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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Küchengeräten. Da standen alte Einmachgläser und große Emaillekessel, Trichter und Gestelle zur Befestigung von Seihtüchern. Verschiedene Zangen lagen neben Stapeln vergilbter Geschirrtücher, in denen Spinnen ihre Nester gebaut hatten. Doch was Baileys Herz höher schlagen ließ, war eine verbeulte, alte Blechdose, auf der »Rezepte« gedruckt stand.
    »Wollen Sie, dass ich das ganze Zeug rausschmeiße?«, fragte der Mann, der ihr in den Raum gefolgt war. »Das ist der einzige Raum, in dem Sachen liegen. Der Rest ist ganz leer geräumt. Wir könnten den Schrott hier für Sie zur Müllkippe bringen.«
    »Nein!«, rief Bailey, dann zwang sie sich zur Ruhe. »Nein, lassen Sie es einfach so. Machen Sie hier drinnen sauber, aber werfen Sie nichts weg. Ich will alles behalten, jeden Krug und jeden Deckel!« Sie griff nach oben, um den Henkel eines alten Einmachglases zu berühren. So etwas wurde heute gar nicht mehr hergestellt. »Alles«, wiederholte sie und schaute den Mann an. »Machen Sie es sauber, aber lassen Sie alles hier.« Dann nahm sie, aus einem Impuls heraus, die Blechdose und drückte sie fest an sich.
    »Jawohl, Sir!«, erwiderte er lächelnd, und sein Lächeln wurde noch breiter, als Bailey sich in dem engen Raum an ihm vorbeidrängte.
    Von der Küche aus gelangte man in einen kleinen Abstellraum, in dem eine grüne Waschmaschine und ein Trockner standen. Eine Tür führte nach draußen. Vorsichtig öffnete Bailey diese Tür. Sie rechnete jeden Augenblick damit, dass sie ihr auf den Kopf fiel. Als sie ein Knarren hörte, ließ sie den Knauf los, legte einen Arm schützend um sich und wartete ab. Doch die Tür blieb in den Angeln, und Bailey schaute nach draußen. Auf dem Hof hinter dem Haus tummelte sich eine inzwischen anscheinend auf Kolonnenstärke angewachsene Menge von Männern und muskulösen Frauen. Eine riesige grüne, traktorartige Maschine, in deren gläserner Kabine ein Mann saß, mähte den gesamten Pflanzenwuchs nieder, vom Haus bis - nun ja, dachte sie, wohl bis dahin, wo der Besitz endet, wo immer das sein mag. Hatte auf der Übertragungsurkunde nicht gestanden, dass es viereinhalb Hektar waren? Ein Arbeiter entfernte abgestorbene Zweige aus einem alten Apfelbaum, und sie konnte einen zweiten hoch oben auf einem uralten Ahornbaum er-kennen. Zwischen seinen Beinen verlief ein breiter Ledergurt, er beschnitt die oberen morschen Äste.
    Lass Phillip nur machen, er garantiert das Beste an Qualität und Quantität, dachte sie, während sie vor dem Krach dort draußen floh und zu den Männern im großen, zentralen Zimmer zurückging. Als sie die letzte aus diesem Raum führende Tür öffnete, stellte sie fest, dass sie auf einen kleinen Korridor hinausging, von dem wiederum mehrere Türen abgingen. Vor ihr führte eine Treppe hinauf, Licht schien auf sie hinunter. Zu ihrer Rechten fand sie ein großes Schlafzimmer mit dazugehörigem Bad vor. Das besaß neben der Badewanne noch eine eigene Duschkabine und sogar einen begehbaren Wandschrank. Im Schlafzimmer gab es an einer Wand einen kleinen Erker und weitere hohe Holzfenster, denen gleich, die sie im Raum neben der Küche gesehen hatte. Das hier war ganz offensichtlich das größte Schlafzimmer des Hauses, das Bailey beziehen wollte.
    Die Proportionen dieses Zimmers und auch die Fenster waren wunderbar, doch leider hatte man die Wände hier ebenfalls mit diesem schrecklichen dunklen Zeug getäfelt. Auch die Kachelung und die Armaturen im Bad entzogen sich in ihrer Hässlichkeit Baileys Verständnis. Es gab eine dunkelbraune Badewanne, eine weiße Toilette und zwei Waschbecken in der Farbe getrockneten Blutes.
    Schaudernd wandte sie sich ab und ging zurück in den Korridor, wo sie noch zwei Zimmer sowie ein drittes Bad vorfand, außerdem eine Reihe von Wandschränken.
    Ohne Ausnahme waren alle Zimmer mit dem dunklen Holzimitat getäfelt, die Bäder wirkten wie eine Studie darüber, wie viele verschiedene Muster man in einem einzigen Raum unterbringen konnte. Das dritte Badezimmer war mit grünem Marmorimitat gekachelt, ebenso der Waschtisch und der Fußboden. Über den Kacheln klebte eine Tapete, die in ihrer Scheußlichkeit alles übertraf.
    »Mir wird schlecht«, sagte Bailey und schloss die Tür hinter sich.
    Sie holte tief Luft und schaute die Treppe hinauf. Noch mehr Schlafzimmer? Bis jetzt hatte sie fünf davon gezählt. Hatte der Vorbesitzer so viele Kinder gehabt? Oder falls dies der Ort war, an dem Jimmy aufgewachsen war, hatten sie

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