Sommer unter dem Maulbeerbaum
machen. Alles gelang ihm.« Sie klammerte sich an Matt klammerte und weinte immer weiter. Sein T-Shirt war schon ganz durchnässt.
Matt setzte sich auf den Boden, zog sie auf seinen Schoß und drückte sie an sich.
»Es ist nicht nur, dass er mir fehlt«, flüsterte sie. »Ohne Jimmy weiß ich einfach nicht, was ich mit mir anfangen soll. Jimmy war kein einziges Mal in seinem Leben unentschlossen, aber ich ... ich ...« Sie verstummte, und einen Augenblick lang hielt Matt sie einfach nur schweigend in seinen Armen.
»Scht, Baby«, sagte er. »Still jetzt.«
Allmählich ging die Sonne auf und Bailey fühlte sich schon etwas besser. Ja, dachte sie schniefend, es ist, als hätte sich etwas in mir gelöst. Es ist, als wäre etwas Schweres von mir genommen worden.
Mit einem Schlag wurde ihr bewusst, dass sie auf Matt Longacres Schoß saß und sie allein miteinander waren. Nicht, dass es ein unangenehmes Gefühl gewesen wäre, doch die Richtung, in die dies eventuell führen würde, behagte ihr nicht. Jedenfalls noch nicht. Im Moment hatte sie das Gefühl, Jimmys Geist sei zu nahe, so als schwebe er über ihr. Gleichzeitig fiel ihr aber kein Grund ein, weshalb sie sich von Matts Trost und Wärme hätte zurückziehen sollen.
»Vielleicht solltest du lernen, wie ...«, hob Matt an.
Bailey befreite sich aus seinen Armen. »Denk jetzt ja nicht daran, mir zu empfehlen, ich sollte lernen, nur für mich zu leben«, sagte sie. »Zeige mir den Menschen, der nur für sich lebt, und ich zeige dir eine narzisstische Persönlichkeitsstörung.«
Matt lachte. »Ich weiß und du hast Recht. Meine Exfrau hat nur für sich gelebt und für sonst keinen, und ich kann dir sagen, sie war so narzisstisch wie nur etwas.«
Bailey sah ihn erwartungsvoll an. Sie wollte mehr hören. Doch im nächsten Augenblick traf sie ein Regentropfen an der Nase und sie stand von Matts Schoß auf.
»Gehen wir ins Haus«, sagte er, während er sich ebenfalls erhob, »und ich erzähle dir die intimsten Einzelheiten aus meiner Vergangenheit. Es wird dich von deinen eigenen Problemen ablenken.«
»Ich verstehe. Du möchtest was zu essen, nicht wahr?«
»Ich sterbe vor Hunger.«
»Und du bist bereit, deine Seele bloßzulegen, um für dein Essen zu bezahlen?«
»Klar.«
Bailey tat einen Schritt auf das Haus zu, dann drehte sie sich um und sah ihn an. »Wie vielen Menschen hast du diese Geschichte schon erzählt?«
»Niemandem. Und ich kann dir versichern, dass Patsy alles getan hat, um mich dazu zu bringen, ihr zu erklären, warum ich Cassandra geheiratet habe.«
Nickend und mit einem Lächeln wandte sich Bailey wieder in Richtung Haus. Matt folgte ihr. Zwanzig Minuten später saß er am Küchentisch. Vor ihm stand ein Erdbeer-Mascarpone-Muffin, und Bailey rührte den Teig für ein Dutch Baby - einen großen Pfannku-chen mit einer Füllung aus Brombeeren und Nektarinen, mit Puderzucker bestäubt.
»Es wird Zeit, die Zeche zu zahlen«, sagte sie. Eigentlich hätte ihr das, was soeben zwischen ihnen vorgefallen war, peinlich sein müssen, aber das war es nicht. Vielmehr fühlte sie sich so gut wie seit der Nacht nicht mehr, in der Jimmy gestorben war. Tatsächlich erschienen ihr die Farben im Zimmer, so hässlich es auch war, strahlender als je zuvor. Ihr großer Herd schien zu glänzen wie ein Stern. »Erzähl«, forderte sie ihn auf. »Erzähl mir deine Geschichte.«
Matt versuchte gar nicht erst zu verbergen, wie sehr er sich über ihre Aufforderung freute. »Wolltest du jemals etwas unbedingt haben, von dem du wusstest, dass es schlecht für dich war, aber du konntest nicht die Hände davon lassen?«
»Ja«, erwiderte Bailey schlagartig, »Schokolade.«
Matt lächelte. »Nein, ich meine etwas Größeres, mehr ...«
»Wie wär’s mit einem Korb, so groß wie der, in dem Moses ausgesetzt war, voll mit Pralinen? Himbeersahne. Karamell. Trüffel. Und du bist schon seit vier Wochen und drei Tagen auf einer Tausend-Kalorien-pro-Tag-Diät und so schwach, dass dir jedes Mal, wenn du aufstehst, schwindlig wird. Und plötzlich ist da all diese himmlische, sahnige Schokolade. Du würdest am liebsten darin baden, darin eintauchen. Du möchtest hineinbeißen und Zusehen, wie sie dir den Arm runterläuft und es dann ablecken. Meinst du so etwas?«
Als sie fertig war, standen Matt Augen und Mund weit offen. »Weißt du, ich glaube nicht, dass ich Cassandra so sehr gewollt habe.«
Mit einem Lächeln hob Bailey ihren Löffel aus der Vanillesauce und hielt ihn
Weitere Kostenlose Bücher