Sommer der Liebe
grundiert und ein bisschen dekoriert werden. Als sie Rory aus seinem Sitz hob, stellte sie fest, dass sie sich jetzt auf den Markt freute. Jody hatte recht, es würde viel Spaß machen. Zwei neue Projekte an einem Tag: Die Dinge entwickelten sich eindeutig zum Positiven. Zumindest, was die Arbeit anging. Richard würde sich bestimmt für sie freuen. Sie würde es ihm erzählen, wenn sie das nächste Mal mit ihm sprach.
Am folgenden Tag spielte Rory sicher und glücklich bei Jody. Sian machte sich auf den Weg zu den Lewis-Jones. Nach einiger Mühe fand sie das Haus von Melissas Eltern, aber sie hatte sich verspätet. »Es tut mir so leid, ich habe mich verfahren!«, sagte sie, als Veronica sie zur Begrüßung auf die Wange küsste und in ihr riesiges Haus aus erneuerten Cotswolds-Steinen führte. Sian sah sich staunend um. Und sie hatte schon Fionas Haus für groß gehalten!
»Machen Sie sich keine Gedanken«, erwiderte Veronica. »Ich verfahre mich auch immer, wenn ich irgendwo das erste Mal bin. Möchten Sie einen Kaffee? Harold hat eine unglaubliche Maschine, die innerhalb von Sekunden einen Cappuccino kocht.«
Sian lachte. »Nein, danke. Ich glaube, ich sollte mir sofort die Schränke ansehen. Ich habe schon genug Zeit verloren.«
Sie stiegen eine Treppe hinauf, auf der ein dicker nilgrüner Teppich lag. In meinem Haus würde er höchstens fünf Minuten sauber bleiben, dachte Sian. Vielleicht tauschten die Lewis-Jones ihn wegen unschöner Flecken alle paar Jahre aus.
Melissas Zimmer war perfekt: groß, mit Fenstern auf beiden Seiten, einem riesigen Bad und einer Schrankwand, in der die gesamte Frühjahrskollektion eines kleineren Modehauses Platz gehabt hätte.
»Das Zimmer ist großartig! Ich kann nicht glauben, dass Sie daran etwas ändern wollen«, sagte Sian und blickte sich ehrfürchtig um.
»Ja, aber es muss modernisiert werden. Es langweilt mich ein bisschen. Lissa meint, Ihre Arbeiten seien ganz wundervoll. Ich möchte, dass dieser Raum einzigartig wird.«
»Ist er das nicht schon? Hell, mit Bad und Einbauschränken: Das ist das Traumgebäude jedes Maklers! Die Schränke zu bemalen könnte den Wert des Hauses mindern.«
»Aber wir wollen doch nicht ausziehen.« Veronica lächelte. »Zeigen Sie mir Ihr Portfolio. Ich möchte sehen, was Sie mit den Schränken vorhaben.«
Sian erwiderte das Lächeln. Sie hatte ihre Warnung nicht ausgesprochen, um sich und ihre Arbeit interessanter zu machen, doch offenbar war ihr das gelungen. »Okay.«
»Kommen Sie, trinken wir eine Tasse Tee, wenn sie keinen Kaffee mit Milchschaum möchten. Ich kann es kaum erwarten, mir die Fotos Ihrer Arbeiten anzusehen!«
Eine Stunde später stieg Sian wieder gut gelaunt in ihren Wagen. Sie hatte mit Veronica einen Plan entworfen. Die Einbauschränke würden sehr hübsch werden, aber nicht so ausgefallen sein, dass die Leute davon abgeschreckt wurden. Sie hatten mit der Idee gespielt, ein Einhorn aus einem schneebedeckten Birkenwald herausschauen zu lassen, dann jedoch beschlossen, dass wilde Rosen, die sich um den Schrank wanden, besser passen würden als eine Illusionsmalerei. Allerdings überlegte Veronica jetzt ernsthaft, ein solches Motiv im Esszimmer zu realisieren. »Ich finde die William-Morris-Tapeten langsam wirklich langweilig. Sie sind ziemlich düster.«
Sian war rundherum zufrieden. Jetzt hatte sie vielleicht genug Arbeit bis zum Jahresende!
An diesem Abend ging Sian in den Schuppen und suchte sich die passenden Holzbretter heraus. Rory, der schon bei Jody gegessen hatte, spielte glücklich im Garten. Sian hatte die Bretter erst kürzlich entdeckt. Es waren Reste eines Bodenbelags, aber sie waren neu und splitterfrei. Ihr Vater hatte ihr bei ihrem Umzug seine Stichsäge geschenkt, die nun zum Einsatz kam. Geschickt sägte Sian so viele Türschilder-Rohlinge aus wie möglich. Als sie alle Bretter verwertet hatte, waren es zwanzig Schilder. Das sollte reichen, beschloss Sian.
Sie hatte die meisten Türschilder bereits mit einer Grundierung überzogen, als Fiona anrief.
»Könntest du mit Rory vielleicht kurz bei uns vorbeikommen? Ich muss mich ausruhen, aber Angus ist voller Tatendrang. Er will unbedingt den Dachboden aufräumen, und ich fühle mich verpflichtet, ihm zu helfen. Aber wenn du auf einen Besuch vorbeikommst, habe ich einen Grund, eine Pause zu machen.«
Es wäre so einfach gewesen, die Ausrede vorzubringen, dass Rorys Tag sehr lang gewesen war. Doch Sian hörte sich selbst sagen: »Sehr
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