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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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die, die den Namen Olga und Klinik trägt, die ist vorbei.
    Hoffentlich …
    Getragen von einer Flut italienischer Laute und italienischer Menschen, erreichte Christa die Maschine.
    Hier drin war ›Herkules‹ nun wirklich überflüssig.
    Schick geschnittene Anzüge, elegant getrimmte Schnurrbärte, wo man hinsah. Dazu Lederaktentaschen und spiegelblank polierte Schuhspitzen …
    Die schweren Bord-Cases der vier Herren, die hinten bei den Waschräumen Platz genommen hatten, waren allerdings aus solidem schwarzem Plastik. Aber die Herren tranken schon Bier und erzählten sich Witze, zu denen sie brüllten, und waren somit unschwer als deutsche Monteure im Außendienst auszumachen.
    Der Rest jedoch – elegant, elegant – der Rest hatte es mit Geschäften, wie Christa.
    Sie blickte gerade über ein Stück sonnenschimmerndes Aluminium in die Tiefe, gar nicht sehr tief, denn die Alpengipfel waren ihr pfeilschnell entgegengewachsen.
    Einfach toll!
    Von oben wirkten all die Spitzen und Grate schneidend und messerscharf. Zum Fürchten. Und muß ja auch 'ne Katastrophe gewesen sein, sagte sich Christa, als damals Afrika mit Europa zusammenrasselte und das ganze Steinzeug so verrückt verschob.
    Gleich auf der anderen Seite der Katastrophen-Szene, ein bißchen mehr nach links, lag wohl der Gardasee. Vielleicht führte die Route dort vorbei, und sie konnte ihn sehen? Von oben …
    Halb freudig, halb furchtsam klopfte Christas Herz.
    Wo nur lag der Brennerpaß? Es gibt doch immer so ein Service-Heftchen mit den Flugstrecken?
    Christa stöberte in der Rücklehne ihres Vordermanns. Neben ihr raschelte es.
    »Scusi«, sagte Christa.
    Schon beim Start in Riem hatte sie neben etwas Zweigeteiltem Platz genommen: halb Mann, halb Zeitung. Die Zeitung war die ›Repubblica‹. Nun sank sie nieder, der rosafarbene Börsenteil als letztes, und gab wie ein Vorhang den ganzen Mann frei.
    Der duftete nicht nur nach herber Zitrone, sondern auch nach Erfolg und Reichtum. Die braungebrannte Stirn mit ihren dekorativen Falten, die schwarzen Brauen im Kontrast zum blaugetönten, eng an den schmalen Schädel gekämmten Silberhaar, ein edles Gesicht, ein römisches Senatorengesicht, nein, Agnelli, als er noch jung war und in St. Moritz den Playboy spielte.
    Und dies war nicht alles. Schon das Hemd, in zartem Kindergärtnerinnen-Blauweiß gestreift, und auf der Batist-Brust zwei riesige Initialen: EV.
    Darüber die kühn vorspringende Dogen-Nase, der durchdringende Blick der lächelnden schwarzen Augen, so eindrucksvoll wie die glänzenden Goldstücke an den Manschetten.
    »Zigarette?« – O nein, sie rauche ja nicht. Nein, und nach Mailand fliege sie nicht, ihr Ziel sei der Gardasee.
    Il lago di Garda! Madonna, so viele Erinnerungen, so viele schöne Stunden con gli amici … Ein Gottesgeschenk, il lago di Garda. Welches Glück, daß es so etwas Schönes gebe. Die Herrlichkeit Italiens wisse nur der zu schätzen, der wie er dazu verdammt sei, Monate seines Lebens in den USA zubringen zu müssen.
    »Milwaukee. Un deserto, die Wüste …«
    Christa nickte eifrig. Sie war zwar noch nie in den USA gewesen, aber irgendwie kann man es ja nachfühlen, wie das ist – so als Italiener, von der Heimat getrennt …
    Am Montag müsse er in Rom sein, erläuterte ›EV‹. Was die Abkürzung bedeutete, war geklärt: Enzo Verducci saß neben ihr, Direttore und Ingeniere aus Bari. Wo in aller Welt lag das nun wieder? Ja, am Montag habe er eine Konferenz in Rom, mit irgendwelchen ›canaglie di politici‹ …
    »Politiker-Kanaillen« hieß das zwar – aber welche Sprache, wie Gesang!
    Christa lächelte und fühlte sich wohl.
    Bis zu dieser Sekunde.
    Nicht länger.
    Denn plötzlich lag eine braune, ausdrucksvoll schlanke Männerhand auf ihrem rechten Knie. Und drückte auch noch.
    Ja, aber? – Aber das gibt's ja gar nicht?!
    Rom also sei die letzte Zumutung, klagte EV und ließ die Hand stur dort liegen, wo sie nun mal lag.
    Übers Wochenende aber mache er auf jeden Fall in Mailand Zwischenstation. Freunde besuchen, endlich wieder menschenwürdig essen, á la cucina lombardese, Mailand habe ja so unendlich viel zu bieten, wenn es aber nun wirklich nicht anders gehe, könnten sie sich auch einen kurzen Abstecher an den Lago di Garda leisten, grundsätzlich aber würde er doch vorschlagen, daß sie in Mailand blieben und im Principe di Savoia – da könne man sagen, was man wolle, aber das Principe sei ja wohl noch immer das Hotel mit Stil –,

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