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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Meredith.«
    »Das ist er«, erwiderte Matt.
    »Wie kommst du darauf? Ich weiß ja, dass Kyle der Vorname deines Vaters war, aber ...»
    »Burgess Meredith, der Filmstar. Erinnerst du dich?«
    »Ja«, sagte Bailey langsam und sah noch einmal auf das Blatt hinunter. »Die letzte Adresse ist das Meadow-Acres-Pflegeheim in Sarasota, Florida. Himmel! Da ist eine Telefonnummer angegeben.«
    »Ja«, bestätigte er. »Und ich hab auch schon angerufen, aber vor neun Uhr nehmen sie keine Anrufe entgegen.«
    »In Ordnung«, sagte Bailey, die sich von Matts Begeisterung anstecken ließ. »Da müssen wir eben bis neun warten. Wie spät ist es jetzt?«
    Matt brauchte erst gar nicht auf die Uhr zu sehen. »Es ist sieben Uhr zweiundzwanzig.«
    »In Ordnung«, wiederholte Bailey. »Wir bleiben ganz ruhig und warten. Ich mache uns Crepes. Das dauert ewig.«
    Sie machte jede Menge Crepes, von denen einige verbrannten, weil sie keinen Moment die Augen von der Uhr nahm. Matt saß mit einer Zeitung vor dem Gesicht am Esstisch, doch aus der Art, wie er das Telefon anstarrte, schloss sie, dass er nicht wirklich las.
    Als die Uhr auf neun sprang, schnappte sich Matt das Telefon und drückte die Wahlwiederholungstaste. Bereits beim ersten Klingeln wurde abgehoben. Matt musste sich räuspern, bevor er etwas sagen konnte. »Lebt ein Mr Kyle Meredith noch in Ihrem Heim?«
    »Ja, das tut er«, antwortete die Empfangssekretärin. »Wer spricht da, bitte?«
    Aber Matt gab keine Antwort. Vielmehr legte er den Hörer auf und sah Bailey an. »Er ist da.«
    Sie holte tief Luft. »Du buchst den Flug, während ich packe und Patsy anrufe, ob Alex bei ihnen bleiben kann.«
    »Gut«, sagte er. Dann stolperten sie beinahe übereinander, als sie losliefen.
    Nachdem Bailey und Matt ihre Sitze im Flugzeug eingenommen hatten, gab er ihr das Buch von T. L. Spangier in die Hand. »Ich finde, es wird Zeit, dass du das liest.«
    Bailey schlug die Titelseite auf und erfuhr, dass die Verfasserin das Buch geschrieben hatte, um die Anforderungen zur Erlangung eines Doktors der Philosophie im Fach Psychologie zu erfüllen.
    Bailey brauchte nicht lange, um zu erkennen, dass Mrs Spangier der Überzeugung war, die Jungen hätten die Bombe in der Schule selbst gelegt und auch die Rettungsaktion vorher geplant. Spangier teilte ihre Theorie gleich zu Anfang mit, um dann zu dem überzugehen, was sie am meisten interessierte: die psychologische Befindlichkeit der Jungen.
    Bailey fing an zu lesen.
    In einer jeden Gesellschaft ist das Klassensystem von Interesse, doch nirgends so sehr wie im kleinstädtischen Amerika. Was geschieht, wenn das Klassensystem aufgehoben wird? Wenn die reiche Frau und der arme Mann auf einer einsamen Insel ausgesetzt werden, was passiert dann? Falls die Frau eine besondere Fertigkeit besitzt, wie zum Beispiel Nähen, ist sie eventuell in der Lage, ihren Status aufrechtzuerhalten. Doch was ist, wenn die Frau
    völlig untalentiert ist, und der mit ihr ausgesetzte Mann ist ein Schreiner? Was wird dann aus ihrem jeweiligen Status?
    Der Verlust eines Klassensystems, das ist es, was sich im Jahr 1953 in Wells Creek, Virginia, zutrug. Sechs Jungen, aufgewachsen im nahe gelegenen Calburn, wussten, als sie ins Teenageralter kamen, bereits ganz genau, wer sie waren und was sie waren.
    Kyle Longacre stammte aus der reichsten Familie in Calburn. Um seinen Reichtum zur Schau zu stellen, hatte Kyles Vater eine Villa auf einem Hügel errichtet, der auf die Kleinstadt herunterblickte. Das Geld seines Vaters machte Kyle in der Schule in Calburn zum Prinzen. In den Korridoren ging man zur Seite, wenn er vorüberkam. Alle wollten ihn kennen lernen, in seiner Nähe sein.
    Frederick Burgess war Kapitän des Footballteams, der Junge, der seiner Mannschaft zum Sieg verhalf - in den seltenen Fällen, wenn die Mannschaft überhaupt gewann, heißt das.
    Harper Kirkland war von altem Geldadel. Seine Familie konnte ihre Ahnen bis zu den ersten Siedlern in Virginia zurückverfolgen. In Calburn spielte es keine Rolle, dass Harpers Großvater das Geld, das der Familie noch geblieben war, beim Pferderennen vergeudet hatte, oder dass er die heruntergekommene Plantage seiner Familie verkauft hatte, um seiner Geliebten ein Stadthaus kaufen zu können. Und es spielte auch keine Rolle, dass das Einzige, was die Familie noch besaß, ein winziges Lokalblatt war. In Calburn wurde der Name Kirkland mit Ehrfurcht behandelt, weil die Einwohner wussten, was er bedeutete.
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