Sommer der Liebe
und betrachtete ihn dann noch einmal genauer. Es war tatsächlich so. Richard trug einen schönen Anzug und sah auf eine angenehme Art und Weise gepflegt und wohlhabend aus. »Neues Auto?«, fragte sie. Sie hielt sich gut, fand sie. Sie konnte eine weltgewandte Frau sein und mit einem attraktiven Mann, den sie mochte, einen Abend verbringen.
»Ja. Ich dachte, es wäre an der Zeit, mir mal etwas Luxuriöseres zu gönnen. Und hinten ist genug Platz für einen Kindersitz.«
Sian dachte kurz an Gus’ alten Land Rover und kam zu dem Schluss, dass sie Richards neuen Audi schöner fand. Sie beschloss allerdings, die Bemerkung über den Kindersitz zu ignorieren.
»Ich kann nicht glauben, dass ich noch nie in deinem Haus war«, sagte Sian und blickte die Einfahrt hinauf, an deren Ende ein etwas protziges rotes Backsteinhaus mit einem Ziegeldach stand.
»Du wohnst noch nicht so lange hier, und ich war so viel unterwegs. Gefällt es dir?« Er hatte das Auto angehalten, kurz nachdem sie durch das elektronische Tor gefahren waren.
Sian musste lachen. Sie fühlte sich wie Elizabeth Bennet in Stolz und Vorurteil bei ihrem ersten Blick auf Pemberley. »Ich fand diese Architekturperiode immer besonders schön.« Sie hoffte, dass Richard sie nicht nach dem Grund für ihre Erheiterung fragen würde.
»Edwardianisch. Ich stimme dir zu. Ich wollte einen Ort, an dem ich mich wirklich ausbreiten kann.«
»Dann hast du das Haus noch nicht so lange?« Seltsam, dass wir nie darüber gesprochen haben, dachte sie nun.
»Ich besitze es seit ungefähr fünf Jahren, aber ich bin erst kürzlich wieder eingezogen, wie du weißt.« Er zog die Handbremse an. »Es war vermietet. Ich habe allerdings viel renoviert.«
Richard schloss die Haustür auf und ließ Sian eintreten.
Er gab ihr ein Glas Champagner. Die Flasche holte er aus einem sehr schicken Designer-Kühlschrank, der in einem Alkoven direkt hinter der Haustür stand, umgeben von mehreren Weinregalen. Dann nahm er sein eigenes Glas und führte Sian herum.
Sie fingen in der großen holzvertäfelten Halle an. Für Sians Geschmack war sie ein bisschen dunkel, aber der Parkettboden glänzte und brachte die Perserteppiche gut zur Geltung. »Und das hier ist das Wohnzimmer«, fuhr er fort und öffnete eine Tür zur Rechten.
Der Raum war riesig und hatte ein Erkerfenster am Ende mit dicken zurückgebundenen Brokatgardinen mit Fransen und passenden Kissen auf der Fensterbank. Der Kamin war gemauert und umgeben von Ledersofas, auf denen noch mehr Kissen lagen. Überall standen Kerzen, und im Kamin war bereits Holz aufgeschichtet.
»Wir zünden ihn später an, wenn uns kalt ist. Komm, ich zeige dir die Küche.«
Am Herd stand eine junge Frau, die in einem Topf rührte. »Das ist Joy«, erklärte Richard. »Sie kocht manchmal für mich. Joy, das ist Sian.«
»Es riecht köstlich«, sagte Sian und lächelte, während sie die Marmorarbeitsplatte, die Kochinsel und den gefliesten Boden betrachtete. Es war alles wunderschön arrangiert, aber irgendwie traf es nicht wirklich Sians Geschmack.
»Ich werde Ihnen nicht verraten, was es gibt«, erklärte Joy. »Aber ich bin sehr zufrieden damit.« Joy lächelte. »Richard, vergessen Sie nicht, Sian die Speisekammer zu zeigen.«
Er vergaß es nicht. Und er vergaß auch nicht, ihr den Gästetrakt zu zeigen, das Spielzimmer mit dem Billardtisch und das Schwimmbad im Garten. Draußen deutete er auf einen kleinen Stalltrakt. »Mag Rory Ponys?«
»Und wie«, antwortete Sian und dachte an seine Enttäuschung, als er auf dem Reiterfest nicht auf einem hatte reiten können. Wenn Richard sie beeindrucken wollte, dann war ihm das gelungen.
»Es gibt Platz für jeweils ein Reittier für euch beide, falls du auch ein Pferd haben möchtest.«
»Richard, ich weiß nicht, was ich sagen soll!« Sie war wirklich sprachlos.
»Sag einfach Ja zu einem weiteren Glas Champagner«, meinte er lächelnd, »und mach dir über mehr im Moment noch keine Gedanken.«
Sie gingen zurück ins Wohnzimmer, wo jemand, vermutlich Joy, das Licht gedimmt, die Kerzen angezündet und ein Feuer im Kamin angezündet hatte. Es wirkte alles sehr gemütlich.
Sian ließ sich von Richard noch einmal nachschenken und machte es sich auf dem Sofa gemütlich. »Ich hatte keine Ahnung, dass du so …«
»… wohlhabend bist? Reich?« Er lachte und setzte sich neben sie. »Mach dir darüber keine Gedanken. Ich arbeite hart, und ich werde gut dafür bezahlt.«
»Offensichtlich. Der Champagner
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