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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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zu sein, ich wollte es auch gar nicht wissen. Aber Dolores war sicher, dass er es gewesen war. Die Tatsache, dass Jimmy ihr und ihrer Tochter eine Leibrente ausgesetzt, ihnen ein riesiges Haus in einer Nobelsiedlung in Florida gekauft hat und sie auch während Ehe Nummer zwei und Nummer drei finanziell unterstützte, spielte überhaupt keine Rolle für sie. In ihrem Kopf hatte ich ihr Leben unerträglich gemacht.«
    Bailey atmete tief durch, um sich wieder zu beruhigen.
    »Na schön, vielleicht kannst du sie nicht unbedingt fragen, aber irgendjemand kann es sicher, jemand, der ihr Informationen entlocken kann.«
    »Ich wüsste nicht, wer«, sagte Bailey.
    »Okay, denken wir mal scharf nach.«
    Doch so sehr sie sich auch bemühten, sie kamen zu keiner Lösung.
    Nach einer Weile erhob sich Matt und sah auf seine Uhr. Als könnte sie seine Gedanken lesen, wusste Bailey, was er dachte. Sie hatten es lange genug hinausgeschoben: Sie mussten Carol sagen, dass ihr Mann tot war.

22. KAPITEL
    Matt wollte Bailey nicht allein gehen lassen. Vielmehr fuhr er sie zu Carol und sagte ihr dann, er würde so lange warten, wie sie brauchte. Als Violet die beiden vor der Tür stehen sah, nahm sie Carols Töchter und ging mit ihnen in den Garten hinter ihrem Haus. Matt drückte Bailey beruhigend die Schulter, dann ließ er sie mit Carol allein.
    Zwei Stunden vergingen, bevor Bailey aus dem Haus in Violets Garten trat, wo Matt mit den Mädchen spielte und Violet auf einem Stuhl saß und ihnen zusah.
    »Wie geht es ihr?«, wollte Matt wissen.
    »So gut, wie man es unter den Umständen erwarten kann. Carol hat erzählt, sie hätte Phillip verlassen und ihm nicht mal gesagt, wo sie hinging. Sie wollte ihm einen solchen Schock versetzen, dass er bei Atlanta und Ray kündigte. Doch das Geld, das sie ihm boten, konnte Phillip nicht ausschlagen.«
    Bailey sah zu Matt hinauf. »Weißt du was, ich glaube Phillip hat seine Frau angelogen. Ich glaube, es hatte einen anderen Grund, dass er nicht bei Atlanta und Ray aufhörte. Jimmy hat mir mal erzählt, Phillip hätte eine Menge Geld auf der hohen Kante, und er kam mir nie besonders habgierig vor. Phillip sagte mir, er arbeite deshalb so gern für Jimmy, weil ihm dabei nie langweilig würde.«
    »Was jetzt?«, fragte Matt mit einem Blick auf das Haus.
    Bailey betrachtete Carols Töchter auf der Schaukel. Violet stieß sie an, und sie riefen ihr zu, dass sie noch höher fliegen wollten. Obwohl die Älteste schon zwölf war, benahm sie sich in Calburn wie ein kleines Mädchen.
    »Carol muss ihren Kinder sagen, dass ihr Vater tot ist. Sie muss ...«
    Als Bailey anfing zu weinen, nahm Matt sie in seine Arme. Dann winkte er Violet zu, um ihr Bescheid zu geben, dass sie jetzt gingen. Auf der Heimfahrt sagte keiner von ihnen ein Wort.
    Zu Hause behandelte Matt Bailey wie eine Kranke. Er legte sie aufs Sofa, wickelte eine Decke um sie, dann machte er ihr Rühreier mit viel zu viel Butter.
    »Du hast eine schwere Zeit hinter dir«, sagte er leise, als er sich neben sie setzte und ihr das Haar glatt strich.
    »Weißt du«, erklärte sie und setzte ihren leeren Teller auf den Couchtisch, »ich habe meinen Mann verloren, und wegen des Geldes hat man mir nicht erlaubt, um ihn zu trauern. Hast du gehört, was sie heute über mich in den Nachrichten gesagt haben? Dass das, was Atlanta und Ray da tun, meine Schuld sein könnte. Aber als Jimmy starb, da redeten sie davon, ich sei perfekt darin, alles zu kontrollieren. Ich habe Fernsehshows gesehen, in denen Therapeuten über 'manipulierende Frauen« sprachen. Und jetzt ...«
    Matt lächelte sie an.
    »Was ist denn so furchtbar komisch?«
    »Du«, erwiderte er. »Als ich dir das erste Mal gegenüberstand, da sahst du aus, als hättest du vor allem und jedem Angst. Du hast ausgesehen, als fürchtetest du dich, einen Schritt vor die Tür zu machen. Aber sieh dich jetzt an. Du bist bereit, es mit der ganzen Welt aufzunehmen.«
    »Vielleicht ...«, begann sie, doch dann sagte sie: »Du hast da was am Kinn.«
    Matt wischte sich übers Kinn. »Hab ich’s erwischt?«
    »Nein. Komm her, lass mich mal.« Als Matt sich daraufhin zu ihr hinunterbeugte, packte sie seinen Hemdkragen und zog seine Lippen auf die ihren.
    Angesichts dieser Nähe zum Tod meldete sich etwas in ihr, das unter allen Umständen leben wollte. Heute hatte Carol geweint und all die Dinge gesagt, die auch Bailey nach Jimmys Tod durch den Kopf gegangen waren, dass sie ihn nie wieder im Arm halten, nie wieder

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