Sommer der Liebe
Schildchen hatte. Gus hatte sich gerade Sportshorts vorgenommen und sich ein neues Namensschild von der Rolle auf dem Tisch abgeschnitten.
»Du kannst ja tatsächlich nähen!«, sagte Sian ehrlich beeindruckt.
»Was bedeutet, dass ich euch an Rorys erstem Schultag begleite.« Gus klang entschlossen.
»Also gut.« Sie seufzte. »Wenn ich gewusst hätte, wie geschickt du mit der Nadel umgehen kannst, hätte ich dich alle Namensschilder annähen lassen«, fügte sie hinzu.
Er runzelte die Stirn. »Du bist doch nicht sauer, weil ich nähen kann, oder? Was ist los mit dir?«
»Deine Freundin Melissa. Sie war es, die eben angerufen hat.« Sian berichtete ihm von dem Gespräch.
»Das ist ärgerlich, aber keine wirkliche Überraschung, oder?«
»Eigentlich nicht. Ich wusste ja, dass sie die Küche renovieren will.«
»Ich glaube, du hast Hunger und bist deshalb überreizt«, sagte Gus und stand auf. »Mein Motto lautet: ›Streite nie mit einer hungrigen Frau.‹ Ich werde dir etwas zu essen zubereiten.«
Sie versuchte, nicht zu lachen, bis er das Zimmer verlassen hatte.
Die Namensschilder waren fertig angenäht, als er mit zwei gefüllten Tellern zurückkam.
»Kein Wunder, dass du so schlechter Laune bist. Es gibt keine Lebensmittel in diesem Haus!«
»Was hast du denn dann da auf dem Teller?«
»Bohnen auf Toast, mit Käse überbacken, aber ich musste auch das Brotknäppchen dazu verwenden.«
»Braver Junge.« Beim Anblick der Bohnen überfiel sie der Hunger regelrecht.
»Dann lass es dir schmecken.« Er goss noch etwas Wein in ihr Glas.
Als er die zweite Scheibe Bohnen auf Toast aß, stellte sie fest: »Du warst auch hungrig.«
»Das bin ich immer.«
»Wie Rory.« Dann stand sie hastig auf und wünschte, sie hätte das nicht gesagt. »Ich hole uns Nachtisch.«
»Ha! Ich wette, du wirst nichts finden.«
Zum Glück stieß sie nach dieser voreiligen Ankündigung auf Eis und die Zutaten für Schokoladensoße. Sie röstete schnell ein paar Mandeln und mischte dann alles miteinander.
»Ta-da! Eis mit Nüssen und Schokoladensoße«, verkündete sie stolz, als sie die Gläser ins Wohnzimmer trug.
»Wow! Mein Lieblingsnachtisch.« Gus nahm sein Glas und steckte strahlend den Löffel hinein. Es war fast so, als hätte sie eine ältere Version von Rory im Haus. Vater und Sohn waren sich wirklich beängstigend ähnlich.
Als sie ihren Löffel vorsichtig am Rand in das Glas schob, um nichts zu verschütten, fiel ihr Blick auf den Skizzenblock, der auf dem Tisch lag. »Sieh einmal an, du hast herumgeschnüffelt.«
»Ja«, erwiderte er unverfroren. »Du bist richtig gut! Ich meine, du kannst zeichnen und nicht nur malen«
Sie nahm sich einen Moment Zeit für ihre Antwort. »Ja. Oft kommt das eine vor dem anderen. Aber nicht immer«, fügte sie hinzu.
»Zeichnen erscheint mir immer wie Zauberei. Ich bin da einfach völlig unbegabt. Und jeder, der zeichnen kann, ist für mich ein Zauberer.«
»Wir haben alle unsere Talente. Ich habe dieses Gefühl bei Mathe.« Sie nahm ihren Skizzenblock und blätterte ihn durch. »Und du kannst schreiben.«
»Kann ich das? Mein Agent war zwar ziemlich enthusiastisch, und das Schreiben macht mir auch Spaß, aber ich habe irgendwie kalte Füße bekommen. Ich meine, es ist etwas ganz anderes, über Überlebenstraining zu schreiben, als sich mit dem, was die Natur einem bietet, in der Wildnis wirklich gut durchzuschlagen.«
»Aber es gibt Fotos? Du hast gesagt, du hättest ganz viele.«
»Ja, das stimmt. Das Buch wird sehr hübsch bebildert sein, mit vielen Farbbildern von wunderschönen Sonnenuntergängen und so etwas, aber die Techniken – und die sind es, die ich den Lesern eigentlich vermitteln will – werden aufgrund meiner sprachlichen Inkompetenz verlorengehen.«
»Dann brauchst du Zeichnungen!«
Er sah sie an. »So ist es.«
Zu spät wurde ihr klar, dass sie sich vielleicht ein wenig zu vorschnell zu etwas bereit erklärt hatte. »Und du möchtest, dass ich die Zeichnungen anfertige?« Sie versuchte zu verbergen, wie sehr sie sich auf diese Aufgabe freute.
»Na ja, wenn du Zeit hast. Ich weiß, das ist vielleicht ein bisschen langweilig.«
»Gar nicht! Ich finde es sehr spannend!« Plötzlich kam es ihr dumm vor, ihre Begeisterung vor ihm zu verbergen.
»Ich kann dich nicht bezahlen …«
»Also ehrlich, Gus! Du musst dir über so etwas keine Gedanken machen, bis du dein Buch verkauft und ein bisschen Geld verdient hast.«
»Ich werde dich in Naturalien
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