Sommer der Liebe
amüsieren wollten. Beide sind keine aufmerksamen Zuhörer, da werden Sie mir zustimmen. Aber sie haben förmlich an Mr. Berresfords Lippen geklebt! Wenn Sie mir das Klischee verzeihen«, fügte sie hinzu, weil sie das Gefühl hatte, ein wenig übertrieben zu haben.
»Und sein Schreibstil ist exzellent«, fügte sein Agent hinzu. »Darüber waren wir uns ja einig. Wir brauchen nur …«
»Ein bisschen mehr Pfiff«, warf eine junge Frau in einer engen weißen Bluse mit einem tiefen Ausschnitt ein. »Für den Mrs. Bishop sorgen wird, wie ich glaube!«
Sian lächelte sie breit an und beschloss, dass sie dieser Frau sofort eine Niere spenden würde, sollte sie jemals eine brauchen. »Nennen Sie mich ruhig Sian.«
»Äh …«, sagte ein Mann mit braunen Locken, »würden Sie uns dann mal einige Ihrer Illustrationen zeigen?«
Sian holte ihr Skizzenbuch heraus. »Natürlich habe ich nicht viel dabei. Gus und ich …« – sie wurde ein bisschen rot, hoffte jedoch, dass es niemandem auffiel – »… hatten zuletzt nicht viel Zeit, zusammen zu arbeiten, aber ich liebe ihn … ich meine, ich liebe das Projekt, das Konzept von Gus als den neuen Abenteurer.«
Sie kramte verlegen nach einem Taschentuch, während die Verlagsleute ihre Zeichnungen betrachteten.
»Ja«, sagte Gus und schaute sie jetzt direkt an. »Manchmal muss man auf jemanden setzen und nicht immer den sicheren Weg wählen, selbst wenn es auf den ersten Blick vernünftiger zu sein scheint.«
»Genau.« Sian nickte und hielt Gus’ Blick fest, ohne auf die anderen im Raum zu achten, »es macht einem vielleicht Angst, doch letztlich ist das Risiko viel geringer, als man denkt. Die langweilige Variante ist gefährlicher.«
Gus’ Agent räusperte sich.
Ein anderer Mann, der bisher geschwiegen hatte, beugte sich vor. »Wie es scheint, haben wir hier einen sehr leidenschaftlichen Autor, ein fantastisches Projekt und eine Illustratorin, die ungewöhnlich engagiert ist.« Er zog Sians Skizzenbuch zu sich herüber und blätterte es durch. »Das gefällt mir!«
Es war die Zeichnung von Rory.
»Oh«, entfuhr es Gus nach einem Augenblick, nachdem auch er die Zeichnung betrachtet hatte. »Das ist Rory.«
Sian und er sahen sich für einen Moment in die Augen. Sian schluckte und hoffte, dass man ihr die Gefühle, die in ihr tobten, nicht anmerkte.
»Ist das Ihr Sohn, Angus? Sind Sian und Sie …?«, fragte eine Frau, die sich bisher noch nicht zu Wort gemeldet hatte. Sie trug ein sehr schickes Kostüm in der Farbe reifer Tomaten, hatte schwarze lockige Haare und war perfekt geschminkt. »Interessant.«
Gus’ Agent runzelte die Stirn. »Ich wusste nicht, dass du eine Partnerin hast, Angus.«
»Derzeit ist unsere Beziehung rein beruflich«, erklärte Sian und wandte den Blick von Gus ab.
»Aber das ändert sich vielleicht?«, beharrte die Frau in dem roten Kostüm.
»Na ja, das Privatleben der beiden tut bei einem solchen Meeting ja eigentlich nichts zur Sache«, wandte Gus’ Agent ein.
»Aber das würde dem Projekt noch etwas mehr Würze geben«, erwiderte die Frau augenzwinkernd.
Sian war verwirrt über die Richtung, in die das Gespräch auf einmal lief. Es kam ihr ein wenig unorthodox vor, in einem Meeting über das Liebesleben des Autors zu sprechen, doch wenn es dabei half, das Buch zu verkaufen, sollte es ihr recht sein. Sian überlegte. Das ganze Meeting hatte mit ihrer Ankunft eine bizarre Wendung genommen. Als Sian jetzt in die Gesichter der Versammelten blickte, wurde ihr klar, dass sie offenbar alle in ihren Bann geschlagen hatte – auf positive Weise. Denn sie lächelten sie an.
Ein Mann mit Hosenträgern räusperte sich. »Ob Sie beide nun ein Paar sind oder nicht, ich glaube, ich kann voller Überzeugung sagen, dass wir Ihnen bald ein Angebot vorlegen werden. Wir müssen das noch genau durchrechnen und mit der Marketing-Abteilung einige Details besprechen, aber ich habe da ein sehr gutes Gefühl. Wirklich, ein sehr gutes.« Er strahlte in die Runde und stand dann auf, um anzudeuten, dass das Meeting vorbei war.
Gus’ Agent küsste Sian auf beide Wangen. »Sie haben im perfekten Moment einen Hasen aus dem Hut gezaubert! Bis dahin lief es nach der anfänglichen Begeisterung eher mäßig. Man konnte merken, dass dem Meeting die Energie fehlte.«
»Sian, das ist Rollo Cunningham, mein Agent«, erklärte Gus. »Der Beste, den es gibt. Behauptet er jedenfalls. Rollo, das ist Sian, meine … na ja, sie ist meine …«
»Illustratorin reicht
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