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Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Titel: Sommer in Maine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Courtney Sullivan
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kommunizieren und ihn durch Gedankenarbeit dazu zu bringen, sich zu verkleinern und zu verschwinden.
    Die Familie, Daniel eingeschlossen, machte sich über sie lustig, und sie lachte mit, als wolle sie sagen: Ich weiß, dass es verrückt ist, aber lasst mir doch den Spaß . Ihr war bewusst, dass es vermutlich alles Quatsch war, aber warum sollte man es nicht versuchen? Und manchmal glaubte sie, dass es vielleicht doch funktionieren könnte.
    Anfang Oktober stand Alice plötzlich mit etwas in Alufolie Verpacktem in der Hand vor Kathleens Haustür.
    »Was ist das denn?«, fragte Kathleen zur Begrüßung. Sie war verärgert, weil Alice sich nicht angekündigt hatte. Jetzt hatte Alice Kathleen bei ihrer Morgenmeditation im Garten unterbrochen, und außerdem war sie noch im Schlafanzug.
    »Gebäck. Hab ich dir vom Bäcker mitgebracht. Saftig und ausgesprochen lecker.«
    »Gebäck, das du für mich gekauft hast oder von dem du und Papa die Hälfte gegessen habt, bevor du mir die Reste weiterreichst?«
    »Du hast Zimtschnecken doch immer gern gegessen.«
    »Und du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Du willst sie nicht. Auch gut. Du hast in letzter Zeit sowieso zugelegt. Ist ja auch verständlich, in dieser Situation, aber du solltest dich trotzdem ein bisschen zurückhalten.«
    Kathleen atmete tief durch. Sie hatte sich erst vor kurzem vorgenommen, mit ihrer Mutter ihre Geduld zu trainieren, und schon versagte sie.
    Sie setzten sich in die Küche, und in diesem Augenblick sah Kathleen den Raum mit Alices Augen. Sie war nie besonders ordentlich gewesen, aber seit ihr Vater krank war, war es schlimmer geworden. Dreckiges Geschirr stapelte sich in der Spüle gefährlich hoch, sie hatte den Müll seit einer Woche nicht runtergebracht und der Eimer für Plastik war am Überquellen. In der Nacht hatte einer der Hunde in der Küche eine Pfütze gemacht, auf die sie am Morgen erst einmal ein paar Küchentücher geworfen hatte, um sich nach dem Kaffee darum zu kümmern.
    »Kann ich dir etwas anbieten, Mama?«, fragte sie.
    »Nein, ich bleibe nicht lange. Dein Vater braucht mich.«
    »Ich komm auch bald rüber«, sagte Kathleen. »Hatte ich sowieso vor.«
    Alice sah sich mit dramatischer Geste im Raum um, und Kathleen spürte, wie sich ihre Eingeweide verkrampften.
    »Das ist ja ein Katastrophengebiet«, platzte Alice schließlich heraus. »Wie hältst du das nur aus?«
    »Ich komm schon klar«, sagte Kathleen.
    »Und du lässt mit der Küche in diesem Zustand Leute ins Haus?«
    »Naja, die meisten stehen ja auch nicht ungeladen mit Gebäck von gestern vor der Tür.«
    »Dann muss ich mich wohl für meine schlechten Umgangsformen entschuldigen. Mein Mann hat Krebs.«
    »Ach ja? Das wusste ich noch gar nicht.«
    Alice seufzte und richtete sich auf, als würde sie die Kraft sammeln, die nötig war, um sich mit einer Wahnsinnigen auseinanderzusetzen.
    »Deshalb bin ich übrigens auch hier.«
    »Okay«, sagte Kathleen. »Worum geht’s?«
    »Wie du weißt stellt sich dein Vater, was die Bestrahlung angeht, quer. Ich habe viel darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass du die einzige bist, die ihn dazu bringen kann, eine Strahlentherapie zuzulassen.«
    Kathleen lächelte. »Dasselbe hatte ich auch von dir gedacht, aber dann ist mir klar geworden, dass er recht hat.«
    Sie fühlte sich Alice plötzlich nah und legte die Hand zärtlich auf ihre.
    Alice zog sie weg. »Was soll das heißen?«
    »Der Krebst ist zu weit fortgeschritten, und das weißt du auch, Mama. Diese ganzen Therapien würden es ihm nur noch schwerer machen.«
    »Das denkt er«, sagte Alice. »Aber da kann man noch eine Menge machen. Sie sagen, dass es zu spät ist, aber ich sehe ihn doch jeden Tag, und es geht ihm gar nicht so schlecht. Er ist immer noch der Alte, Kathleen. Ich weiß einfach, dass es noch nicht zu spät ist. Bitte, ich flehe dich an: Überzeuge ihn von einer Strahlenbehandlung. Was haben wir noch zu verlieren? Wenigstens hat er dann wirklich alles versucht.«
    »Ich kann nicht«, sagte Kathleen. »Ich muss seinen Wunsch respektieren. Außerdem glaube ich nicht, dass Dr. Callo überhaupt einverstanden wäre. Wir können jetzt nur noch hoffen. Und versuchen, Papa noch viele glückliche Momente zu schenken.«
    Sie erkannte am Blick ihrer Mutter, dass Alices Stimmung umgeschlagen war. Kathleen wusste nicht, wie ihr geschah.
    Alice stand auf. »Du meinst also, dass ich ihm beim Sterben zusehen soll? Und das Krankenhaus nie auch nur

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