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Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Titel: Sommer in Maine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Courtney Sullivan
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umzulegen. Vielleicht ist das genetisch.«
    »Oma!«, zischelte Maggie.
    »Was denn? Es ist doch wahr.«
    Maggie war perplex: »Das hat einen geschichtlichen Hintergrund, und der ergibt sich aus Jahrhunderten der Unterdrückung und des Leids.«
    »Ach, ich bitte dich«, sagte Alice. »Glaubst du etwa, deine Vorfahren sind hier mit Kusshand aufgenommen worden? In jedem Geschäft Bostons hing ein Schild: IREN UNERWÜNSCHT. Wir wurden wie Hunde behandelt. Aber das hieß noch lange nicht, dass man die Hände in den Schoß legte und jammerte. Man half sich untereinander und arbeitete sich Stück für Stück hoch. Und genau das hätten die Schwarzen auch tun sollen.«
    »Das kann man nicht vergleichen. Die Afroamerikaner sind verschleppt und auf Sklavenschiffen hierher gebracht worden. Unsere Vorfahren haben sich freiwillig auf den Weg gemacht.«
    »Du nennst es freiwillig, wenn man im eigenen Land nichts mehr zu beißen hat und sich deshalb auf den Weg zu einem unbekannten Kontinent macht?«, sagte Alice. »Und hast du gerade ernsthaft die Iren mit den Schwarzen verglichen?«
    »Oma, bitte sag doch nicht immer die Schwarzen «, sagte Maggie.
    Alice sah ehrlich verwirrt aus: »Wie soll ich sie denn sonst nennen? Afroamerikaner? Oder wie wir sie in meiner Jugend genannt haben: Neger.«
    Das Paar am Nachbartisch drehte sich nach ihnen um.
    »Du sollst ihnen gar keine Bezeichnung geben«, sagte Maggie. »Können wir bitte das Thema wechseln?«
    Alices Gesicht versteinerte. An ihrem Ausdruck war klar abzulesen, dass sie jetzt ihre dunkle Seite zeigen würde. Die Kellehers wussten einfach nicht, wie man mit Alices Launen umgehen musste.
    Bevor ihre Schwiegermutter noch etwas sagen konnte, flüsterte Ann Marie schnell: »Kanadier. Nenn sie einfach Kanadier.«
    Alice zog ein Gesicht, als hielte sie das für albern, war aber bereit, ihnen den Gefallen zu tun. »Also gut. Die Kanadier könnten sich etwas mehr Mühe geben. So besser?«
    Maggie schüttelte den Kopf: »Naja.«
    »Und warum betreiben die Kanadier keine Mundpflege?«, fragte Alice. »Ich habe da heute früh einen Bericht im Radio gehört. Und? Warum ist das so?«
    »Keine Ahnung«, sagte Maggie, des Gesprächs überdrüssig.
    »Ann Marie?«, frage Alice.
    »Ich weiß es nicht, Mama.«
    Ann Marie winkte die Kellnerin herbei und bestellte den nächsten Punsch, obwohl ihr Glas noch halbvoll war.
    Vor dem Schlafengehen rief sie Pat vom Telefon in Alices Küche aus an. Sie war beschwipst und bemitleidete sich selbst. Ihr sagte ja nie jemand irgendetwas. Sie bemühte sich, es allen recht zu machen, aber was hatte sie davon?
    Als sie Pat erzählte, dass Maggie noch da war, sagte er einfach: »Gut, dann komm doch wieder nach Hause.«
    »Nein, ich bleibe«, sagte sie. »Es gibt hier eine Menge zu tun.«
    Sie fühlte sich wie eine Gefangene und wusste gleichzeitig, dass sie überreagierte: Sie konnte ihre Sachen jederzeit packen und zurückfahren. Aber was würde sie dann in den nächsten zehn Tagen machen? Patty hatte für die Kinder jemand anderen gefunden, und um ihre Mutter kümmerten sich jetzt ihre Schwestern. Sie war erschreckend austauschbar. Außerdem würde das Puppenhaus samt Zubehör hierher geliefert werden.
    »Wie du willst«, sagte Pat. »Aber ich vermisse dich. Das Haus ist so still, wenn du hier nicht herumwirbelst.«
    Sie lächelte. »Und, was hast du heute gegessen?«
    »Da muss ich die Aussage verweigern.«
    »Patrick!« Hatte sie es doch gewusst. Er war bei McDonald’s gewesen. Wenn sie da war, war Fast Food strengstens untersagt.
    »Es wird nicht wieder verkommen, ich verspreche es«, sagte er. »Verzeih mir, ich bin ein schwacher Mann.«
    »Na gut«, sagte sie.
    »Übrigens hat Daniel Junior sich gemeldet.«
    »Ach ja?«
    »Er hat gesagt, dass er seinen alten Herren vermisst und diese Woche vielleicht mal zum Abendessen vorbeischaut.«
    Braver Junge . »Wie süß von ihm.«
    »Ja, ich hab mich wirklich gefreut.«
    »Ach, wie schön.«
    Das Gespräch hatte ihre Stimmung verbessert. Ab morgen würde sie nur noch das Gute sehen. Im Bett sprach sie, wie immer, ein Nachtgebet, in das sie ihre Kinder und Enkel, ihre Mutter, Alice, Pat und die geliebten Menschen, die sie verloren hatte, einschloss. Dann sprach sie zusätzlich eines für Maggie, weil sie ihr so einsam vorkam. Sie stellte sich ihre Nichte allein im Haus nebenan vor und wäre am liebsten rübergegangen, um sie ins Bett zu bringen und ihr noch eine Gutenachtgeschichte zu erzählen. Stattdessen

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