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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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und eine Schüssel, beide mit Folie bedeckt. Langsam nahm er den Teller heraus und schlug die Folie zurück. Da lagen vier Fischfilets, leicht paniert und geröstet in einer roten Sauce, und als er sie probierte, merkte er, dass sie sehr scharf war. Neben dem Fisch lag eine große Portion Gemüse, frisch zubereitet, wie er es seit seiner Kindheit nicht mehr gegessen hatte. Die Krönung waren Zwiebeln - karamellisierte Zwiebeln.
    Gütiger Himmel! Konnte die Frau kochen!
    Er hatte seinen Teller schon zur Hälfte leer gegessen, als er erneut darüber nachdachte, wo sie wohl war. Aus einem Impuls heraus öffnete er die Tür zu der großen Vorratskammer neben der Küche. Dann hielt er den Atem an. Gestern war der Raum noch leer gewesen, heute Abend standen viele Gläser auf den Regalen, alle gefüllt und etikettiert. Er trat ein und fuhr mit der Hand an ihnen entlang. Auf dem Regalbrett unter dem Fenster befand sich ein großes Glas mit Kirschen in einer klaren Flüssigkeit, die aussahen, als seien sie gerade erst gepflückt worden. »Kirschlikör« war auf dem Etikett in ihrer sauberen Handschrift zu lesen. Auf den Regalen an der Wand standen Flaschen mit einer dunklen Flüssigkeit und der Aufschrift »Brombeerlikör«. Dann waren da noch Gläser mit Karotten, umgeben von ganzen Gewürzkörnern und einer kräftigen Brühe. »Marmelade«, »Konfitüre«, »Tomatenchutney«, las er.
    Matt ging rückwärts wieder aus der Vorratskammer heraus. Er war unfähig zu begreifen, was er da eben gesehen hatte. Sie musste Bocuse getroffen haben.
    Zurück in der Küche aß er seinen Teller leer, dann holte er die Schüssel aus dem Ofen und nahm die Folie ab. Es war ein Brotpudding, eines seiner absoluten Lieblingsgerichte. In dem Brot steckten dicke Rosinen und obendrauf ergoss sich eine warme Vanillesauce. Er nahm einen Bissen und dachte, ihm würden die Sinne schwinden. Dann lachte er über sich selbst, weil ihm ein so altmodischer Ausdruck eingefallen war. Würde man ihn mit Kirschlikör wiederbeleben müssen?
    Mit der Puddingschüssel in der Hand stieß er die Hintertür auf und ging nach draußen. Es war noch früh im Jahr, doch bald schon würde es heiß werden. Er sah zum Maulbeerbaum hinauf. »Eine Ahnung, wo sie ist?«, fragte er, dann lächelte er, als eine Brise durch die Blätter fuhr und ihm den Pfad hinunter zu weisen schien. Durch Sträucher und niedrig hängende Zweige hindurch konnte Matt in der Nähe des Fischteichs etwas Gelbes erkennen. Baileys Bluse.
    »Danke.« Matt lächelte dem alten Baum zu und folgte den Windungen des Steinwegs. Und da stand Bailey, über ein erhöhtes Beet gebeugt. Sie pflanzte einige kleine, grüne Setzlinge ein, die sie aus einem Sträußchen zog.
    Einen Augenblick lang sagte er kein Wort, stand nur hinter ihr und beobachtete sie bei der Arbeit. Sie war eine sehr begehrenswerte Frau. Doch nicht auf die Weise, die die meisten Menschen für begehrenswert hielten. Sie hatte etwas an sich, das ihm ein angenehmes Gefühl vermittelte. Sie war nicht die Art Frau, die einen Mann vor lauter Lust verrückt werden ließ. Nein, sie war die Art Frau, die einen Mann an ruhige Abende vor dem Kamin denken ließ. Er sah vor sich, wie er von der Arbeit nach Hause kam und ihr alles erzählte, was er erlebt hatte. Sie ließ ihn an ... nun ja, an Kinder denken und daran, wie er und sie und die Kinder durch den Garten tollten.
    Matt hatte noch nie gerne jemandem seine innersten Empfindungen mitgeteilt, deshalb konnte er Patsy auch nicht sagen, dass er bei dieser Frau langsam Vorgehen musste, weil sie zu wertvoll war, um bei ihr einen falschen Schritt zu tun.
    »Das Abendessen war köstlich«, sagte er leise und war erfreut zu sehen, dass der unerwartete Klang seiner Stimme sie nicht zusammenfahren ließ.
    »Freut mich, dass es Ihnen geschmeckt hat«, erwiderte sie. »Sie wissen vermutlich, dass Mr Shelby in einem großen Tank hinter seinem Haus Welse züchtet.«
    Matt setzte sich nicht weit von ihr ins Gras. Ihm fiel auf, dass demnächst jemand den großen Rasen mähen musste. Er erkundigte sich am besten schon mal nach geeigneten Rasenmähern. »Ich kann nicht behaupten, dass irgendjemand in dieser Gegend viel über Shelby weiß. Das Gewehr ist dazu angetan, die Leute fern zu halten.« Er bemerkte, dass sie drauf und dran war, etwas zu erwidern, es dann aber doch nicht tat, sondern sich wieder ihren Pflanzen zuwandte. »Was pflanzen Sie da?«
    »Erdbeeren. Ich habe die Setzlinge von Mr Shelby bekommen.

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