Sommer der Entscheidung
Verbindungsbrüdern weg und hinaus in den Garten, noch bevor sie sich von ihnen verabschieden konnte. Er sagte zunächst gar nichts, bis sie weit genug vom Haus entfernt waren. Sie standen in einem Areal, das aussah wie ein kleiner privater Park.
„Wie hast du herausgefunden, wo ich wohne?“, fragte er.
„Jemand bei dir zu Hause sagte mir, du seiest wieder zurück an die Uni gegangen.“
„Hast du mit meinen Eltern gesprochen?“
„Du meinst, ob ich ihnen erzählt habe, dass sie bald Großeltern werden?“ Sie schüttelte den Kopf.
Als er nichts sagte, fügte sie hinzu: „Du hast gesagt, du würdest dich melden. Ich habe dir geglaubt.“
„Du hast auch geglaubt, ich würde dich nicht schwängern.“
Und so weit war es nun gekommen. Sie fragte sich, ob Billy ihr gerade versuchte zu sagen, dass sie ihm nicht vertrauen könne, dass er nicht vorhabe, ihr zu helfen und dass er sich nicht umstimmen ließe. Seine Eltern waren reich. Sie könnten sich Anwälte nehmen. Zum ersten Mal fragte sich Nancy, ob es ein Fehler war, ihn zu konfrontieren. Vielleicht würde er das Kind haben wollen oder sie dazu zwingen, es zur Adoption freizugeben, weil sie nicht in der Lage war, es aufzuziehen. In ihrem Kopf schwirrten verschiedene Möglichkeiten herum.
„Es tut mir leid“, sagte er, bevor sie sich weiter den Kopf zerbrechen konnte.
„Ich habe versucht, mir darüber klar zu werden, was weiter passieren soll. Ich hätte dich anrufen sollen, um dir das zu sagen. Aber als ich wieder hier war, musste ich mich erst wieder eingewöhnen und alles erklären …“
„Wem alles erklären?“
Er sah sie nicht an. „Einem Mädchen aus Richmond. Wir waren genadelt.“
„Genadelt?“
„Ich habe ihr meine Nadel von der Studentenverbindung gegeben.“
„Ihr wart so etwas Ähnliches wie verlobt?“
„Nicht ganz. Nun schau doch nicht so.“
„Du meinst, du hattest eine feste Freundin, während du mit mir geschlafen hast?“
„Wir hatten uns getrennt, oder fast, kurz bevor das Semester zu Ende war. Ich habe nun endlich Schluss gemacht, das ist alles.“
„Warum? Warum hast du mit ihr Schluss gemacht?“
Er sah sie an. „Weil ich Vater werde. Glaubst du, sie wäre im Moment gerne mit mir zusammen?“
Die richtige Antwort hätte lauten müssen: „Weil ich dich heiraten werde.“ Nancy überkam wieder die Übelkeit wie eine Welle. Sie war erschöpft, sie hatte Angst, und sie war mit ihrer Weisheit am Ende.
Sie lehnte sich gegen einen Baum, ließ den Kopf an dem Stamm ruhen und schloss die Augen. In ihrem Kopf drehte sich alles. Außer einem trockenen Stück Toast hatte sie noch nichts gegessen, und sie hatte stundenlang in dieser Mühle von Auto gesessen, um herzufahren. Sie war nahe daran zusammenzubrechen.
„Weißt du, was das für mich bedeutet? Ich bin eine unverheiratete Mutter. Niemand wird mich jemals wieder ansehen. Ich werde nie wieder ich selbst sein, sondern nur ‚die Tochter von den Henrys‘.“ Sie lachte verbittert auf. „Und das Baby? Das Baby wird ‚der Bastard von den Henrys‘ sein!“
„Für wen hältst du mich eigentlich? Ich lasse kein Kind von mir so aufwachsen.“
„Nein?“ Nancy öffnete die Augen und starrte ihn an. „Washast du also vor?“ All die schrecklichen Szenarien, die in ihrem Kopf herumspukten, fielen ihr jetzt ein. „Weil, wage es nicht – wage es ja nicht –, Billy Whitlock, mir das Kind wegzunehmen. Du magst vielleicht reich sein, und vielleicht hat deine Familie viel zu sagen in Richmond, aber bevor das passiert, werde ich so weit fortgehen, dass du mich nie wiedersiehst. Und wenn du versuchst, mich daran zu hindern, wenn du das versuchst, dann … dann bringe ich mich um, bevor ich es zulasse, dass du es tust!“
Sie war so nahe an einem Nervenzusammenbruch wie noch nie in ihrem Leben. Als er an sie herantrat, schubste sie ihn fort. „Das ist mein Baby, du Hurensohn!“
„Reiß dich zusammen!“ Er griff nach ihren Händen.
„Was ist los, Herr Student? Wird dir das wahre Leben hier etwa zu viel?“
Er starrte sie an, seine Augen funkelten böse. Dann ließ er ihre Hände los. „Wir werden sofort heiraten. Ich habe versucht, die Dinge zu regeln, Nancy. Ich habe versucht, das Beste daraus zu machen. Und das ist die einzige Möglichkeit, wie wir es hinbekommen können. Aber schlag dir das eine aus dem Kopf – ich bin nicht reich. Meine Familie ist reich, und sie werden toben. Sie werden uns keine nette kleine Wohnung bezahlen, bis ich mit dem Studium
Weitere Kostenlose Bücher