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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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drehte ihm den Rücken zu. „Es war nicht meine Absicht. Ich hatte es nie darauf angelegt, schwanger zu werden.“
    „Ich bin noch nicht einmal mit der Universität fertig.“
    „Glaubst du, das wusste ich nicht?“
    „Ich hatte mich gerade entschieden weiterzumachen …“
    Er brachte den Satz nicht zu Ende. „Jetzt ist es ja auch egal.“
    „Was wolltest du weitermachen?“
    Er antwortete ihr nicht.
    „Was wolltest du weitermachen?“, bohrte sie weiter.
    „Im letzten Jahr habe ich mein Hauptfach gewechselt. Mein Vater wollte, dass ich den Abschluss in Buchhaltung oder in Wirtschaft mache, damit ich in sein Geschäft einsteigen kann. Er ist Finanzberater, der beste in Richmond. Aber ich habe das Hauptfach gewechselt, ohne es ihm zu sagen. Ich dachte, ich wollte Förster werden. Er fand es erst heraus, als ich ihm sagte, dass ich die Abschlussprüfungen nicht wie vorgesehen machen konnte. Deswegen hat er mich über den Sommer hergeschickt. Er sagte, er würde nur die Studiengebühr für diejenigen Kurse bezahlen, die ich für den Abschluss in Wirtschaft oder Buchhaltung brauchte. Ich solle mich entscheiden, ob ich nach seinem Willen studiere oder gar nicht.“
    Billy hatte etwas Ähnliches schon vorher angedeutet, aber Nancy hatte die einzelnen Teile der Geschichte nicht zusammenfügen können. „Und wie hast du dich entschieden?“
    „Offensichtlich habe ich mich dazu entschieden, mein Leben zu verpfuschen. Deines zu verpfuschen. Das Leben eines Babys zu verpfuschen.“
    „Wirst du es deinen Eltern erzählen?“
    Seine Augen wurden groß, als könne er nicht glauben, was sie ihn gerade gefragt hatte. „Was glaubst du?“
    Sie wusste es nicht. Sie kannte ihn nicht richtig gut. Sie lachten gemeinsam, hatten wundervollen Sex miteinander, redeten über Dinge, die folgenlos blieben. Aber sie kannteBilly Whitlock nicht richtig. Was die Dinge anging, die wirklich wichtig waren, war er für sie ein Fremder.
    „Ich besorge dir einen Termin beim Arzt. Irgendwo, wo dich niemand kennt“, fügte er hinzu, als sie ansetzte, ihn zu unterbrechen. „In Ordnung? Das machen wir als Erstes. Dann sehen wir weiter.“
    „Ich werde es nicht loswerden.“
    Er stieß sich vom Wagen ab. „Das habe ich nicht gesagt.“
    „Es ist mir egal, ob du jemanden findest, der Abtreibungen vornimmt. So eine Art Mensch bin ich nicht.“
    „Welche Art Mensch bist du?“
    Nancy hatte Angst, dass sie selbst es nie herausfinden würde. Sie hatte das Gefühl, dass die ganze Entwicklung, die sie diesen Sommer durchgemacht hatte, verpufft war. Und nun würde alles, was sie war und wie sie war, sich um das neue Leben in ihrem Bauch drehen.
    „Ich möchte jetzt nach Hause gehen“, sagte sie.
    „Was wirst du deiner Mutter erzählen?“
    „Dass du eine Erkältung bekommst und dass ich mich nicht anstecken möchte.“
    „Wäre es nicht toll, wenn alles so einfach wäre?“
    Irgendwie schaffte es Billy, ihr gleich am nächsten Tag einen Termin bei einem Arzt in Winchester zu besorgen. Die Untersuchung dort ergab, dass sie tatsächlich schwanger war, die Niederkunft würde im März sein. Sie war gesund, jung und stark. Nach Meinung des Arztes sollte es keine Komplikationen geben. Nancy fand diese letzte Bemerkung komisch, die er während des kurzen Gesprächs machte.
    Als sie aus der Praxis kam, wartete Billy vor der Tür. Sie erzählte ihm das Ergebnis der Untersuchung und zeigte ihm das Rezept für ein Vitaminpräparat, das sie während der Schwangerschaft einnehmen sollte, sowie die Karte mit ihremnächsten Termin. Billy nickte kurz, hielt ihr die Tür der Corvette auf, fuhr sie nach Hause und setzte sie im Hof ab.
    „Ich melde mich“, sagte er, als er um den Wagen herumging, um ihr die Tür zu öffnen.
    „Billy, sollten wir uns nicht unterhalten?“
    „Ich muss erst über alles nachdenken. Gib mir ein wenig Zeit, ja?“
    Er war kurz angebunden, aber nicht direkt unhöflich.
    „Kann ich dich erreichen?“ Sie sah, dass er zögerte, als sei es das Letzte, was er tun wollte, ihr die Telefonnummer seiner Familie zu geben. Mit einer Grimasse holte er ein Stückchen Papier hervor und notierte die Nummer.
    Billy gab ihr den Zettel. „Ruf nicht an, es sei denn, es ist ein Notfall.“
    „Ich würde sagen, das hier ist ein Notfall, oder?“
    „Ich sagte, ich melde mich, und das werde ich auch tun.“
    In der darauffolgenden Woche wurde ihre Übelkeit immer schlimmer, aber Nancy verbarg ihren Zustand vor Helen, die so sehr damit beschäftigt

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