Sommer, Sonne, Ferienglück
Küche kann man zaubern.«
»Ach nein. Pasta, Spaghetti, Lasagne, Raviolis. Und Italien ist ja so billig. Wenn du mir jetzt damit auch noch kommst, fang' ich an zu schreien. Theo, soll' ich dir was sagen: Das alles klingt für mich, als würde sich ein Kind ein Spielzeugschloß zusammenbauen. Schließlich, ich war ein halbes Jahr in Bologna, beim Kurs, ich hab' italienisch gegessen und in Lire bezahlt. Und geblutet.«
»Ich bin kein Kind.« Theo sagte es mit Würde.
»Vielleicht aber doch.« Aus ihrer Höhe herab lächelte sie, dann gab sie ihm sogar einen Kuß, direkt in die Mitte, ins Zentrum seines blanken Schädels, und marschierte weiter.
Theo hetzte hinterher.
»Der Pool … Funktioniert eigentlich die Umwälzanlage?« hörte er.
Und: »Ich kann dir sagen, dort an den Seen, im Trento, in der Lombardei, da kann's vielleicht regnen. Was machst du, wenn das Wasser den Leuten in die Betten tropft? … Und überhaupt: Wer wäscht die Wäsche?«
Christas Stimme bohrte nicht mehr, sie peitschte: »Was kostet das, Kellner, Buchhaltung? Haben sie ein EDV-System? In einem Hotel braucht's so was.«
»Gibt's sicher.«
»Ach, Papi!«
»Michele hat mir versprochen, einen Fachmann …«
»Wer ist jetzt schon wieder Michele?«
»Michele D'Alessio. Mein Anwalt. – Das heißt, eigentlich ist er natürlich der Anwalt der Familie, die heißt ja auch D'Alessio.«
»Aha. Derselbe Typ, der dir das Ding am Gardasee andrehen will, vertritt auch noch die Interessen der Familie? So ist's richtig. Genauso hab' ich mir's vorgestellt.«
»Hm.« – Mehr brachte Theo nicht zustande.
Christas schöne Brauen waren ein dunkler Strich, und die grünen Augen schossen Pfeile.
Theo raffte sich auf. Nun sagte er das, was für ihn schon längst feststand, was er jedoch bisher nicht vorzuschlagen gewagt hatte: »Wenn du schon kein Vertrauen zu mir hast, dann fahr doch selber hin. Am besten gleich. Jawohl, das ist es doch! Sieh" dir alles an. In Collano. Vor Ort. Triff dich mit dem Doktor D'Alessio.«
»Michele?«
»Richtig, mit Michele. Eine gnadenlose Analyse, stimmt, das ist es, was wir jetzt brauchen. Und dann, dann bringst du die Sache in Schwung.«
»Bei der Abmachung mit deinem Michele handelt es sich ja nur um einen Vorvertrag.«
»Eben«, kam es mit jenem Nachdruck, den nur ein Schwabe einem so kleinen Wort beilegen kann.
»Was soll das schon wieder heißen?«
In Theos Augen standen viele winzige Fältchen, sein Lächeln zog die Mundwinkel bis zu den runden Wangen. »Ist doch klar, Christa: Erst gehen die Prospekte raus. Dann fährst du runter zu Michele. In der Zwischenzeit weiß ich, ob wir genug Bestellungen haben, also ob das mit der Villa überhaupt hinhaut – und dann sehen wir weiter.«
Sie zog erst mal Luft durch die Nase, viel Luft, denn die brauchte sie nun doch.
»Beim Daimler heißt so was Testlauf, Christa. Das haben wir früher bei den Omnibussen auch immer so gemacht.«
»So, bei den Omnibussen«, murmelte sie überwältigt. »Weißt du, Theo, was du bist?«
»Ja nun«, nahm er ihr das Wort ab, »ein bißchen Schlitzohr muß man schon sein heutzutage.«
***
Der Hauseingang der Schmidles: – Kirchberg, Zinsgasse 8.
Und was stand davor: Die gedrungene, bullige Schnauze eines Sportwagens sah man, eines Porsche-Sportwagens.
Selbst im Kaff Kirchberg gab's nicht nur einen, sondern ein halbes Dutzend schwarzer Porsche. Allerdings nur einen einzigen, dessen Motor so krank und hysterisch röhren konnte.
Der Motor röhrte und erstarb.
Christa stand erstarrt.
Brennecke!
Brennecke stieg aus, blickte, vorsichtig witternd, den langen Hals gestreckt, an der Hausfassade hoch, bückte sich nun, um die Tür abzuschließen, und machte zur selben Sekunde selbst eine Entdeckung:
Die Exfrau und der Exschwiegervater!
Und es waren keine dreißig Meter, die sie trennten.
»Jetzt bin ich aber gespannt …«
Theo umschloß heftig Christas Arm. Es geschah nichts. Im Gegenteil, der Auftritt endete so kläglich, daß Christa schon beinahe Mitleid mit Brennecke, dem Meister der asiatischen Liebeskünste, fühlte.
Ein lässig-fröhliches Wedeln. Die Hand, das heilige Chirurgen-Instrument, im Gelenk abgeknickt, dort flatterte sie weiß wie ein Lappen in der Luft: Exfrau, ja, mit der könnte man reden, Exschwiegervater mitnichten, bedeutete das wohl.
Dann hockte Jochen schon hinterm Steuer, riß den mühsam zusammengeklebten Porsche in eine Quetschkurve, schaffte nicht mal die, mußte zurückstoßen, gab dann
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