Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
Ganzjährige dort drüben und die, die im Juni reifen, in diesem Beet.«
    »Was ist der Unterschied?«, wollte er wissen.
    Sie blickte nicht auf. »Raten Sie mal.«
    Matt lachte. »Wollen mal sehen, diese dort tragen zu allen Zeiten Erdbeeren und die anderen nur im Juni. Na, wie war ich?«
    »Perfekt.« Sie ging weiter zur nächsten Reihe. »Und bevor Sie fragen, Einmachfreunde haben am liebsten alle Beeren auf einmal reif. Daraus können wir dann große Fässer Konfitüre machen.«
    »Wo haben Sie denn das alles gelernt?« Er gestikulierte mit der Hand vage in Richtung Haus.
    »Als Kind. Meine Großmutter hat der Not gehorchend eingekocht, und ich tue es, weil es mir Spaß macht.«
    Er wartete darauf, dass sie fortfuhr, doch als sie das nicht tat, saß er nur da und sah ihr zu. Er kannte sie zwar nicht besonders gut, doch sie schien angestrengt über etwas nachzudenken. »Hat Violet Ihnen etwas gesagt, das Sie aufgeregt hat?«
    Bailey ging in die Hocke und wischte sich die Erde von den Händen. »Ich glaube, ich muss mich erst wieder an das Kleinstadtverhalten gewöhnen. Also wissen schon alle, dass ich bei Violet Honeycutt war?«
    »Da bin ich mir sicher. Aber ich nehme an, Sie waren nicht dort, um Gras zu kaufen, obwohl ihr Zeug wirklich gut ist. Das beste, was ich je - ich wollte sagen, ich hab gehört ...» Er grinste verschmitzt und stopfte sich den letzten Löffel Pudding in den Mund.
    Mit einem Lächeln setzte Bailey ihre Arbeit fort. »Wussten Sie, dass sich in meiner Scheune ein Mann erhängt hat?«
    »Ja«, antwortete Matt leise. »Das jagt Ihnen doch nicht etwa Angst ein?« Und veranlasst Sie, wieder auszuziehen, hätte er gerne hinzugefügt, tat es aber nicht.
    »Nein«, erwiderte sie, »aber ich muss immer an diesen armen, unglücklichen Menschen denken. Ich weiß, wie er empfunden hat. Er liebte den Boden und das, was er hervorbringt. Und das dann weggenommen zu kriegen ...« Sie hielt inne. »Der arme Mann.«
    »Ja, es gab viele Tragödien in Calburn.«
    »O ja, ich hab schon jede Menge von Ihren Calburner Sechs gehört.«
    »Goldenen Sechs«, berichtigte Matt automatisch.
    »Da!«, rief Bailey aus und drehte sich rasch zu ihm um. »Da ist es schon wieder.«
    »Was?«, wollte er wissen. »Da ist was schon wieder?«
    »Dieser Tonfall. Sind diese Jungs denn heilig gesprochen? Beim Frisör - nein, es war der Schönheitssalon, wie man mir zu verstehen gab - dachte ich schon, Opal würde mich der Ketzerei bezichtigen, weil ich nichts von den Goldenen Sechs wusste. Waren diese Jungen wirklich so bedeutend?«
    Beinahe hätte Matt erwidert: Für mich schon. Aber er tat es nicht. »Die Leute in Calburn sind misstrauisch geworden. Sie haben Angst davor, was Außenstehende über die Stadt verbreiten könnten. Dieses Buch Die Goldenen Sechs hat Calburn sehr verletzt. Es hat sich nicht besonders gut verkauft, aber bei seinem Erscheinen fand es einige Beachtung bei den Kritikern, und eine Zeit lang kamen Touristen nach Calburn und stellten Fragen.«
    »Es ist traurig, dass jemand über eine solche Tragödie ein Buch schreiben wollte.«
    »Ja und nein«, sagte er. »Ich schätze, es kommt darauf an, wie man die ganze Sache betrachtet. In Calburn neigt man dazu, sie für sechs wundervolle junge Männer zu halten, deren Glück sich gewendet hat.«
    »Und die andere Seite der Medaille ist?«
    »Dass alles nur ein Streich war, den sich ein paar einfallsreiche Burschen ausgedacht haben. Was auch immer der Wahrheit entsprechen mag, für eine Wei-le verwandelte sich alles, was sie anfassten, in Gold, aber nach dem Schulabschluss hatten sie anscheinend einfach kein Glück mehr. Oder vielleicht war ihr Glück an Calburn geknüpft.«
    »Aber ich dachte, sie hätten alle hier gelebt.«
    »Ein paar von ihnen, andere sind weggezogen. Aber im Sommer 1968 waren alle in Calburn, als Frank seine Frau tötete und dann sich selbst.«
    »Weiß man, warum er es getan hat?«
    »Mehr oder weniger. Vier Jahre vorher hatte er einen Autounfall und konnte seitdem seinen rechten Arm nicht mehr gebrauchen. Drei Jahre war er dann ohne Arbeit, doch schließlich bekam er einen Job als Nachtwächter, und es schien ganz gut zu klappen. Allerdings ...«
    »Violet sagte, seine Frau war schwanger.«
    »Ja. Die Autopsie hat ergeben, dass sie’s war. Alle haben daraus geschlossen, dass es vermutlich nicht Franks Kind war. Er war sehr stolz, also konnte er wohl die Demütigung nicht ertragen.«
    »Also hat er sie erschossen und dann sich selbst.«
    Auf

Weitere Kostenlose Bücher