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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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hatte gesagt, daß Dale derjenige war, der Mr. Ashley-Montague besuchen mußte.
    Mike zuckte die Achseln. »Denk doch mal nach! Wir können alles andere erst durchziehen, wenn wir ganz sicher sind. Der reiche Typ könnte uns sagen, ob wir recht haben.« Das überzeugte Dale nicht. »Und wenn nicht?« »Dann nutzen wir das Camping als Test«, sagte Mike. »Aber es wäre viel besser, wenn wir Bescheid wissen, ehe wir gehen.« Dale rieb sich den verschwitzten Nacken und sah zum Wasserturm und den Maisreihen dahinter. Der Mais reichte ihm jetzt über den Kopf, eine grüne Mauer, die den Stadtrand bildete und hinter der nur noch langsames Wogen und Schatten zu sehen waren. »Kommst du mit?« fragte er Mike. »Ich meine zu Ashley-Montagues Haus.«
    »Nn-nnn«, sagte Mike. »Ich versuche, die andere Person zu finden, von der ich gesprochen habe. Ich möchte versuchen, an die Sachen ranzukommen, von denen Mrs. Moon gesprochen hat. Und ich glaube, Pater C. wird mich brauchen.«
    »Ich gehe mit dir«, bot Kevin sich an.
    Dale ging es augenblicklich besser, aber Mike sagte: »Nein. Du mußt mit deinem Dad im Milchlaster fahren und alles vorbereiten, wie wir es besprochen haben.«
    »Aber ich muß doch erst am Wochenende wirklich was mit dem Laster machen ...«, begann Kev.
    Mike schüttelte den Kopf. Sein Tonfall duldete keinen Widerspruch. »Aber du mußt heute nachmittag allein den Laster saubermachen, ihm nicht nur helfen. Wenn du das die ganze restliche Woche über machst, wird er sich am Samstag nichts weiter dabei denken.«
    Kevin nickte. Dale fühlte sich erbärmlich.
    »Ich komme mit«, sagte Harlen.
    Dale betrachtete den schmächtigen Jungen mit dem hinderlichen Gips. Der Anblick munterte ihn nicht besonders auf.
    »Ich auch«, sagte Lawrence.
    »Auf gar keinen Fall«, meinte Dale, mit einemmal ganz der große Bruder. »Du bist der Späher, weißt du nicht mehr? Wie sollen wir den Abdeckereilaster finden, wenn du ihn nicht suchst?«
    »Och, Scheiße«, sagte Lawrence. Er sah über die Schultern zu ihrem Haus, das hundertfünfzig Meter entfernt unter den Bäumen stand, als könnte ihre Mutter es gehört haben. »Verdammte Scheiße«, bekräftigte er dann.
    Jim Harlen lachte entzückt. »Und verflucht noch mal obendrauf«, fügte er hinzu.
    »Das mit dem Camping gefällt mir nicht«, sagte Kevin in durch und durch geschäftsmäßigem Ton. »Daß wir alle so vereint sind.«
    Mike lächelte. »Ich werde nicht mit dir vereint sein.«
    »Du weißt, was ich meine.« Kevin klang ehrlich besorgt.
    Mike wußte es. »Darum glaube ich, daß es funktioniert«, sagte er leise und malte weiter Kreise und Pfeile in den Sand. »Wir sind ohne unsere Eltern und so nicht oft zusammen gewesen.« Er blickte auf. »Aber es muß vielleicht nicht sein, wenn Dale - und Jim -Informationen von Ashley-Montague bekommen, die uns sagen, daß es nicht nötig ist.«
    Dale sah immer noch zu den fernen Feldern; sein Blick war besorgt. »Das Problem ist, ich weiß nicht, wie ich heute nach Peoria kommen soll. Meine Mom wird mich nicht fahren... der alte Buick würde es nicht schaffen, selbst wenn sie wollte ... und Dad ist bis Sonntag unterwegs.«
    Kevin kaute einen gewaltigen Batzen Kaugummi. Er drehte sich um und spuckte ihn über die Schulter. »Wir fahren nicht oft nach Peoria. Zu Thanksgiving, zur Nikolausparade. Ich glaube, so lange wollt ihr nicht warten, richtig?«
    Harlen grinste. »Ich habe meine Mom gerade dazu gebracht, von Peoria zu Hause zu bleiben. Wenn ich sie bitten würde, uns zur Villa eines reichen Typen am Grand View Drive zu fahren, würde sie mich wahrscheinlich windelweich prügeln.«
    »Klar«, sagte Mike, »aber würde sie dich danach hinfahren?«
    Harlen maß ihn mit einem mißfälligen Blick. »He, Miko, dein Vater arbeitet doch bei der Brauerei Pabst, oder nicht? Könnten Dale und ich nicht bei ihm mitfahren?«
    »Klar doch, wenn ihr um halb neun fahren und zur Nachtschicht dort sein wollt. Außerdem liegt die Brauerei meilenweit südlich vom Grand View Drive ... ihr müßtet bei Nacht über die Hügelstraße trampen, Mr. A-M zu nachtschlafender Zeit besuchen und warten, bis mein Dad um sieben in der Frühe Feierabend hat.«
    Harlen zuckte die Achseln. Dann strahlte er und schnippte mit den Fingern. »Ich hab' ein Transportmittel, Dale. Wieviel Geld hast du?«
    »Alles in allem?«
    »Ich meine nicht die Aktien deiner Tante Millie und die Silberdollars von Onkel Paul, du Pißkopf. Ich meine Geld, das du sofort beschaffen

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