Sommer der Liebe
hast natürlich auch einen Daddy …«
»Und das bin ich!«, rief Gus, der offensichtlich nicht länger an sich halten konnte. »Wie findest du das?«
»Cool«, sagte Rory, der immer noch mit dem Drachen spielte. »Kriege ich dann jetzt ein Messer? Tom in der Spielgruppe hat auch eins von seinem Daddy bekommen.«
Sian wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie war nicht sicher, welche Reaktion sie von Rory erwartet hatte, aber diese war nicht bei den Szenarien gewesen, die sie sich ausgemalt hatte.
»Zu deinem nächsten Geburtstag, Kumpel, wenn du wirklich, wirklich vorsichtig damit bist«, versprach Gus.
Fiona und Sian sahen sich an und lachten.
»Ich glaube, es ist Zeit für ein Glas Wein«, verkündete Fiona.
Gus brachte Sian und Rory später nach Hause. Als der Junge zum Haus vorlief, küsste Gus sie. Irgendwann ließ er sie los und sagte: »Wir sehen uns morgen. Um halb neun?«
Sian nickte und schaute ihm nach, als er kehrtmachte und nach Hause ging. Was ging wirklich in seinem Kopf vor? Sie war verwirrter als je zuvor. Er hatte sie die ganze letzte Woche vollkommen ignoriert und dann so getan, als wäre nichts gewesen. Hatte er sie einfach nur ausgenutzt, als sie zusammen gewesen waren? Oder war er wirklich so nett und liebevoll, wie er manchmal wirkte? Es war so lieb von ihm gewesen, Rory den Drachen zu schenken! Gus schien wirklich ein guter Vater sein zu wollen, doch wie stand er zu ihr, Sian? Was empfand er für sie?
Nachdem sie Rory ein Abendbrot zubereitet, ihn dann ins Bett gebracht und noch einmal mit ihm darüber geredet hatte, wie schön es in der Schule sein würde, beschloss Sian, an der Spielzeugkommode weiterzuarbeiten, die sie Jody als Dankeschön schenken wollte. Es war genau das, was sie brauchte, um sich abzulenken.
Gus kam am nächsten Morgen pünktlich um halb neun, und die drei machten sich gemeinsam auf den Weg. Es versprach ein schöner Tag zu werden, und Rory war glücklich über seine Schuluniform, die aus grauen Shorts und einem blauen Pullover bestand. Er hatte seinen nigelnagelneuen Tornister auf dem Rücken, den Penny ihm gekauft hatte und der bis heute Morgen versteckt gewesen war. In der Brotdose lag, unter dem Pausenbrot versteckt, der Drache Bill.
Sian trug Rorys Sportsachen in dem Beutel, auf den Rorys Name gestickt war. Sie hatte überlegt, auch noch einen kleinen Drachen daraufzusticken, der zu dem auf seinem Namensschild passte, die Idee aber dann verworfen. Und außerdem würde Rory den Drachen vielleicht entwachsen, obwohl sie das wegen Bill nicht hoffte.
»Das einzige Problem an der Schule ist, dass da auch Mädchen hingehen«, sagte Gus.
»Ja, ich weiß. Aber Annabelle ist auch ein Mädchen. Und sie ist meine Freundin.«
»Mein Bruder und ich fanden Mädchen immer komisch«, fuhr Gus unbeeindruckt fort. »Wir kannten keine, bis wir in die Grundschule kamen, und dann wurden wir aufs Internat geschickt, wo es wieder keine gab. Das erklärt eine Menge.« Er sah Sian bedeutungsvoll an.
Sie lächelte, wie von ihr erwartet wurde, froh darüber, dass Gus da war, um sie davon abzuhalten, allzu sentimental zu werden.
Rory entdeckte seine Klassenlehrerin, die mit einigen Kindern aus seiner Klasse vor der Schule wartete. Er rannte auf sie zu und winkte seinen Eltern noch einmal lässig zu. »Ciao!«, rief er.
Gus und Sian sahen sich an. »Wo hat er denn das her?«, fragte Sian.
»Von mir nicht, Schatz.« Gus nahm ihre Hand. »Möchtest du, dass ich dabei bin, wenn Melissa mit ihrer Abriss-Mannschaft vorbeikommt?«
Sian war diese öffentliche Liebesbezeugung etwas peinlich. Die anderen Mütter hatten sie schließlich als eine alleinstehende Frau kennengelernt. Gott sei Dank bog in diesem Moment Jody um die Ecke!
»Hey, ihr! Gus, wie schön, dass du Sian beistehst, und wie typisch von den kleinen Biestern, dass sie einfach reinrennen und uns gar nicht mehr beachten! Kommt ihr noch mit auf einen Kaffee?«
»Nein, danke«, antwortete Sian. »Melissa hat sich angekündigt. Sie misst das Haus aus.«
»Gus? Du wärst auch eingeladen«, sagte Jody.
Er schüttelte den Kopf. »Ich muss noch arbeiten. Aber danke für das Angebot.« Er wandte sich an Sian. »Könntest du noch kurz mit zu Mum kommen? Sie möchte gern von dir hören, wie es Rory ergangen ist.«
Sian sah auf die Uhr. »Okay, aber es ist keine Zeit für einen Kaffee oder einen Tee. Ich habe nur noch eine halbe Stunde.«
»Wie ist es gelaufen?«, fragte Fiona, als sie in die Küche
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