Sommer der Liebe
ist köstlich.«
»Sian, Liebes, du siehst aus, als fühltest du dich nicht wohl. Ist das Kissen zu dick? Ich hole dir ein kleineres.«
»Nein.« Sie hielt ihn am Handgelenk zurück, als er aufspringen wollte. »Mir geht es gut. Ich bin nur ein bisschen überwältigt.«
Er lächelte. »Aber auf eine gute Weise, hoffe ich?«
»Es ist ein wunderschönes Haus!«, erwiderte sie zögernd.
»Doch du hast keine Ahnung, was ich während der letzten halben Stunde anzudeuten versucht habe? Es tut mir leid«, sagte er und schien sich selbst plötzlich unbehaglich zu fühlen. »Ich bin nicht sehr gut in diesen Dingen.«
Sian versteckte sich hinter ihrem Glas. Irgendwie wusste sie, was jetzt kommen würde.
»Ich wollte eigentlich bis nach dem Essen warten, aber ich kann das, was ich dir vorschlagen wollte, auch genauso gut jetzt loswerden.«
Oh, bitte nicht!, dachte Sian. Sag nichts, was bedeutet, dass ich eine Entscheidung treffen muss, die ich noch nicht treffen kann! Sie wünschte, sie könnten hier einfach sitzen wie alte Freunde und sich über Alltägliches unterhalten. Er sah sie an. Ein Lächeln lag auf seinem freundlichen, attraktiven Gesicht – und Sian hätte am liebsten die Flucht ergriffen. Sie zwang sich, das Lächeln zu erwidern. Ich kann das, redete sie sich gut zu und umklammerte ihr Champagnerglas, als wäre es die Sicherheitsstange einer Achterbahn. Sie fühlte sich vom Leben beängstigend herumgewirbelt.
Richard nahm einen Schluck Champagner und verkündete: »Ich möchte, dass du mit Rory bei mir einziehst. Wie du gesehen hast, habe ich genug Platz. Du könntest deine eigenen Zimmer bekommen und alles, ich würde nichts von dir erwarten.«
Das war nicht das, was sie erwartet hatte, aber sie fürchtete, dass Richard mit seinen Ausführungen noch nicht fertig war. Wollte er wirklich nur Mitbewohner und bot ihr nichts weiter an als ein Dach über dem Kopf?
»Meinst du das ernst? Dass wir in getrennten Bereichen wohnen könnten?«
»Na ja, ich meine … natürlich mit der Zeit …« Er nahm ihre Hand, und Sian zwang sich, sie nicht zurückzuziehen. Er war so nett. »Wenn du nicht bald eventuell auf der Straße sitzen würdest«, fuhr er lächelnd fort, »dann würde ich dir noch ein bisschen länger den Hof machen, doch ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass du mit Rory in irgendeiner Bruchbude wohnst, wenn ich all das hier habe, das ich mit dir teilen könnte.«
»Aber wir wären schon zurechtgekommen. Wir werden zurechtkommen«, sagte sie leise.
»Das werdet ihr, wenn ihr hier bei mir wohnt. Ich würde mich gern um dich kümmern, Sian – und um Rory. Es gibt hier einen wunderbaren großen Schuppen, in dem du arbeiten könntest. Doch du müsstest auch nicht arbeiten. Du würdest nie mehr arbeiten müssen, wenn du nicht willst. Ich kann dir alles geben, Sian, wenn du es annimmst.«
Sie blickte diesen netten Mann an, der ihr schon so oft geholfen hatte. Jetzt bot er ihr sein Haus als neues Heim an und, wenn sie es wollte, mehr als das: sich selbst.
Es war ein sehr großzügiges Angebot. Aber konnte sie es annehmen? Es hätte so viele Vorteile, vor allem für Rory. Und sie mochte Richard wirklich sehr. Vielleicht würde sich diese Zuneigung irgendwann in echte Liebe verwandeln, wenn sie es versuchte. Sian zweifelte inzwischen daran, dass das, was sie für Gus empfand, »wahre Liebe« war. Es war nur Lust, ein tödlicher Hormoncocktail, der ihr Gehirn auf fatale Weise außer Gefecht setzte. Und Gus war ein Windhund, ein Abenteurer, der das Leben genoss, wann immer sich eine Gelegenheit dazu bot. Vielleicht sollte sie einmal ihrem Verstand folgen anstatt ihrem Herzen, das sie schon einmal so schlimm im Stich gelassen hatte.
Richard legte seine Hand auf ihre. »Das hier ist ein tolles Haus, ich weiß, aber es braucht eine Familie, um es mit Leben zu füllen.«
Sian wollte nicht darüber nachdenken, ob sie dieses Haus wirklich so toll fand, doch bei dem Wort »Familie« zuckte sie leicht zusammen. Sie konnte sich vorstellen, dass Richard und Rory gut miteinander auskommen würden, sah sich jedoch selbst nicht als Teil dieses Trios, weil sie keine Beziehung zu einem Mann eingehen konnte, den sie nur sehr mochte.
Aber vielleicht würde es gehen. Vielleicht sollte sie wie immer zuerst an Rory denken. Ihm eine unbeschwerte, finanziell abgesicherte Zukunft bieten. Sie und Richard waren beide vernünftig, sie würden sich gegenseitig ihre Freiheiten lassen.
Vielleicht konnte sie hier wohnen und
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