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Sommer in Ephesos

Sommer in Ephesos

Titel: Sommer in Ephesos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Schmidauer
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um seine Sicht der Dinge. Er hat mir Kontakte hergestellt für den Kongress, dafür bin ich ihm sehr dankbar. Aber, eine Röte zog über sein Gesicht, es ist natürlich zu viel zwischen uns gewesen, als dass wir –
    Ich lachte, ich wollte etwas zu Friedrich sagen, aber dann kam das Essen und ich hörte nicht mehr gut, was die anderen redeten. Von Zeit zu Zeit muss ich wohl etwas gesagt haben, weil mir Hubert antwortete, oder Huberts Frau oder Friedrich. Architektur, sagte Hubert, das passt zu dir, und Huberts Frau erkundigte sich nach einer Ausstellung, die gerade in Wien lief.
    Warst du wieder einmal dort?, fragte Hubert, er spießte ein Salatblatt auf, wo?, fragte ich, in Ephesos, da hätte ich ihm gerne ins Gesicht geschlagen.
    Wir müssen weiter, sagte Friedrich, als wir auch den Kaffee getrunken hatten, natürlich, sagte Huberts Frau. Ihr Handy läutete, sie stand auf, um zu telefonieren, ich mache das, sagte Friedrich, als Hubert dem Kellner winkte. Er ging mit dem Kellner in das Restaurant hinein, wir waren alleine, Hubert und ich. Hubert trommelte einen nervösen Takt auf den Tisch, ein Gestüt, sagte ich, eine Anwaltskanzlei, Direktor, eine schöne Frau, zwei Kinder, du hast dir dein Leben gut gerettet. Ich sah Hubert an, der einmal mein Geliebter gewesen war, einen Sommer lang. Ich habe es dir gewünscht, sagte ich, weißt du das?
    Hubert sah auf seine Hände, die klopften immer noch einen nervösen Takt, ich hätte weinen mögen.
    Lassen wir das, Anastasia, sagte er, seine Stimme war flach. Wozu jetzt über die alten Sachen reden. Das mit uns, er schob den Tisch von sich weg, dass die Gläser leise klirrten, das hätte früher oder später sowieso aufgehört, wahrscheinlich früher als später. Das weißt du, das war, er warf, in einer Bewegung, die ich kannte, die Hände in die Luft, eine Sommergeschichte, mehr war das nicht. Es war nicht schön, wie es zu Ende gegangen ist, ich hätte es mir anders gewünscht, aber ich hatte eine Entscheidung zu treffen. Das ist nichts, worüber ich reden möchte.
    Dein Sohn ist zwölf, sagte ich, im Juli zwölf geworden, warum so schnell, Hubert? Jetzt rannen Tränen über mein Gesicht.
    Herrgott Ana, rief Hubert, er schlug auf den Tisch, die Gläser klirrten.
    Was weißt denn du, stieß Hubert hervor, wie es mir gegangen ist, was ihr aus mir gemacht habt, dein Vater und du? Welche Frist hätte ich einhalten sollen, bis ich wieder mit einer Frau schlafe, und wozu? Du, fauchte er, du hast es dir doch gerichtet, Tochter des Professors, dass ihr mir mein Leben zerstört habt, dein Vater und du.
    Ich lachte auf, zerstört, sagte ich, was habe ich dir zerstört?
    Du und dein Vater, Huberts Gesicht war dunkel vor Zorn, manchmal denke ich, wenn ich euch nicht begegnet wäre, einfach nie begegnet wäre, ob nicht mein Leben ein besseres gewesen wäre.
    Wir sollten dann fahren, sagte jemand hinter mir. Friedrich legte mir eine Hand auf die Schulter, es wird sonst zu spät.
    Natürlich, sagte Hubert, sein Gesicht war wieder glatt, danke für die Einladung, sagte er. Wir schüttelten Hände, schön, dass ich Sie kennengelernt habe, sagte Huberts Frau, die wieder dazugetreten war, gute Weiterreise, gute Heimreise.
    Bring mich zum Bahnhof, sagte ich zu Friedrich, als wir endlich auf der Straße waren.

    Das Leben eines Gelehrten geführt, sagt der Pfarrer. Rotgolden glüht der Sarg, als glühte er von innen. Dass der Vater leise zerfällt, sein strenges Gesicht, das will ich nicht denken.
    Bücher, sagt der Pfarrer, und Steine, was ist ein Gelehrtenleben, wenn nicht die Suche nach Wahrheit. Der Pfarrer blättert in dem Buch, das vor ihm liegt. Kohelet, sagt er, es muss jetzt doch wieder Kohelet sein.
    Er lässt seinen Blick über die Anwesenden schweifen, das sind viele. Ältere Menschen, damit habe ich gerechnet, aber auch viele junge, viele, die jünger sind als ich. Die Grabungssaison ist gerade zu Ende gegangen, fällt mir ein, vor ein zwei Wochen sind sie zurückgekehrt aus Italien, Griechenland, der Türkei. Der Vater, denke ich, ist so gestorben, dass er die Arbeit nicht unterbricht. Das sieht ihm ähnlich, würde die Mutter sagen, selbst beim Sterben denkt er noch an seine verfluchten Ausgrabungen.
    Ja, ich habe ein Höchstmaß von Weisheit erworben, sagt Kohelet, sagt der Pfarrer. Ich richtete mein Sinnen darauf, Weisheit und Wissen, Torheit und Unverstand zu durchschauen. Da erkannte ich, dass auch dies nur ein Haschen nach Wind ist. Gehört zum Gelehrtenleben der

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