkörper lag an seinem, ihre seidigen Haare berührten sein Schlüsselbein. Sie legte ihre Arme um ihn; ihre Hände umfassten seine Taille. Er ließ seine Wange an ihrer Stirn ruhen und spürte ihren Atem an seinem Hals. Er legte seine Arme fester um sie.
Seine Stimme war rau. „Ich möchte nur, dass es besser wird.“
„Ich weiß nicht, wie das gehen soll.“
„Dann lass es uns gemeinsam versuchen.“ Er legte zwei Finger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf leicht an. Ihre Augen waren so grün wie ein tiefer See, und er konnte außerTraurigkeit nichts in ihnen entdecken.
„Mack …“ Sie schlang ihre Arme fester um seinen Körper. Sie lehnte an ihm, als wolle sie nicht länger ihr eigenes Gewicht tragen müssen.
„Ich könnte hierbleiben“, sagte er leise. „Ich vermisse dich, Tessa. So sehr. Heute Abend bist du so spät gekommen, dass ich schon glaubte, ich hätte dich verloren. Ich habe geglaubt, dass auch du aus meinem Leben verschwunden wärest …“ Er beugte seinen Kopf und berührte ihren Mund mit seinen Lippen. Zunächst fühlte er Widerstand, dann aber ein leichtes Aufflackern von Begierde.
Er ermahnte sich, langsam vorzugehen und von ihr keine Nähe zu verlangen, die sie zu geben noch nicht bereit war. Er streichelte ihr über den Rücken, als er ihren Mund, ihre Wange, ihre Augenbraue küsste. Er spürte, wie sie ihm entgegenkam, biegsam wie der Ast einer Trauerweide.
Und dann ging sie einen Schritt zurück. Bevor er Gelegenheit hatte, ihr zu zeigen, dass er besorgt und geduldig war. Bevor das Feuer, das er in sich spürte, eine lodernde Flamme in ihr entzünden konnte.
„Bevor das weitergeht, möchte ich dir sagen, wo ich heute Abend war.“
Einen Augenblick lang fragte er sich, ob sie eine Affäre hatte, ob all seine Bemühungen, die Anziehungskraft von Erin zu ignorieren, umsonst gewesen waren. Vielleicht hatte Tessa schon jemand Neuen gefunden? Dann sah er in ihren Augen, dass sie kein schlechtes Gewissen hatte. Was auch immer es gewesen sein mochte, es war nicht diese Art von Betrug.
„Ist es wichtig?“, fragte er. Dann versuchte er, sie weiter in seiner Umarmung zu halten, obgleich sie schon ein Stück von ihm abgerückt war. „Kann das nicht warten?“
„Ich habe in einem Auto gegenüber von dem Haus derOwens gesessen, um zu sehen, ob er Auto fährt oder ob er sich mit Freunden in einer Kneipe trifft. Ich habe Robert Owens ausspioniert, und ich mache damit so lange weiter, bis ich ihn dabei erwische, wie er die Bewährungsvereinbarung bricht.“
Eine Sekunde lang begriff Mack nicht, was sie sagte. Er versuchte, den Sinn ihrer Worte zu erfassen, aber ohne Erfolg. „Was hast du gemacht?“
Sie ging noch einen weiteren Schritt zurück, und dieses Mal ließ er sie gehen. „Einige andere von Mütter gegen Alkohol am Steuer helfen mir dabei. Was wir machen, verstößt nicht gegen die Gesetze. Wir verfolgen ihn nicht oder wollen ihm etwas antun. Wir beobachten ihn nur, um festzustellen, ob er sich an die Gesetze hält.“
„Tessa, bist du verrückt geworden?“
„Ich habe endlich einen Weg gefunden, Owens davon abzuhalten, einen zweiten Menschen zu töten.“
„Das ist nicht deine Aufgabe.“ Er strich sich durch die Haare, als sei er gerade aus einem Albtraum erwacht. „Du musst damit aufhören. Lass ihn in Ruhe. Er geht dich nichts an. Du hast dein eigenes Leben. Du musst in die Zukunft blicken.“
„Sicherzustellen, dass Robert Owens nicht noch einmal jemanden umfährt, ist mein Leben.“
Er wollte noch etwas sagen, aber dann besann er sich eines Besseren und schüttelte den Kopf.
„Du brauchst Hilfe.“
Ihre grünen Augen blitzten vor Ärger auf. „Nein, ich brauche keine Hilfe, ich brauche nur die Sicherheit, dass das nächste kleine Mädchen vor ihm geschützt ist.“
„Du willst Rache. Egal, was du dir einredest, du willst dich rächen. Natürlich willst du nicht, dass er wieder jemanden tötet, aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Du willst,dass er so leidet, wie du gelitten hast. Und drei Jahre seines Lebens reichen dir nicht aus. Du willst, dass er ewig leidet.“
„Da hast du verdammt recht! Er hat meine Tochter getötet!“
„Und nun lässt du zu, dass er dich Stück für Stück tötet. Du bist zu einer Rächerin geworden. Du hast dich allen gegenüber verschlossen, die dich lieben. Du hast es zugelassen, dass dich nichts anderes beschäftigt, als Kayleys Tod zu vergelten. Sie ist
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