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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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vielleicht viele Gäste gehabt. Das würde passen.
    Langsam und bei jeder Stufe abwägend, ob sie auch sicher war, stieg Bailey nach oben auf den Speicher. In dem Moment, als sie ihn sah, lächelte sie. Zugegeben, im Dach waren zwei Löcher so groß wie ihre Faust, und jemand hatte Eimer daruntergestellt, um den Regen aufzufangen, doch unter all dem Schmutz konnte Bailey erkennen, dass es ein wunderschöner Raum war. Auf der Seite, wo sich die Treppe befand, war eine Reihe von Fenstern ins Dach eingelassen, durch die die Sonne hineinschien. Die Fenster lagen hoch, jedoch nicht so hoch, dass man nicht hätte hinaussehen können. Bailey stellte die Rezeptdose ab und drehte an der rostigen Kurbel, um eines von ihnen zu öffnen. Frische Luft strömte herein. Bailey sah sich in dem weiten, offenen Raum um.
    In der Mitte war eine Balustrade angebracht, die ihr bis zur Taille reichte. Es sah aus, als wäre sie einmal zur Teilung des Raumes genutzt worden. Jemand hatte in die Mitte eine Öffnung gesägt und ein Stück entfernt. Es stand an der hinteren Wand.
    Einen Teil des Dachbodens hatte man verputzt und weiß gestrichen, die andere Hälfte war in demselben Dunkelbraun getäfelt wie unten.
    »Noch ein Schlafzimmer?«, fragte sie sich laut, während sie den großen, leeren Raum betrachtete. Sie tat einen Schritt durch die Öffnung in der Balustrade, doch dann zog sie ihren Fuß wieder zurück. Aus irgendeinem Grund traute sie diesem Boden nicht. Die vordere Hälfte des Raumes war mit breiten, stabilen Dielenbrettern ausgelegt, doch auf die andere Hälfte hatte man lediglich Sperrholzplatten genagelt. Sie sahen zwar relativ sicher aus, doch irgendein Gefühl veranlasste sie, lieber nicht darauf zu treten.
    Bailey hatte keine Gelegenheit herauszufinden, ob der Fußboden nun hielt oder nicht. Unvermittelt ertönte dreimal eine Lastwagenhupe, und sie wusste, dass sie wieder gefragt war. »Vor sechs Wochen hieß es noch: »Kann ich Ihnen etwas bringen, Mrs Manville?', und jetzt ist es eine Hupe«, murmelte sie, während sie die Rezeptdose vom Boden aufhob und die Treppe hinunterlief. »Ich sollte dankbar sein, dass es nicht »Zack, zack geht.« Sie machte jeweils einen Satz über drei Hochleistungskabel, über den Werkzeugkasten eines Elektrikers und über einen Fernmeldetechniker, der auf dem Bauch lag und in eine Anschlussbuchse schaute. Bevor sie aus dem Haus stürmte, wies sie noch den Mann vom Reinigungsdienst an, niemanden auf den Speicher zu lassen, da sie ihn für gefährlich hielt.
    Zwei Frauen standen vor einem der Lastwagen. Beide waren etwa einssechzig groß, Anfang dreißig und sahen ganz passabel aus. Sie hatten so viel Ähnlichkeit miteinander, dass Bailey sicher war, Schwestern vor sich zu haben, doch waren sie vollkommen unterschiedlich gekleidet. Die eine hatte dunkles Haar und trug eine Baumwollbluse, Jeans und Freizeitschuhe. Die andere war blond - wahrscheinlich gefärbt - und trug ein Strickkostüm, Feinstrümpfe, hochhackige Schuhe und so viele goldene Armreifen, dass Bailey sich fragte, wie sie überhaupt die Arme hochbekam.
    »Hallo«, sagte Bailey und trat auf sie zu, die Hand zum Willkommensgruß ausgestreckt. »Ich bin Bailey James.« Sie war stolz auf sich, weil ihr der Name ohne Stottern über die Lippen gekommen war.
    »Ich bin Janice Nesbitt«, sagte die Frau im Kostüm und schüttelte Bailey die Hand.
    »Ach ja, von der Handelskammer«, bemerkte Bailey, während sie sich der anderen Frau zuwandte.
    »Ja«, bestätigte Janice, offensichtlich erfreut, dass Bailey sich ihren Prospekt angesehen hatte. »Es ist eine Schande, dass sonst niemand persönlich zur Begrüßung bei Ihnen erschienen ist«, sagte sie laut.
    »Nur Sie beide.« Bailey lächelte die zweite Frau an.
    »Ich bin Patsy Longacre«, sagte diese, während sie Bailey die Hand gab. »Ich hätte gedacht, dass sich wenigstens einer aus dieser Stadt hätte blicken lassen, womöglich sogar jemand von der Handelskammer.«
    Bailey sah Janice an. »Ich dachte, Sie wären von der Handelskammer«, sagte sie verwundert.
    »Das bin ich auch. Ich bin die Präsidentin«, erwiderte Janice strahlend, dann betrachtete sie das Haus. »Wie ich sehe, lassen Sie es gerade reinigen. Ich wusste gar nicht, dass jemand es gekauft hatte. Wann haben Sie das gemacht?«
    »Ich ...«, hob Bailey an und versuchte, sich schnell etwas auszudenken. Die Wahrheit konnte sie jedenfalls nicht sagen.
    »Wann waren Sie denn zur Besichtigung des Hauses hier?«, wollte Patsy

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