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Sommerfest

Sommerfest

Titel: Sommerfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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Spielshows, in denen junge, nach Früchten benannte Frauen sekundäre Geschlechtsmerkmale herzeigten. Die Sendung trug den einprägsamen Na[200]men Tutti Frutti. Und siehe, die jungen Frauen zeigten, was sie hatten, nicht nur auf dem Fernsehschirm her, nein, sie reisten auch durchs Land und zeigten es den Dürstenden dort draußen, die, so mochte man meinen, noch nie in ihrem Leben einer nackten Frauenbrust ansichtig geworden waren!«
    Jetzt dreht er aber richtig auf, der Tenholt, denkt Stefan. Wehe, wenn sie losgelassen werden, die stillen Wasser. Das Bild ist schief, denkt er noch. Wie der ganze Abend.
    »Und so begab es sich«, macht Frank Tenholt weiter, unverdrossen, wie er wahrscheinlich selbst gesagt hätte, »dass diese Frauen von einem Fachhandel für Autozubehör eingeladen wurden, der sich noch immer nicht weit von hier, dort drüben, auf der südlichen Seite unserer geliebten Autobahn befindet. Dort ward eine Bühne aufgebaut, auf der die Damen sich präsentieren durften. Vielköpfig war die Menge, die zusammenströmte, um dies kecke Schauspiel zu verfolgen. Und jene, welche nicht den Weg zur Bühne fanden und stattdessen in ihren Autos saßen und an dem Gelände vorbeifuhren, verlangsamten ihre Fahrt, um durch die Bäume zu spitzen, ob sie nicht einer dieser Brüste ansichtig werden könnten. Und wir wissen: bremst einer, bremsen alle! So entstand eine Wagenkolonne, die sich auf sechs Kilometern Länge Stoßstange an Stoßstange reihte. Und in diesem scheiß Stau stand ich! Und alles wegen ein paar Titten, die man von der Autobahn aus sowieso nicht gesehen hat!«
    Alle sehen sich an, dann fängt Thomas Jacobi an zu klatschen und die anderen fallen ein, nachdem sie die Tatsache, dass Frank Tenholt schmutzige Wörter in den Mund genommen hat, einigermaßen verarbeitet haben.
    »Was ist denn mit der los?«, unterbricht Mandy dienachdenkliche Stille, die der Tenholt-Performance und dem anschließenden Applaus gefolgt ist und in der anscheinend alle in ihrer eigenen Erinnerung nach skurrilen Autobahngeschichten gesucht haben. Sie zeigt auf ein Mädchen, das auf sie zukommt, ein wenig schwankt und zum Gotterbarmen schluchzt. Es wundert Stefan nicht, dass es Charlie ist, die auf sie zugeht, sie am Arm fasst und fragt, ob alles in Ordnung sei – was natürlich eine etwas merkwürdige Frage ist, schließlich sieht man dem Mädchen, das höchstens siebzehn, achtzehn Jahre alt ist, sehr deutlich an, dass überhaupt nichts in Ordnung ist, zumal man jetzt auch sieht, dass ihre komplette linke Gesichtshälfte dunkelblau verfärbt ist. Sie ist geschlagen worden, das steht mal fest.
    »In Dortmund? Was soll ich in Dortmund?« Das Ohr hat offenbar auch was abgekriegt.
    »Geht es dir gut?«, will Charlie jetzt wissen.
    »Ey, wie seh ich denn wohl aus?«
    »Scheiße siehst du aus.«
    »Und so geht es mir auch.«
    »Hat dein Freund dich geschlagen?«
    Das Mädchen zieht die Stirn in Falten und sieht Charlie an, als hätte diese sie dazu aufgefordert, bei voller Fahrt aus dem Kettenkarussell zu springen. »Wieso Freund? Ich bin verheiratet, du blöde Kuh!«
    »Also hat dein Mann dich so zugerichtet?«
    »Bescheuert? Der würde mich nicht anrühren, der Penner, dazu isser viel zu feige.«
    »Herrgott, wer hat dich denn jetzt verprügelt?«, fragt Karin, die offensichtlich nicht viele Sympathien für das Mädchen aufbringt.
    »Mein Scheißbruder war das.«

    »Und warum hat er das getan?« Charlie klingt jetzt ein bisschen wie eine besorgte Vertrauenslehrerin.
    »Weil ich versucht habe, ihm in die Eier zu treten.«
    »Es geht doch nichts über Geschwisterliebe«, meint Karin.
    »Du musst ins Krankenhaus«, sagt Charlie. »Du könntest eine Gehirnerschütterung haben.«
    »Tja, mein Bruder meint, da kann man kaum was erschüttern«, sagt das Mädchen. »Deshalb kann man auch mal draufhauen. Gib mir mal lieber sonne Flasche!«
    Frank Tenholt reicht ihr seine. »2009er Sonnenhopfen, südliche Hanglage, süffig im Abgang.«
    »Erst gibt es auf die Fresse und dann obendrauf noch dummes Gelaber«, sagt das Mädchen. »Mir bleibt heute nichts erspart.«
    »Wie heißt du eigentlich?«, fragt Charlie.
    »Wie heißt du denn?«, fragt das Mädchen zurück.
    »Ich heiße Charlotte.«
    »Oh Mann, deine Eltern konnten dich nicht leiden, was?«
    »Wir nennen sie Charlie«, sagt Stefan.
    »Macht die Sache auch nicht besser.«
    »Und deine Eltern konnten dich besser leiden?«, wirft Karin ein.
    »Meine Eltern? Leck mich, ich hab Platz

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