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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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in dieser Truhe sein?“
    „Hört sich logisch an“, bemerkte Tessa.
    „Was ihr aber nicht wisst, ist, dass er mir den Stoff gab, als ich fast zwanzig war. Das war damals nicht so jung. Nicht so jung, wie es heutzutage ist. Ich war nicht wirklich hübsch, aber immerhin gab es Männer, die es auf mich abgesehen hatten. Aber es gab nur einen, der mich interessierte, und der hatte nichts, was er mir hätte geben können. Jedenfalls dachte er das.“
    Tessa nahm ihren Kaffeebecher in beide Hände und sah ihre Großmutter über den Rand hinweg an. Vor einer Stunde hatte sie noch geglaubt, sie könne keine weitere Sekunde ihres Lebens überstehen. Aber nun, hier in der Küche, die nach Kaffee duftete und wo auf der einen Seite des Tisches ihre Großmutter und auf der anderen ihre Mutter saß, sah die Welt ein wenig anders aus.
    Sie fragte sich, ob es genau das war, was Mack so vermisste. Dieses Gefühl, dass einem Menschen wichtig waren und man ihnen auch wichtig war, einfach deswegen, weil man zur selben Zeit am selben Ort saß und einander Geschichten erzählte, über die Vergangenheit sprach, dasselbe Blut durch die Adern floss. War sein Bedürfnis so simpel?
    Und gleichgültig, wie sehr sie sich dagegen auflehnte, spürte sie nicht auch genau dieses Bedürfnis?
    Dieses E-Book wurde von "Lehmanns Media GmbH" generiert. ©2012

13. KAPITEL
    I n den letzten zwei Jahren waren die Bewegungen von Delilah deutlich langsamer geworden. Manchmal konnte sie morgens nicht mehr aufstehen. Im Winter 1938 hatte Scharlach zwei Kinder aus der Gegend und einen alten Mann, der in der Nähe des Flusses wohnte, hinweggerafft. Delilah war schon seit Tagen krank, und Helen hatte sie aufopfernd gepflegt. Nachdem ihr Fieber gesunken war, dachten alle, sie würde sich schnell wieder erholen, aber die Krankheit zog sich in die Länge.
    Als die Monate, in denen sie krank war, zu Jahren wurden, hatten Helen und ihre Brüder die meisten Aufgaben übernommen, die Delilah sonst erledigt hatte. Schwach und furchtbar blass kochte sie immer noch das Essen und machte ein wenig sauber.
    Aber Helen machte Frühstück, kümmerte sich um den Gemüsegarten und weckte das meiste allein ein, wenn ihr nicht ihre Tanten zur Hand gingen. Sie gab den Schweinen Futter, molk die Kuh, fütterte die Hühner und wusch und bügelte alle Kleider.
    Sie war zur Frau herangewachsen, aber sie hatte herzlich wenig Zeit, darüber nachzudenken, was das bedeutete. Junge Männer kamen zu Besuch; mit ihnen sprach sie auch nach dem Gottesdienst oder wenn im Herbst die Familien und Nachbarn zusammenkamen, um Apfelkompott einzumachen oder Schweine zu schlachten. Bis auf weiteres lag ihre Zukunft in Toms Brook, wo sie sich um ihre Mutter kümmern musste.
    Helen hatte einen anderen Grund, geduldig zu sein. Ihre Welt war klein. Andere Mädchen beschwerten sich darüber,dass es in diesem isolierten Winkel der Welt keine fremden Männer gab. Die Jungs, mit denen sie aufgewachsen waren, interessierten sie weniger als Jungs, die sie nie kennenlernen würden. Aber Helen war es egal, ob direkt hinter den Bergen alle Jungs der Welt auf sie warteten. Sie wusste, welchen sie wollte.
    Sie musste nur Fate Henry davon überzeugen, dass er ihr genug zu bieten hatte.
    Am Morgen vor Weihnachten humpelte Delilah in die Küche und machte eine Handbewegung, die bedeutete, Helen solle ruhig sein. „Ich fühle mich heute kräftig genug, Lenny. Ich habe dir versprochen, dass ich Erdnusshäufchen mache, und das tue ich jetzt.“
    „Ich hatte gehofft, du würdest mich dieses Mal die Kekse machen lassen“, sagte Helen. „Ich muss es doch lernen, oder nicht?“
    „Du könntest sie mit geschlossenen Augen machen, aber ich bin es leid, die ganze Zeit nichts zu tun. Ich hätte niemals gedacht, dass ich einmal wie eine nutzlose alte Henne enden würde, die keine Eier mehr legen kann.“
    „Du bist nicht nutzlos, Ma. Du musst dich nur ausruhen, damit du wieder gesund wirst.“
    Delilah sah ihrer Tochter direkt in die Augen. „Das wird nicht mehr passieren. Wir beide wissen das, und es ist an der Zeit, dass wir nicht mehr so tun, als lägen die Dinge anders. Ich habe immer mehr Schmerzen, und die Medizin, die mir der Doktor gegeben hat, hilft nicht mehr. Die Wahrheit ist – und ich möchte, dass du mir zuhörst –, ich glaube nicht, dass ich das nächste Weihnachten mit euch feiern werde. Ich möchte deshalb die Kekse nur noch zum letzten Mal selbst machen.“
    Delilah sprach sonst nicht so viel, aber dies

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