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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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herausfinden, und wir fangen damit an, dass wir uns anhören, was Violet weiß.«
    Doch als sie sich zum Essen in den Garten setzten und Violet zu erzählen begann, mussten Bailey und Matt feststellen, dass Burgess seiner Frau nur wenig anvertraut hatte.
    »Als ich Burgess in Kalifornien kennen lernte«, erzählte Violet, »war ich kurz zuvor einem Hundeleben in Louisiana entkommen. Meine Mutter hatte sechs Kinder, alle von verschiedenen Vätern, und ...« Sie winkte ab. »Das spielt jetzt keine Rolle. Ich war jung und hübsch, und ich dachte, wenn ich es nur irgendwie nach Hollywood schaffte, würde ich auf der Stelle ein Filmstar.»
    Violet lächelte über ihre Naivität. »Ihr könnt euch vorstellen, wie das ausging. Vier Monate nachdem ich in Kalifornien angekommen war, verdiente ich mir meinen Lebensunterhalt auf die gleiche Weise wie meine Mutter. Aber obwohl es ganz gut lief, wusste ich ja, wo ein solches Leben hinführt. Ich hatte gesehen, dass man nicht immer jung und hübsch bleibt, und ich wusste, eines Tages würde ich so aussehen.«
    Sie wies auf ihren Körper hinunter, doch weder Matt noch Bailey schmunzelten über ihren selbstkritischen Scherz.
    »Jedenfalls hatte mein Auto irgendwann auf einer kleinen Landstraße eine Panne, und dieser korpulente, gemächliche Mann aus Virginia hielt an, um mir zu helfen. Ich wusste gleich, dass ich an einem Wendepunkt in meinem Leben angekommen war, und ich beschloss, die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Ich zog die Nummer mit dem hilflosen kleinen Mädchen ab, erfand jede Menge Geschichten über meine Vergangenheit und mein gegenwärtiges Leben, und ein paar Tage später waren Burgess und ich verheiratet. Und wir kamen nach Calburn, um hier zu leben.»
    Violet warf einen Blick in ihren Garten, als wolle sie sich überzeugen, ob Carol auch wirklich alle ihre Marihuanapflanzen abgemäht hatte, doch sie waren tatsächlich fort.
    Bailey erhob sich, um den Nachtisch zu holen. Als sie zurückkehrte, sagte sie: »Erzähl weiter. Hat es dir hier in Calburn gefallen?«
    Violet lachte. »Es war okay. Langweilig, aber in Ordnung. Ich hab mich als Hausfrau versucht und es hat ganz gut geklappt. Burgess war leicht zufrieden zu stellen. Wenn er nicht gerade irgend so eine langatmige Geschichte erzählte, redete er nicht viel, und da fühlte ich mich manchmal ein bisschen einsam. Trotzdem war er ein netter Mann.«
    »Was hat er über die Goldenen Sechs erzählt?«, wollte Matt wissen.
    »Kein Wort. Wir waren sogar schon Monate hier, bevor ich von ihnen erfuhr. Jemand im Lebensmittelladen erwähnte sie und sagte, mein Mann wäre einer von ihnen gewesen. Ich hab das für einen Scherz gehalten, also hab ich ihn an dem Abend ein bisschen aufgezogen und gesagt, ich hätte gehört, er wäre ein -Goldjunge'. Er hat mich total geschockt, denn er wurde mit einem Mal richtig wütend. Burgess wurde sonst nie wütend. Niemals! Aber an diesem Abend schon.«
    »Und das hat dich neugierig gemacht«, vermutete Bailey.
    »Nee. Neugier ist keins von meinen Lastern. Ich hatte in meinem Leben schon zu viele Menschen mit zu vielen hässlichen kleinen Geheimnissen gekannt, und da wollte ich es gar nicht wissen. Wenn er nicht über die Goldenen Sechs sprechen wollte, dann wollte ich es auch nicht.«
    Violet aß ihren Nachtisch zu Ende. »Leckeres Essen. Carol zwingt mich dazu, bei jeder Mahlzeit sechs verschiedene Sorten Grünzeug zu essen. Ich fange an, diese Farbe zu hassen! Und ihre Vorstellung von einem Dessert ist Wackelpeter ohne Zucker.«
    »Was ist am 30. August 1968 passiert?«, fragte Matt leise.
    »Ah«, erwiderte Violet. »Da hat sich alles verändert.
    In diesem Sommer waren sie alle sechs hier. Statt jeden Abend zu Hause zu sein, ging mein Mann dazu über, jeden Abend fort zu sein - und auch den ganzen Tag über. Den ganzen Sommer riefen sie mich von der Holzhandlung aus an und fragten, wann Burgess denn zur Arbeit käme. Es mussten Entscheidungen getroffen werden, aber sie konnten ihn nicht finden.«
    »Warum waren sie denn alle in Calburn?«, fragte Bailey.
    »Aus unterschiedlichen Gründen. Dieser kleine Süße, Harper, behauptete, er wäre zurückgekommen, um seine Mutter zu besuchen, die im Sterben lag. Aber er hat nicht viel Zeit mit ihr verbracht. Burgess erzählte mir, Harper wäre ein Produzent großen Stils in Hollywood, und er würde viel aufs Spiel setzen, um bei seiner kranken Mutter sein zu können. Ich konnte den kleinen Widerling nicht ausstehen und war mir sicher, dass

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