Sommer der Entscheidung
als Gutenachtgruß zu und verschwand in den ersten Stock. Er hörte sie die Treppen hinaufsteigen.
Er war hier, um Tessa zu sehen, nicht ihre Mutter. Nancy hatte ihm eingeredet, Tessa würde jede Minute wieder da sein. Aber er fragte sich, ob sie vielleicht in ihr Haus in Fairfax gefahren war, um dort zu übernachten. Der einzige Grund, warum er nicht zurück nach Fairfax fuhr, war, dass sie nicht angerufen hatte, um ihren Besuch anzukündigen. Das hätte sie sonst sicherlich getan.
Dann hörte er die Haustür aufgehen.
„Mack?“
Er drehte sich um und sah seine Frau an. „Ich hätte anrufen sollen.“
„Du bist den ganzen Weg hierhergefahren und hast mir nicht Bescheid gesagt, dass du kommst?“
Er erklärte Tessa, wo er herkam und was die Umstände seines Besuches waren. „Ich war früher fertig, als ich geplant hatte. Ich wollte mit dir reden, und ich wollte diese Chance nicht ungenutzt lassen. Aber ich hätte von Front Royal aus anrufen sollen. Ich glaube, ich bin einfach davon ausgegangen, dich hier zu finden.“
„Meistens bin ich ja hier. Und ich wette, dass du dein Mobiltelefon wieder vergessen hast.“
Er nickte. Sie wirkte nicht unglücklich darüber, dass erhier war. Mack nahm an, dass das ein gutes Zeichen war. Sie sah müde aus, aber die Fahrt aus der Stadt dauerte schließlich lange.
„War dein Abendessen schön?“, fragte er.
„Hmhm. Haben Mom oder Gram dir etwas zu essen gemacht?“
„Ich habe auf dem Symposium etwas gegessen.“
„Möchtest du einen Kaffee oder einen Tee?“
Er hatte dieses Angebot zur Genüge abgelehnt, aber er ertappte sich dabei, dass er nickte. „Ich kann nicht so lange bleiben. Kaffee ist eine gute Idee.“
Einige Momente verstrichen. „Du könntest hierbleiben.“
Mack konnte ihr Zögern zwischen seinem Satz und ihrem Angebot nicht einschätzen. „Ich muss noch fahren. Ich habe morgen früh eine Sitzung mit meinen Mitarbeitern.“
Sie protestierte nicht. Er folgte ihr in die Küche.
Auch hier hatte Nancy oder jemand anderes Wunder vollbracht. Die alten Küchenschränke waren cremefarben angestrichen. Die Wände, die zuvor mit Flecken übersät gewesen waren, strahlten jetzt in Himmelblau. Die Dekoration bestand aus gerahmten Collagen aus Samentüten und Kunstdrucken, auf denen stolze Krähen in sonnenbeschienenen Kornfeldern dargestellt waren. Tomatenrote Dosen standen auf den Regalen, und auf einem handgemalten Schild über der Spüle stand zu lesen: „Alles, was Martha weiß, habe ich ihr beigebracht.“
Mack stand im Türrahmen. „Hat das deine Mutter gemacht?“
„Sie ist unglaublich.“ Tessa stand an der Spüle und goss Wasser in die Kaffeemaschine. „Sie arbeitet wirklich viel. Und abends bastelt sie die Kleinigkeiten, die ihr Spaß machen. Gram mag die Veränderungen sehr, obwohl sie es nie zugeben würde.“
„Warum gibt sich deine Mutter so viel Mühe, wenn sie vorhat, deine Großmutter mit nach Richmond zu nehmen?“
„Das musst du sie schon selbst fragen.“
„Du hast sie das nicht gefragt?“
„Manchmal erledigen sich die Dinge mit der Zeit. Es ist besser, Mom nicht in eine Situation zu bringen, in der sie sich in die Ecke gedrängt fühlt. Wenn die Zeit reif ist, zu entscheiden, was passieren soll, wird sie Gram die Entscheidung überlassen.“
Er war froh, das zu hören. Er hätte nicht dabei zugesehen, wie seine Schwiegermutter versuchte, ihre Mutter zu gängeln. Mack war sich sicher, dass Tessa das auch nicht zulassen würde.
Er wartete darauf, dass sie von der Spüle zurückkam und sich zu ihm an den Küchentisch setzte. Er trommelte mit den Fingern auf einem geblümten Set, während sie sich ihm gegenüber hinsetzte.
Tessa lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Du bist doch nicht hergekommen, um einen Plausch zu halten, oder?“
„Heute hat mich Harriet Jenkins aus der Bibliothek angerufen.“
Tessa war für einen Moment still. Dann fiel ihr Blick auf seine trommelnden Finger. „Wie geht es denn mit dem Anbau voran?“
Der Anbau war ein neuer Raum, der für die Stadtbücherei geplant wurde. Es sollte ein großer, einladender Raum mit Teppichboden werden, in dem Kinderbücher und Spielzeug für kleine Kinder untergebracht werden sollten. Jeden Nachmittag würde eine Märchenstunde stattfinden, in der die Mütter aus der Nachbarschaft mit ihren Kleinkindern und Jungen und Mädchen, die schon in die Vorschule gingen, zusammenkommen konnten. Die Kinder hatten so Gelegenheit, andere Kinder aus der Nachbarschaft
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