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Sommerfalle

Sommerfalle

Titel: Sommerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Chapoton
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ankommen würde. Das hieße, er könnte sich noch bei Tageslicht umsehen.
    Und vielleicht sogar Rebecca wiederfinden.
    Sein Partner schien seine Gedanken zu lesen. »Gibt’s einen besonderen Grund dafür, dass du dich hier als Held hervortun willst?« Er studierte Sylvers Gesicht. »Kennst du das Mädchen?«
    »Mein Sohn geht mit ihr zur Schule. Er ist schon immer ein bisschen in sie verknallt gewesen. Aber davon soll ich nichts wissen.«
    »Versteh schon. Soll ich nicht doch mitkommen?«
    »Nein, danke. Ich nehme meinen Sohn mit. Er durfte heute Schule schwänzen, und jetzt kann er mir vielleicht helfen. Zu irgendetwas muss er nütze sein. Morgen Abend bin ich wieder zurück.«

    Edward fuhr direkt zum neuen Haus. Becky wäre auch dort vorbeigekommen, wenn sie statt nach links nach rechts abgebogen wäre. Obwohl sie es vom Weg aus vielleicht auch gar nicht gesehen hätte. Vor der kurzen Zufahrt lag quer ein dünnerer Baumstamm. Es sah nach einem Ferienhaus aus, das zurzeit nicht bewohnt war. Er schob den Stamm beiseite und fuhr auf die schmale unbefestigte Zufahrt, die nach einer Biegung auf einer Lichtung endete, wo ein kleines, weißes Fertighaus stand. Die Küche ging nach hinten raus, und genau dort fing er mit seinen Vorbereitungen an.
    Schritt 1: Eine Tiefkühllasagne aus dem Eisfach holen, in den Ofen stellen und diesen einschalten. Er nahm auch ein Aufbackbrot heraus und legte es zum Auftauen auf die Arbeitsfläche. Sein Herz schlug in Vorfreude schon schneller. Den Tisch deckte er für zwei, räumte dann aber doch ein Gedeck zurück in den Küchenschrank.
    Schritt 2: Sich ein paar Kleidungsstücke schnappen und draußen auf die Wäscheleine hängen. Das würde heimelig und vertrauenerweckend wirken.
    Schritt 3: Die beiden Telefone vom Netz nehmen und verstecken.
    Schritt 4: Was habe ich vergessen? Er fragte sich das laut. Er wollte auf keinen Fall zu weit gehen, wie es ihm beim Tischdecken fast passiert wäre. Aber es konnte sicher nichts schaden, wenn er schon jetzt die Leiter aus der Garage holte und bereitstellte.
    Anschließend stieg Edward wieder auf sein Rad und fuhr rasch die Zufahrt hinunter. Dabei begann er wieder, nach seinem imaginären entlaufenen Hund zu rufen. Zwischendurch schwieg er und lauschte auf eine Antwort von Becky. Er hörte sie ganz leise, als er sich der zerborstenen Eiche näherte. Dort ließ er das Fahrrad stehen und ging direkt auf die Stelle zu, wo Becky auf ihren Retter wartete. Dabei rief er nun: »Ist da jemand? Was ist denn passiert?«

    Josh rief auf der Polizeiwache an und sprach mit Officer Lorenz, der ihm nur die Information gab, dass sein Partner irgendwelchen Spuren nachginge, die er im Internet entdeckt habe.
    Josh legte auf und ging selbst ins Netz. Nach einer ausführlichen Google-Recherche hatte er die gleichen Informationen beisammen. Er druckte sich alles aus, dazu noch ein paar Karten der Gegend. Indian River, Cheboygan. Es war ein sehr unsicheres Wagnis und eine weite Fahrt, aber für Becca würde er alles tun. Er wollte jetzt mit niemand mehr sprechen und änderte daher die Ansage seiner Mailbox.
    Einmal noch ließ er sie laufen.
    »Hallo, hier ist Josh. Ich bin in Indian River, um Becca zu suchen. Bitte eine Nachricht hinterlassen. Ich rufe dann zurück.«
    Bestimmt würde er Ärger mit seiner Mom bekommen, aber immerhin war er achtzehn und praktisch fertig mit der Highschool. Er war auch vorher schon längere Strecken gefahren. Sie würde bestimmt denken, er verbringe mit seinen Kumpels einen unterrichtsfreien Tag.

Rebecca schreckte vom Boden auf und schrie aus Leibeskräften.
    »Ich bin hier unten.«
    Ein Schatten fiel über den Rand der Öffnung.
    Edward war vorsichtig. Er legte sich flach auf den Bauch und schob sich langsam auf den zersplitterten Rand der Öffnung zu. Dann sah er zu ihr hinunter. Zu seiner Becky.
    »O bitte, hilf mir hier raus.«
    Edward erwiderte nichts.
    »Ich bin gestern Abend hier runtergestürzt. Und es gibt keine Möglichkeit, rauszuklettern. Kannst du vielleicht eine Leiter besorgen?« Die Sätze sprudelten nur so aus ihr heraus.
    Edward war sprachlos. Er wusste, dass er darauf etwas antworten musste, aber seine Zunge war trocken, und sein Mund fühlte sich so taub an wie damals, als er zwei neue Zahnfüllungen bekommen hatte.
    Rebecca wartete ab, verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Dabei ballte sie ihre Fäuste, so fest sie konnte. Sie konnte das Gesicht ihres Retters nicht sehen, das Gegenlicht tauchte das

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