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Sommerfalle

Sommerfalle

Titel: Sommerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Chapoton
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Besichtigung abkürzen.
    Edward nahm den Rucksack und kletterte wieder hinauf.
    »Den hast du vergessen«, sagte er und reichte ihn ihr.
    »Wusste gar nicht, dass es hier so ein Loch gibt.« Er hob die Leiter auf und ging auf den kaum sichtbaren Pfad zu. Rebecca folgte ihm. Sie erwartete, einen Pick-up oder ein anderes Auto zu entdecken, wenn sie auf den Hauptweg trafen, doch sie wurde enttäuscht.
    »Du bist mit der Leiter zu Fuß gekommen?« Sie fühlte sich unbehaglich, weil sie wusste, dass das Häuschen dieses Psychos in der Nähe lag. In dessen Richtung konnte sie auf keinen Fall zurück. »Wohnst du hier?«
    Edward deutete in die Richtung.
    »Weit weg?«
    Er schüttelte den Kopf. Sie ging neben ihm her, bis er die Leiter auf die Schultern nahm.
    »Was ist geschehen?«, fragte er und deutete auf ihre Hand. Dabei bemerkte sie, dass ihr Handgelenk blutete. Sie legte ihre andere Hand darüber.
    »Verletzt.«
    Edward blieb stehen und ließ die Leiter auf den Boden sinken.
    »Lass mich mal sehen.« Sie zeigte ihm die Verletzungen, und er erkannte sofort diejenigen von den Handschellen. Er fühlte sich schuldig. Während er noch auf ihren Unterarm starrte, fiel ihm eine Locke über die Augen. »Das tut mir leid.«
    Rebecca spähte die ganze Zeit über die Straße hinauf und hinunter. Beim Geräusch eines Autos in weiter Ferne erstarrte sie kurz.
    Edward ergriff wortlos die Leiter und setzte seinen Weg fort. Plötzlich fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, ihr etwas zu trinken mitzubringen. Ohne zu erklären, wofür er sich entschuldigte, murmelte er erneut: »Tut mir leid.«
    Rebecca begriff nicht, was er sagte. Sie wollte einfach nur fort von hier. Wachsam lauschte sie jedem Geräusch. Sie schielte zu dem jungen Mann neben sich und merkte, wie er die Zähne krampfhaft zusammenbiss. Er war ungefähr in ihrem Alter, hatte dunkle Haare und sah freundlich aus. Freundlich und schüchtern. Irgendetwas an ihm kam ihr bekannt vor. Irgendetwas. Schweigend liefen sie nebeneinanderher, bis sie auf den Weg stießen, über den Rebecca letzte Nacht geflohen war. Sie betete, dass er nicht in genau die Richtung abbog, aus der sie gekommen war. Als er geradeaus weitermarschierte, blies sie geräuschvoll die angehaltene Luft aus. Ob sie ihn fragen sollte, wer in dem kleinen Holzhaus wohnte? Würde er ihr dann wohl Mike Sylvers Familie beschreiben?
    Das Schweigen dauerte ihr jetzt zu lange. »Entschuldige, ich hab dir noch nicht mal meinen Namen gesagt: Rebecca«, begann sie, nachdem sie an der Abzweigung vorbei waren.
    Rebecca. Nicht Becky. Er hatte sie immer Becky genannt. »Becky?«, versuchte er es.
    »Nein. So wurde ich als Kind genannt. Jetzt benutze ich nur noch meinen vollen Namen. Mein Freund nennt mich allerdings Becca.«
    Becca, dachte er. Das ist ja ziemlich nah dran an Becky. Daran kann ich mich gewöhnen. »Becca«, sagte er wie zur Bestätigung.
    »Und wie heißt du?«, erwiderte sie prompt.
    Sie wusste nicht, wer er war? Er stolperte über einen Stein und verlor eine Sekunde lang das Gleichgewicht. Sie erkannte ihn tatsächlich nicht wieder! Er lächelte in sich hinein und musste an all die Male denken, wenn er in den Spiegel geschaut hatte und es ihm ähnlich ergangen war. Er erkannte sich ja selbst kaum wieder.
    »Ed.«

    Die Schwester brachte den neuen Infusionsbeutel in Zimmer 304 und trat genau in dem Moment ein, als der Freund der Patientin eine leere Wasserflasche in den Mülleimer warf. Er sah ihr stumm zu, wie sie den alten Beutel entfernte und die Nadel auf Rebeccas Handrücken kontrollierte. Das Schweigen zwischen ihnen beiden war unangenehm.
    Die Schwester dachte an ihre Kollegin Alicia, die dem jungen Mann gerne eine Frage gestellt hätte. Sie hantierte noch ein bisschen im Zimmer herum und überlegte dabei fieberhaft, was sie selbst ihn fragen könnte, doch ihr fiel einfach nichts ein. Er sieht so traurig aus, dachte sie, fast verzweifelt.
    Aus dem Augenwinkel bekam sie mit, wie er in seine Jackentasche griff und ein Buch herausholte. Als sie um ihn herum ging, um die Jalousien vor dem Fenster zu verstellen, blickte sie ihm unauffällig über die Schulter. Es war ein Buch mit handgeschriebenen Notizen. Sicherlich ein Tagebuch.
    Auf den weichen Sohlen ihrer Klinikschuhe verließ sie still das Zimmer und schloss behutsam die Tür hinter sich.

    Sie waren nun Ed und Becca.
    Die beiden bogen in die Auffahrt ein und gingen schweigend auf das Haus zu. Er stellte die Leiter ab und ging die Stufen hinauf, um ihr

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