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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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Konzept bringen. Bleiben wir beim Thema: Als Arzt tue ich hier meine Pflicht. Und da ich sie im Urlaub tue, dürfte ja wohl auch noch ein wenig Urlaubsspaß angesagt sein.«
    »Das nennen Sie also Spaß?«
    »Ja. – Eine hübsche Frau zu bewundern – oder sie mir gar zu Gemüte zu führen, wenn sie nichts dagegen hat –, das nenne ich Spaß! Habe ich mich verständlich gemacht?«
    »Sagen Sie mal, Schürmännchen, wie reden Sie eigentlich daher?«
    Das fragte sich Theo auch gerade.
    »Wie ich sicher schon lange mit Ihnen reden sollte. Und damit kommen wir zum nächsten Problem: Diese Dame da oben, diese liebenswerte Landwirtin, die uns alle bewirten will, prima Idee, finde ich, aber weiß sie …«
    »Sie weiß Bescheid«, rapportierte Theo. »Salat und Gemüse. Fettarm. Fleisch nach Belieben, aber mager. Giulietta hat Kalbfleisch für Frau Pauli vorbereitet, Diabetiker-Wein, dann …«
    »Den bringen wir gleich mit.«
    »Hat sie aber auch.«
    »Unseren«, entschied Schürmann.
    »Gut, Ihren. Und eines kann ich Ihnen gleich versichern, Frau Pauli …« Allmählich verbreitete Theo wieder großäugig-strahlende Zuversicht. Daß ihm eine Hedwig Pauli Mitleid, nein, Erbarmen einflößen könnte, wer hätte das gedacht? »Es wird auch für Sie ein wunderschöner Abend werden.«
    ***
    »Che ora e?« rief Giulietta. Wie spät ist es, heißt das.
    »Sechs Uhr fünfzehn.« Luisella gab es im selben Singsang zurück.
    »Dann stell den Wecker!« befahl die Herrin des Mirtillo-Hofs. Vierzig Minuten mußte der Pastateig nun ruhen, ehe man sich wieder mit ihm beschäftigen konnte. Aber das besorgte Luisella.
    So ist das nun in Italien, einem Land, in dem seit alters her unter Lebenskunst vor allem eines verstanden wird: aus jedem Quantum Mehl, jedem Ei, jedem Stückchen Fleisch, Fisch, jeder Frucht und jeder Sorte von Gemüse Gaumenfeste zu bereiten.
    Die Pasta: All die Spaghetti, Tagliatelle, die breiten und die dünnen Nudeln und Nudelflecken, Ravioli, Agnolotti, Capelletti, die Penne, die Trenette oder Tortellini, die Lasagne, Gnocchi und was immer sich die Italiener ausdachten. Sie selbst zuzubereiten, ist nicht nur der Ehrgeiz eines einigermaßen gut geführten Restaurants, nein, das verlangt auch der Stolz der Hausfrau, die etwas auf ihre Küche hält.
    Vielleicht ist es deshalb nicht ganz uninteressant, der alten Luisella über die von der Last der Jahre wie ein Stockknauf gekrümmten Schultern zu blicken.
    Was machte sie da? Und wie machte sie es?
    ›Tagliatelle verde‹ entstehen unter ihren Händen. Zunächst der Teig der grünen Nudeln. Wenn Sie nachher im Teller landen, zusammen mit den weißen, für die das andere Nudelbrett bereit liegt, wenn dann die grünen und die weißen mit Giuliettas Spezialsauce aus Walnüssen, selbstgezogenem Knoblauch, Sahne vom Hof und selbstgemachtem Gorgonzola Übergossen werden, ja dann, dann wird so etwas nicht nur ein Fest für den Gaumen, sondern auch eine Freude für die Augen.
    Wir aber befinden uns noch im Vorstadium.
    Karl Plaschek, den Theo heraufgeschickt hatte, damit er Giulietta zur Hand ging und den Aufbau der Tische besorgte – bei dem Wetter wird man nicht in der Küche, sondern draußen speisen – Karl Plaschek konnte da nur staunen.
    »Ja, wat denn, wat denn? Holt ihr det Zeuch nich aus der Tüte? Macht ihr det allet selbst? Ick werd verrückt. Jede einzelne Nudel?!«
    Die grünen zum Beispiel. Schon durch die satte Farbe stechen sie ins Auge. Für das herrliche Grün sorgt der Spinat. Und den hat die Luisella längst abgekocht und schön durch den Fleischwolf gedreht. Aber das ist ja nicht alles … Mit einem Passiertuch hat sie ihn ausgedrückt, dann kam er in die Schüssel, ein Spinatbrei, in den sie gleich acht Eier versenkte und mit Salz und Olivenöl vermischte.
    So. Und nun das Mehl aufs Holz, eine schöne dicke Lage, so daß in der Mitte eine Vertiefung entstehen kann. Da hinein kommt nun der Spinat und wird mit einer Gabel ins Mehl hineingearbeitet. Anschließend wird noch fünfzehn Minuten mit den Händen geknetet, damit er glatt wird, und dann – die Ruhepause.
    »Mannomann!« stellte Karl Plaschek fest. »Wat für 'n Aufwand. Und iss doch erst der erste Tag? Wenn det so weiterjeht, macht der Theo Pleite. All so 'n Jedöns wejen 'ner Vorspeise, stimmt's?«
    Aber die Luisella, was sollte sie schon antworten? Sie verstand ihn ja nicht. Und ›Pleite‹ – selbst wenn sie Karl verstehen könnte, wer dachte an so was? Außerdem, ›Vorspeise‹

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