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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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ihre Mutter hatte darauf bestanden, dass sie im Sommer am Stand verkaufte. Wie hätte sie das ablehnen können? Sie hasste es, auf der Farm zu arbeiten, aber Nancy wusste auch, dass der Gemüsegarten einen beträchtlichen Anteil an Helens Einkommen ausmachte. Gleichgültig, wie sehr sie mit ihrer Mutter stritt – und sie stritten sich nicht selten –, es tat ihr leid, dass ihre Mutter so schwer arbeiten musste. Sie konnte es nicht zulassen, dass sie noch mehr schuftete. Also würde sie diesen Sommer hier arbeiten, ohne etwas zu verdienen. Aber das war hoffentlich das letzte Mal.
    Nancy hatte sich zwei Zeitschriften mitgebracht. Auf der einen starrte die arme Jackie Kennedy vom Titelblatt. Aber bevor sie den Artikel lesen konnte, musste sie erst einmal den Stand für den Tag herrichten. Sie stellte die zwei Werbetafeln auf, die auf das Büdchen hinwiesen. Sie bestanden ausje zwei Holzrahmen, die mit einem Scharnier in einem Winkel aufgestellt werden konnten. Dann sammelte sie den Abfall aus der Auslage: Maisblätter, überreife Früchte. Danach schnappte sie sich Putztücher und einen Wassereimer, den sie im Hof mit Wasser gefüllt hatte, und begann zu schrubben, indem sie gleichzeitig die Früchte abstaubte und sortierte.
    Es machte ihr Spaß, die Auslage schön zu gestalten. Es war die einzige Arbeit hier, die sie ertrug. Im Herbst polierte sie Äpfel und schichtete sie zu Pyramiden auf. Die rote Seite nach außen, so sahen sie am hübschesten aus. Jetzt war die Zeit für Tomaten, und sie behielt die größten, die das strahlendste Rot hatten, um sie oben auf die Gemüsekisten zu legen. Weiter nach unten legte sie die kleinen, grünen Früchte. Sie hatte herausgefunden, dass Auberginen mit ihren violettschwarzen Schalen am besten aussahen, wenn sie neben grüner Paprika lagen. Später würde es auch roten Paprika geben, dann wollte sie die Auberginen zwischen die grünen und roten Früchte platzieren, damit alles noch besser aussah.
    Sie war gerade dabei, Maiskolben in einer Reihe auszurichten, als ein Auto heranfuhr. Der Stand lag ziemlich dicht am Skyline Drive, so dass manchmal Touristen vorbeikamen und etwas kauften. Aber die nahe gelegenen Städtchen mit ihren Geschäften, Banken und Sehenswürdigkeiten zogen sie am meisten an. In Toms Brook konnte man höchstens wohnen und vielleicht in die Kirche gehen, mehr gab es hier einfach nicht. Es gab eigentlich nichts außer einigen alten Häusern mit großen Veranden vor der Haustür. Dort saßen die Leute und starrten die Leute an, die auf ihrer Veranda auf der Straßenseite gegenüber saßen und wiederum zurückstarrten.
    Nancy hatte diesen Wagen nie zuvor gesehen, es war ein glänzendes rotes Cabrio mit einem riesigen Kühlergrill und einer weiß lackierten Verzierung auf der Seite. Niemand, den sie kannte, hatte ein Auto, das auch nur halb so schick war.
    Die Tür sprang auf, und ein junger Mann, der ungefähr so alt war wie sie, kletterte heraus und stellte sich neben sein Fahrzeug, um sich den Vorderreifen anzuschauen. In ihren Augen wirkte er so exotisch wie sein Auto: breitschultrig, glatt rasiert und seltsam selbstbewusst. Als er sich zu ihr umdrehte, sah sie den Kontrast, den seine kurzen braunen Haare und seine braunen Augen, die unter dunklen Augenbrauen verborgen waren, sowie seine gerade Nase darstellten. Und als er zu grinsen anfing, zeigte sich eine Reihe absolut gerader Zähne.
    „Es gab so viele Schlaglöcher, dass ich dachte, ich hätte vielleicht einen Platten. Aber es ist einfach nur die Straße. Die muss neu asphaltiert werden.“
    „Das muss sie seit einer Ewigkeit“, sagte Nancy und versuchte, ihn nicht anzustarren. Obwohl sie damit beschäftigt war, ihn nicht anzustarren, bemerkte sie sein frisch gebügeltes Hemd und die messerscharfe Bügelfalte in seiner beigen Hose. Ihr fiel auf, dass er ein wenig wie Ricky Nelson ohne Schmollmund aussah, aber all seinen glamourösen Glanz versprühte.
    „Ist ja auch egal. Ich soll ein paar Pfund Tomaten kaufen. Ich arbeite diesen Sommer drüben im Dan-D-Restaurant. Die Küche braucht Tomaten für Salat.“
    Sie kannte das Dan-D. Sie versuchte, sich ihn dort vorzustellen, aber es gelang ihr nicht. Das Dan-D war ein normales Restaurant, das nicht weit vom Fluss entfernt war. In der Nähe, in Richtung Wald, gab es einige Sommerhäuschen, die an Touristen vermietet wurden. Es war die Sorte Unterkunft, die Leute wie ihre Mutter mieten würden, um sich ein paar Tage Urlaub zu gönnen.
    „Hier gibt’s

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