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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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kannst. Auf der Stelle.«
    »Etwa neunundzwanzig Dollar in meinem Sparstrumpf«, sagte er. »Aber der Bus kommt erst am Freitag wieder, und der würde uns nicht bis...«
    Harlen schüttelte den Kopf und grinste immer noch. »Ich Sprech' nicht von dem Scheißbus, Amigo. Ich spreche von unserem eigenen persönlichen Taxi. Neunundzwanzig Dollar müßten genügen. Hol's der Teufel, ich steuere noch einen bei und runde auf dreißig auf. Wir können heute noch fahren. Wahrscheinlich gleich im Anschluß.«
    Dale spürte, wie sein Herz schneller schlug. Eigentlich wollte er Mr. Dennis Ashley-Montague nicht besuchen, und Peoria schien Lichtjahre entfernt zu sein. »Jetzt gleich? Ist das dein Ernst?«
    »Klar.«
    Dale sah zu Mike, sah die erstaunten grauen Augen seines Freundes, als dieser ihm zunickte: Mach es!
    »Na gut«, sagte Dale. Er drückte Lawrence einen Knöchel auf die Brust. »Du bleibst daheim bei Mom, falls Mike keinen Auftrag für dich hat.« Harlen radelte bereits in Richtung First Avenue. Dale sah die anderen an. »Das ist Wahnsinn«, sagte er aufrichtig.
    Niemand widersprach ihm.
    Dale stieg auf sein Rad und strampelte gewaltig, damit er Harlen einholte.
    C. J. Congden sah sie blinzelnd vor Fassungslosigkeit an. Der pickelige Sechzehnjährige lehnte an der vorderen Stoßstange des aufgemotzten Chevy seines Vaters; Congden hielt ein Bier in der linken Hand, trug die übliche schwarze Lederjacke, ölverschmierte Jeans und Maschinistenstiefel, und sogar beim Sprechen hatte er eine Zigarette im Mundwinkel hängen. »Elende Kacke, was für 'n Scheiß soll ich für euch machen?«
    »Uns nach Peoria fahren«, sagte Harlen.
    »Dich und die Memme da«, höhnte C. J. Jim sah Dale an. »Ja«, sagte er. »Mich und die Memme da.«
    »Und wieviel wollt ihr mir bezahlen?« Harlen warf Dale einen leicht ergebenen Blick zu, als wollte er sagen: Habe ich dir nicht gesagt, daß wir es hier mit einem Gehirnamputierten zu tun haben? »Fünfzehn Mäuse«, sagte er.
    »Leck mich!« höhnte der Teenager und kippte einen Schluck Pabst.
    Harlen zuckte leicht die Achseln. »Wir können vielleicht auf achtzehn Dollar rauf...«
    »Fünfundzwanzig, oder nichts geht«, sagte Congden und schnippte Asche von der Zigarette.
    Harlen schüttelte den Kopf, als wäre das eine astronomische Summe. Er sah Dale an, dann ruderte er mit den Armen, als wäre er übertrumpft worden. »Nun... na gut.«
    Congden sah erstaunt auf. »Im voraus«, sagte er in einem Tonfall, der verriet, daß er den Ausdruck aus Gangsterfilmen hatte.
    »Die Hälfte gleich, die andere nach Ausführung«, sagte Harlen im selben Humphrey-Bogart-Ton.
    Congden sah sie durch den Rauch seiner Zigarette prüfend an, aber offenbar willigten die Killer im Film immer in diese Vereinbarung ein, daher hatte er keine andere Wahl. »Gebt mir die Hälfte!« befahl er. Dale gehorchte und zählte zwölf Dollar und fünfzig Cent aus seinen Ersparnissen ab.
    »Steigt ein!« sagte Congden. Er drückte die Zigarette aus, spuckte über die Schulter, zog die Hose hoch und beobachtete die beiden Jungs, die auf den Rücksitz des mattschwarzen Chevy kletterten.
    »Scheiße, das ist kein Taxi«, fauchte Congden. »Einer von euch kleinen Scheißern fährt gefälligst auf dem Vordersitz mit.« Dale wartete, daß Harlen gehorchen würde, aber Har-len bewegte den gebrochenen Arm in der Schlinge, als wollte er sagen: Ich brauche Platz hierfür, und Dale stieg unglücklich aus und ging zum Beifahrersitz vorne. C. J. Congden warf die Bierdose in den Garten, stieg in den Chevy ein und schlug heftig die Tür zu. Er drehte den Zündschlüssel, worauf der starke Motor brüllend zum Leben erwachte.
    »Sicher, daß dein Daddy dich damit fahren läßt?« fragte Harlen vom vergleichsweise sicheren Rücksitz.
    »Halt dein Scheißmaul, sonst polier' ich dir die Fresse«, sagte Congden über den anschwellenden Motorlärm hinweg, als er hochschaltete.
    Der Teenager rammte den Hurst-Schalthebel nach links vorne, die großen Hinterreifen spritzten Sand und Kies auf die Fassade von Congdens Haus, als der Wagen anfuhr und mit wild quietschenden Reifen auf den Asphalt der Depot Street bog, dann riß Congden das Lenkrad nach links, vollendete eine kreischende Neun-zig-Grad-Wendung und raste dann weiter auf der Depot, bis er zur Broad kam. Dort war die schlitternde Kurve noch ungestümer, Congden brauchte die ganze Breite der Kreuzung, bis er den Wagen wieder unter Kontrolle hatte, kurbelte das Lenkrad vom einen zum anderen

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