Sommer der Nacht
seinem Schrank waren die Mädchen nur allein abgebildet, spielten mit ihren Titten und benahmen sich, als wären sie bereit, sich ficken zu lassen.
Harlen spürte sein Herz klopfen, während er darauf wartete, daß im ersten Stock ein Licht angehen würde. Es ging kein Licht an.
Er ging um die Schule herum, wobei er sich dicht am Gebäude hielt, damit sie ihn nicht erkennen konnte, wenn sie zu einem der Fenster heraussah.
Kein Licht., Moment. Da, an der Nordwestseite, war ein Schimmer zu sehen, eine schwache Phosphoreszenz hinter den hohen Fenstern des Eckzimmers. Mrs. Doubbets altem Klassenzimmer. Harlens Klassenzimmer im vergangenen Jahr.
Wie konnte er sehen, was da vor sich ging? Die Türen unten waren abgesperrt, die Kellerfenster mit Metallgittern geschützt. Harlen überlegte sich, ob er die Feuerleiter hoch und durch die Tür gehen sollte, die Old Double-Butt gerade benützt hatte. Dann stellte er sich vor, daß er ihr auf der Feuerleiter begegnete oder - noch schlimmer - im dunklen Flur oben, und gab den Gedanken rasch auf.
Harlen stand einen Augenblick da und sah, wie der Schimmer von Fenster zu Fenster wanderte, als würde die alte Schachtel ein Glas Glühwürmchen durch das Klassenzimmer tragen. Drei Blocks entfernt war Gelächter zu hören; der Film heute abend mußte eine Komödie sein.
Harlen sah an der Ecke des Schulhauses entlang. Dort stand ein Müllcontainer, von dem er auf den schmalen Sims einen Meter achtzig über dem Boden klettern konnte. Am Regenabfluß mit seinen Stahlkammern konnte er zum Sims über den Erdgeschoßfenstern gelangen, zu der Steinverzierung an der Ecke der Schule. Dann mußte er nur weiter an der Regenrinne zwischen den Fensterrahmen aus Stein hinaufklettern, wo er konnte, die Turnschuhe in die Rillen der Verzierung stemmen, wo er sich festhalten mußte, und schon würde er auf dem Sims sein, der um den ersten Stock herum verlief, kaum einen Meter unterhalb der Fenster.
Der Sims war etwa zwölf Zentimeter breit - er hatte ihn lange genug durch das Klassenzimmer betrachtet, das zu wissen, und sogar die Tauben vor dem Fenster mit Resten aus seiner Hosentasche gefüttert, wenn er nachsitzen mußte. Der Sims war nicht so breit, daß man frei darauf stehen konnte - um die Schule herumgehen oder so was -, aber er war breit genug, daß er darauf balancieren konnte, wenn er sich dabei am Regenrohr festhielt, um sich zu stützen. Er mußte sich nur zwei Schritte herübertasten und dann den Kopf heben, damit er durchs Fenster sehen konnte.
Das Fenster, durch das der schwache Schimmer drang, wurde dunkler und wieder heller.
Harlen kletterte auf den Müllcontainer, hielt inne und wieder hoch. Es waren zwei hohe Geschosse ... gut über sechs Meter. Der Boden hier bestand weitgehend aus Kopfsteinpflaster und Kies.
»He«, flüsterte Harlen, »scheiß drauf! Mal sehen, ob du das bringen würdest, O'Rourke.«
Er fing an zu klettern.
Mike O'Rourke kümmerte sich am Abend der Gratisvorstellung um seine Großmutter. Seine Eltern waren zur Knights of Columbus-Tanzveranstaltung im Silverleaf Dance Emporium gegangen - einem altersschwachen Bauwerk unter silbernem Laub zwölf Meilen die Hard Road Richtung Peoria hinab -, Mike mußte mit seinen Schwestern und Memo zu Hause bleiben. Praktisch hatte damit seine älteste Schwester die Aufsicht, die siebzehnjährige Mary, aber Marys Freund war, zehn Minuten, nachdem Mr. und Mrs. O'Rourke gegangen waren, aufgekreuzt. Mary durfte an Abenden, wenn ihre Eltern weg waren, nicht ausgehen, und derzeit hatte sie einen Monat Ausgehverbot wegen Reibereien, von denen Mike nichts wußte und auch nichts wissen wollte -, aber als ihr pickliger Freund mit seinem vierundfünfziger Chevy vorfuhr, machte sie die Flatter, ließ ihre Schwestern Stillschweigen schwören und drohte Mike, sie würde ihn umbringen, wenn er petzte. Mike zuckte die Achseln; wieder etwas, womit er Mary eines Tages einmal erpressen konnte, wenn er Druck ausüben mußte.
Danach war die fünfzehnjährige Peg an der Reihe, aber zehn Minuten nach Marys Abschied riefen drei Jungs von der High-School und zwei von Megs Freundinnen- alle zu jung zum Fahren - aus der Dunkelheit des Gartens, und Peg ging mit ihnen zur Gratisvorstellung. Beide Mädchen wußten, wenn sie tanzen waren, kamen ihre Eltern erst lange nach Mitternacht nach Hause.
Offiziell hätte damit die dreizehnjährige Bonnie die Verantwortung gehabt, aber Bonnie übernahm niemals für etwas die Verantwortung. Mike dachte
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