Sommer der Nacht
schwer zu sagen -, das ihnen vom Rücksitz eines überladenen DeSoto Baujahr '53 die Zunge herausstreckte.
Sie ruhten sich auf der schattigen hinteren Veranda von Onkel Henry aus, während Tante Lena Limonade machte, sich eine Weile auf den Adirondack-Stuhl setzte und sich über die besten Plätze zum Campen ausließ. Sie fand, die brachliegende Wiese wäre gut -man hatte eine hübsche Aussicht auf den Bach und die umliegenden Hügel, aber die Jungs bestanden darauf, daß sie im Wald campen wollten.
»Wo ist Michael O'Rourke?« fragte sie.
»Oh, der hat noch Arbeit in der Stadt. In der Kirche oder so«, log Jim Harlen. »Der kommt später nach.«
Die vier Jungs brachen gegen drei Uhr zu Fuß nach Osten auf und ließen die Fahrräder in der sicheren Obhut von Tante Lena. Ihre Rucksäcke waren behelfsmäßige Angelegenheiten: Lawrences billiger Pfadfinderrucksack aus Nylon; Kevs Segeltuchseesack der Armee, den er von seinem Dad geborgt hatte und der moderig roch; Dales langer, unhandlicher Matchsack, der besser für einen Kanuausflug als die lange Fahrt geeignet gewesen wäre; und Harlens klobiger Schlafsack, kaum mehr als zwei Decken, die um seinen Plunder gewickelt waren und von schätzungsweise hundert Metern Seilen und Schnüren zusammengehalten wurden. Es waren viele Zwischenhalts erforderlich, um zurechtzurücken und die Ladung anders zu verstauen.
Um halb vier hatten sie den Bach bei der Schmugglerhöhle überquert und waren über den Stacheldrahtzaun am südlichen Rand von Onkel Henrys Anwesen geklettert. Der dichte Wald fing fast unvermittelt an. Hier, nicht mehr im direkten Sonnenlicht, war es kühler, obwohl der Baldachin der Blätter nicht so dicht war, daß nicht schek-kige Abschnitte und ganze sonnenbeschienene Flächen auf dem Boden zu sehen gewesen wären.
Sie rutschten und stolperten den steileren Abschnitt des Hangs zur Kluft nördlich des Friedhofs hinunter -Harlens Schlafsack gab bei diesem Manöver völlig den Geist auf, so daß sie weitere zehn Minuten aufwenden mußten, seinen Kram wieder einzusammeln -, dann passierten sie den Robin Hood-Baumstamm weniger als hundert Meter vom Lager Drei entfernt und wandten sich wieder nach Osten, folgten Viehpfaden den Hügel hinauf und hielten sich dicht am Waldrand, wo ein kleines Sumpfgebiet lag.
Ab und zu hielten sie inne, legten ihre Lasten ab, verteilten sich, wie Mike es ihnen gesagt hatte, nahmen vorher festgelegte Positionen ein und warteten mehrere Minuten so lautlos, wie sie es fertigbrachten. Abgesehen von einer einsamen Kuh, die beim dritten Versuch in ihr Beobachtungsfeld stapfte - und die wesentlich erschrockener als die Jungs selbst wirkte, als sie sie wegscheuchen wollten -, war nichts zu hören oder zu sehen, außer ihnen selbst. Sie streiften die Rucksäcke über die Schultern, hoben Säcke und Schlafsäcke auf und machten sich in den tieferen Wald auf.
Sie machten ein gewaltiges Aufhebens um die Diskussion, wo sie campen sollten, aber in Wahrheit war die Stelle schon am Abend zuvor festgelegt worden. Sie bauten die beiden kleinen Zelte - eines gehörte Kevins Dad, das andere war ein Relikt aus der Vergangenheit von Da-les Vater - am Rand eines kleinen Hains auf einer Wiese etwa fünfhundert Meter nördlich vom Steinbruch und eine Viertelmeile nordöstlich des Friedhofs Calvary auf. Die Gypsy Lane verlief etwa hundertfünfzig Meter westlich von ihnen von Norden nach Süden.
Die Wiese lag an einem sanften Hang, das Gras war nicht ganz kniehoch und durch den heißen Sommer schon zur Farbe von Getreide verdorrt. Grashüpfer sprangen davon, als die Jungs zielstrebig die Zelte aufschlugen, die Grube für das Lagerfeuer aushoben und Steine als Feuerring aufschichteten. Der dichte Wald fing rund zwanzig Meter weiter westlich an, und kaum zwanzig Schritte südlich und östlich. Im Norden verlief unmittelbar am Hügel ein Bächlein, das weiter unten in einen Bach mündete.
Normalerweise hätten sie Robin Hood oder Verstekken gespielt, um sich die Zeit bis zum Abendessen zu vertreiben, aber an diesem Tag lungerten sich nur um das Lager herum oder lagen unter den Bäumen hinter dem Lager und unterhielten sich. Sie versuchten, sich zum Reden in die Zelte zu legen, aber die stickige Hitze unter der Leinwand war zuviel für sie, und die zerknitterten alten Schlafsäcke waren nicht so weich wie das Gras außerhalb.
Dale versuchte, das gestohlene Buch zu lesen. Osiris wurde erwähnt, aber obwohl der Text in Englisch war -weitgehend -, hätte er
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