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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Tomaten günstig.“ Sie versuchte, gleichgültig zu klingen. „Heute Nachmittag habe ich aber noch bessere.“
    „Ich nehm die, die du gerade dahast. Die werden schonreichen. Old Wallace – der Koch – kann sowieso keinen Salat machen, auch wenn es um sein Leben ginge.“
    „Ich suche dir die besten heraus.“ Nancy hatte das Gefühl, als ob ihr das Herz aus dem Leibe springen würde, so schnell schlug es. Es fühlte sich an, als würde sie mit einer bekannten Persönlichkeit sprechen. Das Auto, seine Kleidung, die Art, wie er dastand. Alles deutete auf ein Leben hin, das sie nie kennengelernt hatte.
    „Danke, das wäre toll.“
    Sie gab sich Mühe, ihr Angebot wahr zu machen. Sie nahm sich eine Kiste Tomaten vor und sammelte die besten Früchte aus den anderen, um sie zu füllen. Sie wollte gern mehr von ihm erfahren, was er im Dan-D machte, wo er doch so einen schicken Wagen fuhr, wie lange er in der Gegend bleiben würde und ob er vielleicht noch einmal vorbeikommen würde, um für das Restaurant Gemüse zu kaufen. Aber sie besann sich und hielt den Mund. Sie verkaufte Tomaten, und er fuhr einen Wagen, der wahrscheinlich so viel Geld kostete, wie ihre Mutter in einem guten Jahr einnahm. Oder in zwei Jahren.
    „Ich bin froh, dass es endlich geregnet hat“, sagte er, während er vor dem Stand auf und ab ging und sich die Waren anschaute, als ob sie ihn wirklich interessierten. „Aber jetzt muss ich den Schlamm aus den Buchten kratzen.“
    „Aus den Buchten?“
    „Ja, die weißen Einbuchtungen an der Seite von meinem Auto. Alle Corvettes haben Buchten.“
    „Das ist eine Corvette?“
    „Meine Güte, ich dachte, alle Mädchen auf der Welt wüssten, wie eine Corvette aussieht. Warum habe ich denn schließlich eine?“
    „Damit du den Dreck aus den Buchten kratzen kannst, wenn du nichts Besseres zu tun hast.“
    Er lachte, als habe sie einen guten Witz gemacht. „Du lebst bestimmt hier. Man kommt nicht hierher, um solch einen Job zu machen, oder?“
    „Aber man hat dich kommen lassen, um hier zu arbeiten, oder wie?“
    Er lehnte gegen den Tresen, als sie die Tomaten vorsichtig aus den Kisten in braune Papiertüten füllte. „Mein Vater ist mit Dan zur Schule gegangen.“ Als sie nicht reagierte, erklärte er: „Dan, der Mann, dem das Dan-D gehört! Dad hat ihn angerufen und gefragt, ob er einen Sommerjob für mich hätte. Leider hatte er das.“
    „Du bist gar nicht freiwillig hier?“ Es war einfach eine Frage. Natürlich wollte er nicht in Toms Brook den Sommer verbringen. Wer wollte das schon?
    „Um Gottes willen, nein! Mein Dad ist mit mir böse, weil ich diesen Sommer meinen Abschluss auf der University of Virginia machen sollte, aber ich hatte nicht alle Kurse, die ich dazu gebraucht hätte. Nicht ansatzweise. Dad sagt, dass es an der Zeit sei, dass ich echte Arbeit kennenlerne und was mich erwartet, wenn ich den Studienabschluss im Frühjahr nicht schaffe.“
    Er war so freundlich, so ehrlich, dass Nancy fast vergaß, schüchtern oder nervös zu sein. „Und, hast du etwas Neues gelernt?“
    „Ehrlich? Nein. Nichts, außer dass ich die Gegend hier mag. Dan hat mich als Küchenhilfe angestellt, weißt du, Kartoffeln schälen und Mais pulen, Töpfe und Pfannen schrubben. Den Teil mag ich nicht. Aber ich fahre gern herum, wenn ich nicht arbeiten muss. Ich gehe gern wandern und so.“
    „Warum hast du die Uni geschmissen?“
    „Oh, trinken, feiern. Frauen. Unterricht, den ich besser fand als Buchhaltung und Betriebswirtschaftslehre.“ Er grinste und zuckte mit den Schultern.
    Sie versuchte sich vorzustellen, so viel Zeit und Freiheit zu haben. Arbeiten und zur Abendschule zu gehen waren wie eine Verlängerung der Highschool, als sie nie Zeit hatte, das zu machen, woran sie Spaß hatte oder um sich zu vergnügen. Die wenigen Verabredungen mit Jungs, die sie hatte, waren nicht sehr aufregend gewesen. Außerdem war der Schreibmaschinenkurs nicht der Ort, wo man annehmbare junge Männer kennenlernte.
    „Du siehst nachdenklich aus.“
    Sie bemerkte, dass er sie anstarrte. „Überhaupt nicht.“
    „Doch. Gehst du aufs College? Ist das dein Sommerjob?“
    Einen Augenblick lang überlegte sie, ob sie lügen sollte, aber Helen hatte ihr eingebläut, dass Ehrlichkeit zählte. Und außerdem war sie sich in diesem Moment nicht sicher, ob sie sich überhaupt so konzentrieren konnte, dass sie sich in erfundenen Geschichten nicht selbst widersprach. „Ich arbeite drüben in der Grundschule. In der

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