Sommer der Liebe
starten?«
»Lass uns lieber fahren. Rory geht es offensichtlich gut, und ich muss noch einiges aufbauen. Kann ich dir hinterherfahren? Du kennst dich ja aus.«
»Klar. Ich hole nur schnell die Schlüssel. Es ist schade, dass wir nicht mit einem Auto fahren können.«
Sian grinste. »Es ist aber gut, dass wir so viel Ware haben, dass sie nicht in einen Wagen passen. Sonst wäre unser Stand ein bisschen leer.«
Der Kunsthandwerksmarkt war zum Teil überdacht, und die Stände waren bereits aufgebaut. Jody fuhr direkt zum Eingang und erfuhr von einer Frau in Jeans und einem recht zerschlissenen Top, welcher ihr Verkaufsstand war. Jody kam zu Sians Wagenfenster.
»Wir können die Sachen hier abladen und dann die Autos parken«, erklärte sie. »Annie wird darauf aufpassen, damit nichts gestohlen wird.«
Sian hatte eine ganze Menge kleiner bemalter Möbelstücke dabei, darunter einen Hocker, Tische und kleinere Kommoden genauso wie eine größere Frisierkommode – noch ein Möbelstück, das Fiona ihr geschenkt und das Sian besonders schnell bemalt hatte. Da bereits viele Leute auf dem Gelände herumliefen und damit beschäftigt waren, ihre Stände möglichst interessant zu gestalten, lud Sian rasch den Wagen aus.
»Wow, das sieht alles toll aus!«, rief Jody, nachdem sie die Hälfte des Standes mit ihren hübschen Kissen gefüllt hatte.
»Deine Kissen sind himmlisch. Vielleicht sollten wir ein Bett zusammen restaurieren. Du suchst einen schönen Stoff für die Kissen aus, und ich male das Kopfteil des Bettes entsprechend an.« Sian ordnete den Bereich, auf dem sie ihre Tür-Namensschilder bemalen wollte, zum fünfzehnten Mal neu. »Ich hoffe nur, dass auch ein paar Kunden kommen. Es wäre peinlich, wenn gar keiner die Schilder haben will.«
Jody lachte. »Hast du schon jemals deine eigenen Sachen verkauft?«
»Ich habe einige Aufträge gehabt, aber ich glaube, das ist nicht das Gleiche. Meine Kunden bitten mich normalerweise zu sich, wenn sie eine meiner Arbeiten kaufen wollen. Ich muss meine Kunst nie wirklich anpreisen.« Zweifel beschlichen Sian, und sie fühlte sich mit einem Mal ernüchtert.
»Was ist los?«
»Ich glaube, ich kann das nicht …«
Dieser Aspekt des Kunsthandwerksmarktes war Sian nicht bewusst gewesen. Dass sie mit den Leuten reden und sie überzeugen musste, bei ihr etwas zu kaufen, hatte sie im Vorfeld wohl verdrängt. »Ich fürchte, ich würde doch lieber wieder nach Hause fahren.«
»Das kannst du aber nicht.« Jodys Stimme klang streng. »Besorge uns was Heißes zu trinken und ein Schinken-Sandwich, dann fühlst du dich gleich besser.«
»Glaubst du?«
»Ja. Und wenn du dann immer noch nervös bist, dann tauschen wir.«
»Wie meinst du das?«
»Ich verkaufe deine Arbeiten und du meine Kissen.«
Die Idee gefiel Sian. »Dann erkläre ich den Frauen, die vorbeikommen, dass sie unbedingt neue Kissen brauchen, um ihr Wohnzimmer aufzupeppen, und dass du genau die richtigen dafür hast?«
»Genau! Und jetzt lauf und besorg uns was Heißes zu trinken! Komm, ich gebe dir Geld!« Sian war bereits auf dem Weg. »Nein, lass nur! Ich habe genug!«, rief sie über die Schulter zurück.
Jody war eine brillante Verkäuferin. Sie sprach eine vorbeigehende Frau mittleren Alters an, die den »Fehler« machte, eine Sekunde neben dem Stand stehen zu bleiben.
»Ich wette, Sie haben ein Kind, für das Sie ein Geschenk brauchen?«
Die Frau hielt inne und nickte vorsichtig.
»Und ich wette, es hat bereits alles, was sein kleines Herz begehrt – viel mehr Spielzeug, als gut für das Kind ist?«
Erfreut, endlich einmal die Gefühle zum Ausdruck bringen zu können, die sie sonst für sich behielt, holte die Frau Luft. »Ja, genauso sehe ich das! Kinder brauchen nicht all diese teuren Spielzeuge, um glücklich zu sein. Ein paar gute, qualitativ hochwertige Sachen können eine ganze Kindheit lang halten.«
»Ist es ein Enkel, für den sie etwas suchen?« Jody hakte schamlos weiter nach. Sian versteckte sich hinter dem Stapel mit Kissen.
»Es ist das kleine Mädchen meiner Patentochter. Sie hat alles, sogar ein Pony. Es gibt wirklich nichts mehr, was ich ihr noch kaufen könnte.«
»Warum nehmen Sie nicht ein Namensschild für ihre Kinderzimmertür?«
Sians Anspannung wuchs.
»Sie hat schon eins«, sagte die Frau.
Halb enttäuscht, halb erleichtert, seufzte Sian.
»Meine Kollegin hier könnte den Namen auch auf einen dieser Kästen schreiben. Wie wäre es damit?«
Oh Gott, dachte Sian, ich
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