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Sommerferien in Peking

Sommerferien in Peking

Titel: Sommerferien in Peking Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leela Wang
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stehen kann. Und so stand er also auf der Wiese – mit geschlossenen Augen. Niemand hätte vorher gedacht, dass Tobi so lange still stehen konnte.
    »Das war Taiji«, erzählte Tobi immer ganz stolz den anderen Jungen. »Nicht irgendwelches Kung-Fu.«



Im Juni kommt das kaiserliche Edikt

    Meine ersten Erinnerungen aus der Grundschulzeit stecken irgendwo in meinem Kopf. Sie liegen jetzt fast vier Jahre zurück und oft weiß ich gar nicht, dass sie da sind. Aber dann kann es passieren, dass sie plötzlich aus dem Inneren herausspringen. So, wie an dem Abend kurz vor Weihnachten, an dem ich mich entschlossen habe, in den nächsten Sommerferien allein nach Peking zu fliegen.
    Als Max nach den Weihnachtsferien wieder von seiner Reise nach Peking zurückgekehrt war, erzählte er nicht viel darüber. Aber ich und meine Eltern haben noch oft über meine geplante Chinareise gesprochen. Ich verstehe nicht, warum sie sich so viele Sorgen machen. Ich bin doch bald zehn und schon mehrmals mit ihnen nach China geflogen.
    Meine Eltern sagen, dass man viel Zeit für die Vorbereitung einer solchen Reise benötigen würde. Aber dafür brauche ich doch nur die Tickets für den Hin- und Rückflug. Vor ein paar Tagen meinten sie plötzlich, dass wir es jetzt noch nicht entscheiden sollen. Wann denn sonst, es ist schon Juni!
    Alles Ausreden! Wenn ich Papas und Mamas Entscheidung abwarte, kann ich meine Chinareise bestimmt vergessen.
    Ich fühle mich absolut miserabel. Bloß, was kann ich tun? Vielleicht kann ich mit meinem neuen Computer, den ich als Weihnachtsgeschenk bekommen habe, ein Protestschreiben schreiben? Das kann ich am Kühlschrank befestigen und darauf male ich noch ein weinendes Mädchen (das soll natürlich ich sein). Mama hat auch einmal ein Protestschreiben an meine Tür geklebt, als ich mein Zimmer eine Woche lang nicht aufgeräumt hatte. Da eine traurige Mutti daraufgemalt war, hat es mir sehr leidgetan. Ich habe sofort mein Zimmer aufgeräumt.
    Mama ist gerade zum Bäcker gegangen und Ricky spielt mit Sandy im Garten. Perfektes Timing für das Protestschreiben. Aber als ich meinen Computer anschalte, höre ich hinter mir eine Stimme.
    »Kann mich jemand ablecken?«
    Was? Ablecken? Ich drehe mich um. Vor meiner Zimmertür steht ein kleiner hilfloser Junge – ein geschmolzenes Eis in seiner Hand, und Gesicht, Hände und T-Shirt vollgekleckert mit Schokoladeneis.
    »Oh, Ricky, hast du dir wieder selbst vom Kühlschrank ein Eis geholt? Mama wird bestimmt mit dir schimpfen.«
    Na ja, die Wahrheit ist, dass Mama auch mit mir schimpfen wird, weil ich nicht richtig auf Ricky aufgepasst habe.
    Ich nehme ihn vorsichtig am Handgelenk und führe ihn ins Badezimmer. Während ich seine Hände und sein Gesicht wasche, fragt er:«Was machst du, Lisa? Warum spielst du nicht mit mir im Garten?«
    Ich gebe ihm ein Handtuch und sage ärgerlich: »Ich will nach China fliegen und Mama erlaubt es mir nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich weiß es nicht. Jetzt zieh ein neues T-Shirt an.«
    »Weißt du was, Lisa?«, sagt Ricky absolut ernst, als er versucht, mit seinem Kopf durch das Armloch zu schlüpfen: »Wenn Mama zurückkommt, sage ich ihr, sie soll dich nach China fliegen lassen.«
    Sehr witzig! Als ob Mama dann davon überzeugt wäre.
    »Ja, ja! Mama macht natürlich, was du ihr sagst ...«, fange ich an zu spötteln. Aber plötzlich habe ich eine geniale Idee: Ich kann doch Lao Lao und Lao Ye direkt fragen, ob ich zu ihnen kommen kann!
    Der Grund liegt klar auf der Hand: Mama macht fast immer, was Lao Lao sagt. Das habe ich schon lange kapiert. Zum Beispiel esse ich gerne zum Frühstück ein Spiegelei, aber dann waren Lao Lao und Lao Ye bei uns zu Besuch und Lao Lao hat gesagt, dass gekochtes Ei viel gesünder ist.Die Konsequenz: Wir essen seitdem zum Frühstück immer gekochte Eier!
    »Danke, lieber Ricky! Du bist wirklich super!« Ich gebe Ricky einen dicken Kuss auf die Stirn, und bevor er noch etwas sagen kann, schicke ich ihn wieder in den Garten.
    Wie konnte es nur passieren, dass ich erst so spät daran gedacht habe? Jeder kennt doch diesen tollen Spruch, der manchmal auf Kinder-T-Shirts steht: »Wenn Mama und Papa ›Nein‹ sagen, frag’ ich Oma und Opa!«
    Also, gleich an die Arbeit: Ich finde Lao Yes E-Mail-Adresse und schreibe sofort eine E-Mail nach Peking. Mama hat mir gezeigt, wie man Chinesisch im Computer eingibt. Man tippt die Buchstaben entsprechend der Aussprache ein, während die dazugehörigen Schriftzeichen

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