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Sommer der Liebe

Sommer der Liebe

Titel: Sommer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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aus irgendeinem Grund hatte sie es immer vor sich hergeschoben. Lag es daran, dass sie so mit Gus beschäftigt gewesen war, dass sie gar nicht an Richard gedacht hatte? Oder war es Feigheit? Oder, und das fühlte sich wie der eigentliche Grund an, konnte sie sich einfach nicht entscheiden?
    Mit Richard Kontakt aufzunehmen, half vielleicht. Er verstand es so gut, sie zu beruhigen. Und deshalb tippte sie drauflos, ohne lange zu überlegen, ob es wirklich vernünftig war, Richard auch noch in diese unglückliche Sache mit hineinzuziehen:
    Lieber Richard, wann kommst du noch mal zurück? Es fühlt sich an, als wärst du schon eine Ewigkeit fort. Ich vermisse dich.
    Sie blieb noch eine Weile im Internet, betrachtete ihre Webseite und überlegte, ob sie sie vielleicht noch einmal auf den neuesten Stand bringen sollte, als ihr Mail-Account Laut gab. Richard hatte zurückgeschrieben.
    Hey! Lustig, dass du mir gerade jetzt schreibst, ich bin auf dem Weg zum Flughafen. Komme morgen zurück. Kannst du einen Babysitter organisieren? Ich würde dich gern zu mir zum Essen einladen.
    Es gab eine Million Gründe, warum sie das ablehnen sollte. Es war Rorys erste Woche in der Schule, es war unglaublich kurzfristig für einen Babysitter, und sie wollte eigentlich auch mal früh schlafen gehen. Und sie wusste, dass sie nur noch mehr Entscheidungen würde treffen müssen, wenn sie Richard wiedersah. Aber nachdem sie Gus mit Melissa gesehen und Melissa ihre schlimmsten Befürchtungen indirekt bestätigt hatte, hatte Sian irgendwie das Gefühl, dass sie jemanden brauchte, der wirklich an ihr interessiert war. Ihr war nicht klar gewesen, wie sehr sie insgeheim gehofft hatte, Gus hätte sich geändert, dass sie sich auf ihn verlassen konnte und sie vielleicht auch in seinen Zukunftsplänen vorkam. Dass er bereit war, sesshaft zu werden. Wie sehr sie sich getäuscht hatte! Er war immer noch der risikobereite, abenteuerlustige Mann, als den sie ihn damals kennengelernt hatte. Es fühlte sich an, als hätte ihr jemand in den Magen geboxt. Sie hatte Gus alles gegeben, und er hatte es einfach genommen und war gegangen. Vielleicht würde ein Wiedersehen mit Richard ihr helfen, die Dinge wieder klarer zu sehen.
    Fiona versprach ihr, auf Rory aufzupassen, und so sagte Sian Richard zu. Die Bereitwilligkeit, mit der Fiona sich als Babysitter angeboten hatte, hatte Sian nur in der Überzeugung bestärkt, dass Gus jetzt mit Melissa zusammen war und dass Fiona deswegen ein schlechtes Gewissen hatte.
    Richard bestand darauf, Sian abzuholen. Sie gab sich mit ihrem Aussehen sehr viel Mühe, schminkte sich sorgfältig und zog ihr schwarzes Lieblingskleid an. Es endete über dem Knie und hatte einen schmeichelhaften Wasserfallkragen, der ein wenig Dekolleté zeigte. Dann wurde ihr klar, dass sie eine Strumpfhose dazu tragen musste. Als Sian in eine schwarze Nylonstumpfhose schlüpfte, war sie versucht, darin einen symbolischen Akt zu sehen: Sie war bereit, sich von den lässigen Sommerklamotten eines Mädchens zu trennen und sich wieder wie eine erwachsene Frau zu kleiden. Die hochhackigen Schuhe verstärkten dieses Gefühl. Sie war eine starke Frau, die alles unter Kontrolle hatte. Kein verwirrtes, verletzliches Mädchen, das jeden Moment zusammenzubrechen drohte.
    »Du siehst super aus, Mummy«, sagte Rory von seinem Bett aus. Fiona, die vor einer halben Stunde gekommen war, lag neben ihm, bereit für eine ganze Reihe von Gutenachtgeschichten.
    »Ja! Wirklich toll!«, bestätigte sie.
    »Jetzt tut nicht so überrascht! Ich kann mich ein bisschen hübsch machen, wenn ich will.«
    »Ich weiß«, sagte Fiona, »du siehst nur so … na ja, anders aus.« Etwas an Fionas Ton schien anzudeuten, dass ihre Freundin die »alte Sian« hübscher gefunden hatte.
    Als Sian in Richards Auto stieg, das neu und sehr luxuriös war, beschloss sie, dass sie sich wirklich ändern wollte. Sie wollte nicht mehr die dumme, romantische und idealistische Sian sein, sondern würde sich zwingen, ein bisschen pragmatischer und vernünftiger zu denken. Die Sache mit der Liebe wurde sowieso überbewertet. Es war ohnehin nur eine chemische Reaktion. Das würde bald vorübergehen. Sian verdrängte den Gedanken daran, dass diese Liebe während der letzten fast sechs Jahre allerdings nicht vorübergegangen war.
    »Du siehst absolut umwerfend aus!«, sagte Richard, als er Sian in den Wagen half und sich neben sie setzte.
    »Du siehst aber auch ziemlich heiß aus«, erwiderte sie fröhlich

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