Sommer der Nacht
noch leise und bewegte die Platte hin und her, bis eine -dann zwei der drei rostigen Schrauben sich vom Rahmen lösten. Die letzte Schraube erforderte ein wenig Überredung durch Mikes Taschenmesser, aber schließlich löste sich auch sie. Mike sah sich um, vergewisserte sich, daß ein Stein in der Nähe lag, mit dem er die Schrauben wieder reinklopfen konnte, wenn er gehen mußte, dann betrat er den Schuppen.
Es war dunkel. Die Luft roch nach frischer Erde und etwas Saurem. Mike machte die Tür hinter sich zu - ließ aber einen Spalt offen, damit Licht hereindrang und er hören konnte, wenn ein Auto vor dem Tor vorfuhr -, blinzelte einen Moment lang und wartete, bis sich seine Augen angepaßt hatten.
Van Syke war nicht da - das war das Entscheidende, das Mike sichergestellt hatte, noch bevor er eingetreten war. Es war überhaupt nicht viel da: ein paar Schaufeln und Spaten - Standardausrüstung für einen Friedhof, sagte er sich -, ein paar Regale mit Dünger und Gläsern voll dunkler Flüssigkeit, ein paar rostige Eisenstangen, offensichtlich Teile des Zauns, die entfernt worden waren, in einer Ecke ein Aufsatz zum Rasenmähen für den Traktor, ein paar kleine Kisten - auf einer stand eine Lampe, sie sah aus, als wäre sie als Tisch benützt worden -, ein paar dicke Leinenbänder, die Mike einen Moment Kopfzerbrechen bereiteten, bis ihm klar wurde, das waren die Gurte, die unter einem Sarg durchgezogen wurden, damit man ihn ins Grab hinunterlassen konnte, und unmittelbar unter dem staubigen Fenster eine flache Pritsche.
Mike überprüfte die Pritsche. Sie roch stark vermodert, und es lag eine Decke darauf, die nicht viel besser roch. Aber jemand hatte dieses Bett eindeutig in letzter Zeit benützt - eine zusammengeknüllte Ausgabe des Peoria Star Journal vom Mittwoch lag darauf an der Wand-, die Decke lag halb auf dem Boden, als hätte sie jemand hastig zurückgeschlagen.
Mike kniete sich neben die Pritsche und nahm die Zeitung weg. Darunter lag ein Magazin mit glatten, glänzenden Seiten zwischen billigerem Papier. Mike hob es hoch, blätterte es durch und ließ es erschrocken wieder fallen.
Auf den glatten Seiten befanden sich glänzende Schwarzweißfotos nackter Frauen. Mike hatte schon nackte Frauen gesehen - er hatte vier Schwestern-, und er hatte sogar schon Zeitschriften mit nackten Frauen gesehen: Gerry Daysinger hatte ihm einmal ein Nudistenma-gazin gezeigt. Aber solche Fotos hatte er noch nie gesehen.
Die Frauen lagen mit gespreizten Beinen da, so daß man ihre intimen Teile sehen konnte. Die Nudistenfotos, die Mike gesehen hatte, waren retuschiert gewesen - kein Schamhaar, nur züchtige Glätte zwischen den Beinen -, aber auf diesen Fotos war alles zu sehen. Haar, die Schlitze der Frauen, die offenen Lippen da unten ... die häufig von den Frauen selbst auseinandergezogen wurden - lackierte Nägel entblößten die Öffnung zu ihren intimsten Stellen. Andere Frauen hockten auf den Knien und hatten der Kamera den Hintern zugewandt, so daß man auch noch ihre Polöcher sehen konnte, nicht nur die haarigen Stellen. Andere spielten mit ihren Titten.
Mike spürte, wie seine Errötung nachließ, aber gleichzeitig -als müßte das Blut anderswo hinfließen, merkte er, wie sein Penis steif wurde. Er berührte das Magazin - hob es aber nicht mehr hoch - und blätterte die Seiten um.
Noch mehr Frauen. Noch mehr gespreizte Beine. Mike hätte sich nie träumen lassen, daß Frauen so etwas vor jemand mit einer Kamera machen würden. Was war, wenn ihre Familien diese Bilder jemals sahen?
Er spürte, wie seine Errektion gegen die Jeans pochte. Mike hatte sich schon dort angefaßt - hatte sich sogar schon bis zum Höhepunkt gerieben, der ihn vor einem Jahr so sehr überrascht hatte -, aber Pater Harrison hatte ihm lang und ausführlich die Folgen der Selbstbeflek-kung geschildert, körperlich wie seelisch, und Mike hatte nicht die Absicht, wahnsinnig zu werden oder diese spezielle Akne zu bekommen, die Selbstbeflecker immer bekamen - und damit alle Welt wissen ließen, daß sie sich selbst beflecken. Außerdem hatte Mike diese spezielle Sünde die wenigen Male gebeichtet, wenn er sie begangen hatte, und es war etwas anderes, so etwas Pater Harrison im Dunkeln zu erzählen und sich dafür schimpfen zu lassen, als es Pater Cavanaugh zu erzählen; das wäre wieder etwas ganz anderes. Mike war klar, lieber würde er Atheist werden und in die Hölle kommen, als Pater C. diese Sünde zu beichten. Und wenn er es machte
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