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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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Gußeisen, das rotierte und ratterte, hob sich, sank und preßte, und immer roch es nach heißem Öl und heißem Blei.
    Vorbei!
    »Also die Proschpektle kriegsch in jeder Form und in jeder Stückzahl. Bei mir isch nämlich jetzt alles computergesteuert«, sagte der Haberer. ›Des Anlägle‹ habe ein Vermögen gekostet, aber die Personaleinsparungen machten das alles wieder wett.
    Das ›Anlägle‹ bestand aus einer Reihe blinkender lichtgrauer Kästen. Sie zogen sich längs an den Wänden, und auch die waren inzwischen nicht nur tadellos verputzt, sondern auch gekachelt wie in einem Operationsraum.
    Christa stand an einem der großen Leuchttische und betrachtete Dias. Die Dias hatte Theo in Collano mit seiner alten Leica geschossen, und immerhin waren von zwei Dutzend doch drei geblieben, die für die Werbeschrift verwendet werden konnten. – Farbe mußte schließlich sein. Auch wenn sie kostete.
    »Au no in Italia«, staunte der Haberer. »Was soll des denn werda, a Hotel am Gardasee? Bisch Millionär gworra, Theo?«
    Die Villa Caruso laufe lediglich unter seiner Regie, beschied ihn Theo knapp.
    Ein ›schönes Mädle‹ sei die Christa. Der Drucker fühlte sich zu Komplimenten aufgerufen. Ob sie Theo begleite, do nunter zum Gardasee, oder wie des heißt?
    Christa begleite nicht nur, versicherte Theo, sie sei sein Halt und seine Stütze, Krücke und Korsett gewissermaßen in einem.
    »Braucht ma au in deim Alter.«
    Das war eine Bemerkung, die Theo nicht so recht gefallen wollte. Der Haberer mit seinem Bauch und dem Bierschwamm als Gesicht, die Lippen schon blaßviolett, rauchte auch noch wie ein Schlot – in höchstem Maß infarktgefährdet vermutlich. So wie auch der Staudinger, der rauchte zwar nicht, aber er hatte all diese verdächtigen Äderchen auf der Nase. Und solche Gesellen wollen dir beibringen, daß du zu alt bist?
    Der Gardasee, nun sprach Theo langsam, mit eindringlicher Suggestionskraft, der Gardasee sei nicht nur der größte See Italiens, versehen mit einem weltberühmten Heilklima, er sei auch eingebettet in eine der schönsten Landschaften Europas. »Und dann die ganzen Sanatorien für Rheuma, Herz und Kreislauf, die's in der Gegend gibt, die hast du gleich noch in Reichweite. Und Verona, die Festspiele, oder Venedig … Und wenn du mal einen Abstecher hinunter an die Adria machen willst, auch kein Problem.«
    Theo redete jetzt so schnell und eindringlich, wie er überlegte. Bei so viel Computerei wurden die Prospekte sicher sauteuer. »Sonderkonditionen kriegst du auch bei mir, Haberer, versteht sich ja von selbst, wo wir doch alte Freunde sind.«
    »Ausgschtorba.«
    »Wie bitte?«
    »Die alte Freind sind ausgschtorba, Theo! De Gardasee hilft mir au nimmer bei dem Streß. S letzscht Mol war i vor vier Johr im Urlaub. In Freudenstadt. Was glaubsch, was des Elektronikzeug alles koschtet! Soll i mir vielleicht mei Urlaubsgeld beim Staudinger abhola?«
    »Warum nicht?«
    Theo lächelte, lächelte, ohne rot zu werden.
    Aber die alten Freunde waren tatsächlich ausgestorben – als der Haberer ihm die Preisliste vorlegte, wurde das klar: Fast dreitausend Mark für dreihundert Prospekte? Der reine Irrsinn!
    Theo könne ja auch tausend drucken, schlug Haberer vor, oder zweitausend, das werde dann nur unwesentlich teurer. In der Anfangsinvestition stecke halt das Problem …
    Christa sprach noch immer keinen Ton, und wieder lief Theo ein kühles Prickeln über den Nacken. Ach was – jetzt und hier ging es um den Funken, der den Motor zünden mußte!
    Aber auch Funken summieren sich. Zu was? Er wagte es nicht auszudenken …
    ***
    Einen überraschenden, ja sensationellen Gewinn brachte der Besuch bei der Druckerei Haberer am Ende doch: Zu den vielen genialen Ideen, die allein der Name ›Villa Caruso‹ in Theo auslöste, gehörte auch der Gedanke der Postwurfsendung.
    Schließlich: Wie sollte ein Kleinunternehmer mit seinem Werbeetat gegen die Giganten der Branche antreten, gegen Fluglinien, Hotelketten, Touristik-Konzerne oder Clubunternehmer, die Millionen scheffelten, indem sie allen Ernstes den Leuten einredeten, sie brauchten ja nur ihr Geld gegen ein Säckchen Muscheln einzutauschen, »hula-hula« oder sonst was zu schreien, sich einen Baumwollfetzen um den Bauch zu binden und sich abends in eine strohgedeckte Hütte zu verziehen, und schon wären sie so glücklich wie die Balinesen oder andere Insulaner …
    Falls die glücklich wurden …
    Und von den ganz Großen wollte Theo schon

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