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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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er die Stimme vernahm.
    Eine Frauenstimme aus dem Mercedes. Und nun Kichern im Mondschein. Und jetzt: »Nimm deine Finger weg …«
    »Wieso denn? Finger vollführen Wunder. So was weiß ich als Arzt …«
    Arzt?! – Der knutscht im Mercedes seiner Chefin? Während Hedwig Pauli womöglich …
    Theos Schritte wurden mit einem Mal laut. Dann räusperte er sich energisch. Der Mond verströmte unbeteiligt all sein Licht auf Feldmauern, Lorbeerbüsche, Parkplatzkies und Oleander. Er warf es auch durch die Scheiben des alten Benz.
    Natürlich: Er hatte es sich schon gedacht, als er das Kichern hörte, doch so recht schlüssig war Theo sich nicht geworden. Jetzt wußte er's: die Rottenkamp!
    Heute mittag barbusig am Pool. Am Abend der große Auftritt im Super-Mini, violett-gelb gestreift dazu und am Rücken nur Bänder – und jetzt?!
    Nun, ›derangierte Minis‹ existieren eigentlich nicht, die kann's ja gar nicht geben: Ein verknüllter Mini verflüchtigt sich gewissermaßen ins Unerhebliche.
    Genau das hatte er.
    Aber die Frisur? Als die Rottenkamp am Tisch ihren großen Auftritt hatte, waren der Nacken frei und die blonden Haare zur Hochfrisur getürmt gewesen.
    Nun aber, nun hing alles. Hing derartig wirr, daß man nicht einmal das Gesicht, sondern nur ihr rechtes, erschrocken aufgerissenes Auge erkennen konnte.
    »Hans-Dieter! – Da ist wer.«
    Soweit war man also auch schon? Der Dr. Schürmann war für sie Hans-Dieter? Aber wie auch nicht, in dieser Situation!
    »Tut mir wirklich ausgesprochen leid, gnädige Frau. Guten Abend, Herr Doktor. Ich wollte ja nicht stören. Aber es gibt eben Augenblicke …«
    »Hm. – Wie bitte?«
    Schürmann streckte den Kopf zur Fahrerseite heraus: »Was denn, was denn, Herr Schmidle? Machen Sie jetzt den Parkwächter? Oder wie seh' ich das?«
    »Von Parkwächter kann überhaupt nicht die Rede sein, Herr Doktor. Ich habe Sie gesucht. Ich habe Sie gesucht, weil sich Frau Pauli – nun, ich weiß nicht, jedenfalls: Es geht ihr schlecht. Und da dachte ich mir …«
    »So, Sie dachten?«
    »Das haste nun davon.« Die Rottenkamp zerrte an ihrem Mini und kicherte schon wieder: »Wärste lieber bei mir Privatarzt geworden.« Nun war sie dabei, die Locken hochzuschieben. »Aber es muß ja 'ne Fünfundsiebzigjährige sein! Ist doch pervers. Weißt Du, was ich von so was halte?«
    »Nein«, sagte Schürmann grimmig. »Und es interessiert mich auch nicht.«
    Er griff sich vom Rücksitz eine Tasche und stieg aus.
    ***
    Dr. Schürmann marschierte ziemlich gerade. Und er marschierte so schnell, daß Theo Mühe hatte, ihm zu folgen.
    Als er allerdings einen jungen Zitronenbaum einfach übersah und hineinknallte, wußte Theo, was mit dem Dr. Schürmann los war: Er hatte zuviel getankt!
    Schürmann fluchte. Zitronenbäume haben Stacheln.
    In Giuliettas Stube saß Hedwig Pauli noch immer auf dem Sofa und blickte Schürmann und Theo aus ihren blau schimmernden Preußen-Augen entgegen.
    Schürmann mußte in der Hast die Knöpfe seines lindgrünen Freizeitanzugs falsch zugeknöpft haben. Die linke Kragenecke lag fünf Zentimeter höher als die rechte. Aber auf seinem Gesicht lag der grimmige Ernst des besorgten Hausarztes.
    »Also«, sagte er, öffnete die Aktentasche und zerrte den Analysator für Insulinwerte heraus. Dann überlegte er es sich anders, griff wortlos nach Hedwig Paulis Handgelenk und hob es hoch, um ihren Puls zu kontrollieren.
    »Hmm«, sagte er.
    »Was heißt denn hmm?«
    Schürmann gab keine Antwort. Statt dessen kam die Druckmanschette. Und wieder das gleiche langgezogene: »Hmm.«
    Giulietta stand schweigend und tief beeindruckt. Theo tat die arme, alte Dame schon wieder leid. Die arme, alte Dame wiederum schüttelte nur den Kopf.
    »Schürmännchen«, sagte sie schließlich, »ich warne Sie. Wenn Sie jetzt Ihr Doktor-Spielchen weiterspielen und mir auch noch Blut abzapfen wollen, schreie ich.«
    »Doktor-Spielchen? Also ich finde, das geht nun wirklich …«
    »Das geht nicht zu weit. Spielchen sind Spielchen. Und im Moment, Schürmännchen, sind Sie überhaupt kein Doktor. Im Moment sind Sie nichts weiter als ein besoffener, unzurechnungsfähiger Kerl …«
    »So? Und was noch? Sie wissen, ich hab' viel Sinn für Humor. Aber zu sehr sollten Sie sich nicht darauf verlassen. Schließlich hat Herr Schmidle mich geholt, weil es Ihnen nicht gut ging.«
    »Mir geht's aber gut. Gut wie selten. Und wenn einer hier krank ist, sind Sie das, Schürmännchen. Und wollen Sie

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