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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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war, Essen für die Familie heranzuschaffen. Ihre Mutter schien also nichts zu bemerken. Sie schien darüber erleichtert zu sein, dass Billy nicht mehr kam, und ließ Nancy mehr Freizeit, nun, da der Sommer zu Ende ging und im Moment nicht mehr so viel auf dem Hof zu tun war. Nancy verbrachte die Zeit damit, sich zu ärgern und in ihrem Zimmer auf und ab zu gehen. Sie musste erst dann wieder zur Schule, wenn der Unterricht für die Kinder aufs Neue begann. Nancy schien das Lichtjahre weit weg zu sein.
    Billy rief eine Woche später an, als Helen nicht zu Hause war. Nancy bemerkte, dass er in der ersten Minute des Gesprächs versuchte herauszufinden, ob das Baby wie durch ein Wunder verschwunden sei.
    „Würde das das Leben nicht einfacher machen?“, fragteNancy. „Es tut mir leid, aber ich kann das Baby nicht wegzaubern, indem ich es mir einfach wünsche. Ich weiß, dass dir das am liebsten wäre.“
    „Ach komm, Nancy, erzähl mir nicht, dass es nicht auch dir das Liebste wäre.“
    „Wenn das alles ist, was du in der letzten Woche getan hast, Billy, nämlich zu hoffen, dass ich in der Zwischenzeit eine Fehlgeburt hatte, dann solltest du vielleicht dein Hirn zu etwas anderem nutzen. Man wird es bald sehen können. Meine Röcke werden mir allmählich zu eng, ich musste an zweien schon den Knopf versetzen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich so zurück zur Arbeit gehen kann, wenn das Schuljahr wieder anfängt.“
    „Ich ruf dich in einigen Tagen wieder an.“
    Aber er rief nicht an. Am Ende der darauf folgenden Woche war Nancy außer sich. Sie rief sogar bei ihm zu Hause an und hinterließ ihm eine Nachricht bei einer Frau, die Billy den „jungen Mr. Whitlock“ nannte und mit einem breiten Akzent sprach. Kurz bevor Nancy wieder auflegen wollte, sagte sie: „Er wird eine ganze Weile nicht hier sein, vielleicht versuchen Sie es einmal an der Universität.“
    Nancy legte auf. Sie war fassungslos. Billy war schon wieder zurück am College. Es war ihm gleichgültig, ob sie das wusste. Er war zurück an der Universität von Virginia, ohne ihr ein Wort zu sagen, und weil er hoffte, sie würde ihn nicht finden, und das Baby würde sich einfach in Luft auflösen.
    An diesem Abend lag sie im Bett und weinte, bis sie eingeschlafen war. Am Morgen war ihr klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Bevor sie es ihrer Mutter sagen würde und bevor sie einen ganz neuen Weg für ihr Leben einschlagen würde, musste sie Billy noch einmal von Angesicht zu Angesicht entgegentreten. Sie musste ihn bitten, ihr zu helfen. Es war schließlich auch sein Baby. War es gerecht, sie mitden Konsequenzen allein zu lassen?
    Sonntags war ihr Gemüsestand geschlossen. Nancy ließ sich eine Ausrede einfallen, um nicht mit Helen zur Kirche gehen zu müssen. Sobald ihre Mutter das Haus verlassen hatte, fuhr sie mit dem alten Pick-up zu einem Mädchen, das sie noch aus der Highschool kannte. Patricia war nicht sehr von der Idee begeistert, dass Nancy ihr Auto leihen wollte, schon gar nicht, als sie hörte, wie weit sie damit fahren wollte. Aber als Nancy ihr die Uhr in die Hand drückte, die sie von Helen zum Schulabschluss bekommen hatte, war sie einverstanden. Nancy versprach ihr, dass sie die Uhr behalten dürfe, wenn Nancy nicht mit zwanzig Dollar zurückkäme, um sie wieder auszulösen.
    Es dauerte Stunden, bis Nancy in Charlottesville ankam. Sie kannte sich hier nicht aus. Die alten Gemäuer der Universität beachtete sie nicht, als sie endlich auf dem Unigelände angekommen war. Sie fragte sich zum Haus der Zeta-Psi-Studentenverbindung durch, die Billy einige Male erwähnt hatte, und parkte den Wagen ein wenig die Straße hinunter. Bis zur Haustür ging sie zu Fuß.
    Das Mädchen, das ihr sagte, wie sie zum Verbindungswohnhaus käme, erwähnte, dass es aussehe wie ein kleineres Monticello, aber das sagte Nancy nichts. Sie war nie zuvor in Charlottesville gewesen und kannte daher nicht das Heim des ehemaligen Präsidenten Jefferson. Sie glättete ihren Rock und sah noch einmal nach, dass ihre Bluse ordentlich saß, bevor sie klopfte.
    Sie war sofort ein wahrer Renner: Junge Männer flirteten mit ihr und boten ihr an, sich mit Billy um ihre Hand zu duellieren. Einige gaben sogar vor, noch nie seinen Namen gehört zu haben. Aber schließlich ging jemand los, um Billy zu holen, und dann stand er plötzlich oben an der Treppe in Shorts und einem Basketballtrikot.
    Er war höflich, nahm sie beim Arm und führte sie von seinen

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