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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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kennenzulernen.Es war geplant, kindgerechte Computer aufzustellen, an denen die Kinder üben konnten, während freiwillige Mitarbeiter ihnen dabei helfen würden.
    „Es geht schneller voran, als wir angenommen hatten“, antwortete er. „Anders als sonst. Meistens hört man ja das Gegenteil, aber bisher hat es keine nennenswerten Verzögerungen oder Kostenexplosionen gegeben. Ende September soll der Raum fertiggestellt und eingeweiht werden.“ Er hielt inne. „Sie möchten, dass wir etwas bei der Eröffnung sagen. Harriet sagte mir, dass sie es ohne das Geld von der Stiftung für Kayley niemals geschafft hätten. Sie haben sich entschieden, es ‚Kayleys Zimmer‘ zu nennen.“
    Er sah Tessa dabei zu, wie sie Atem holte. Er wartete auf die Mauer, auf den unbezwingbaren Schutzwall, den sie immer aufbaute, wenn er den Namen ihrer Tochter erwähnte. Aber stattdessen hatte sie Tränen in den Augen. „Wie sehr hätte sie sich darüber gefreut.“
    Er war völlig überrascht. „Bist du also damit einverstanden, dass wir die Eröffnungsrede halten? Wirst du zu der Einweihung in Fairfax sein?“
    Ein Frösteln durchzog ihren Körper. „Ich möchte nichts sagen, Mack. Würdest du das machen? Ich weiß gar nicht, was ich sagen sollte.“
    „Ja, natürlich.“ Er beugte sich ein wenig vor. „Eigentlich ist das die richtige Trauerfeier, oder? Kayley liebte die Bücherei, und sie wollte immer noch länger dableiben als wir, aber es war uns meistens zu voll.“
    „Das ist perfekt.“ Sie sah auf ihre Hände herab, die gefaltet auf dem Tisch lagen. „Ich wollte so sehr, dass Kayley genauso gerne liest wie ich“, sagte Tessa. „Ich habe sie oft mitgenommen und bin mit ihr auf dem Arm zwischen den Bücherregalen hindurchgegangen, als sie noch ihre ersten Bilderbücher in den Mund steckte. Ich habe ihr die Büchergezeigt, die ich als Kind gelesen habe, und erzählte ihr die Geschichten, von denen sie handelten.“ Sie sah auf. „Ich glaube, sie hat mich verstanden.“
    „Was ist eigentlich aus den Büchern geworden, die sie geschrieben hat?“, wollte Mack wissen. „Die, die ihr zusammen geschrieben habt?“
    „Ich habe sie zu ihren anderen Sachen getan.“
    Er war plötzlich so erleichtert, dass er aufhörte zu atmen. „Du hast sie nicht …“
    „Nicht was? Nicht weggeworfen?“
    Er nickte.
    „Wie konntest du annehmen, dass ich das getan hätte?“
    „Ich bin nach einer Konferenz zurückgekommen, und das ganze Haus sah aus, als hätten wir nie eine Tochter gehabt. Sogar Biscuit war verschwunden. Du sagtest, du habest es nicht mehr ertragen, den Hund anzusehen, und dass du ihre Sachen in den Müll geworfen hättest …“
    „Ich sagte, ich habe einige Dinge weggeschmissen“, korrigierte sie ihn. „Ich habe dir vorgeschlagen, im Keller nachzusehen, falls es dich beruhige.“
    Natürlich hatte er das nicht getan. Er wollte nicht sehen, was Tessa aussortiert und was sie behalten hatte. Er wollte sich nicht ansehen, wie seine Frau das, was von dem Leben seiner Tochter übrig geblieben war, in einigen wenigen Pappkartons untergebracht hatte.
    „Ich habe nur die Dinge weggeworfen, die weder für sie noch für uns von Bedeutung waren“, fügte Tessa hinzu. „Alles, was wichtig war, steht noch im Keller.“
    „Die Bücher? Die Fotos?“
    „Natürlich, Mack. Und die Fotos sind nicht im Keller. Ich habe spezielle Aufbewahrungskästen für Fotos gekauft. Sie stehen oben im Flurschrank.“
    Tessa war verletzt. Mack hörte es an ihrer Stimme. Erwusste nicht, was er sagen sollte.
    Der Kaffee war durchgelaufen, und sie stand auf, um ihnen zwei Steingutbecher einzuschenken. Sie goss Milch dazu, bevor sie zum Tisch zurückkam.
    Sie stellte ihm seinen Becher hin. „Und Biscuit war nicht mehr die alte ohne Kayley. Sie litt so sehr. Sie brauchte Kinder. Die Hitchcocks waren froh, sie zu nehmen. Sie haben sich freiwillig gemeldet.“
    „Du hättest mich fragen können.“
    „Das ist mehr als zweieinhalb Jahre her! Du hast nie etwas gesagt!“
    „Ich wollte dich nicht verletzen.“
    „Wir haben die meiste Zeit damit verbracht, uns gegenseitig zu verletzen.“
    Er erhob sich. Sie stand immer noch neben dem Tisch, nur ein wenig von ihm entfernt. Sie sah niedergeschlagen aus, traurig, noch verletzlicher als in den vergangenen Jahren, sofern er sich daran erinnern konnte. Er streckte seine Arme aus, und sie ließ sich hineinfallen, als sei es immer so gewesen.
    Ihr Körper schmiegte sich an seinen, als sei dies der Ort, wo er

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