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Sommerfest

Sommerfest

Titel: Sommerfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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fünfzig Meter entfernt. Sie bringt ein Lächeln zustande, und das fährt ihm ein wie ein Nagel aus Zucker. Das Kind hat ein paar Meter Vorsprung, stellt sein Rad ab und begrüßt Frank Tenholt und die anderen, klatscht Thomas Jacobi sogar ab. Charlie grüßt in die Runde, und wieder hat Stefan das Gefühl, alle starren ihn an. Er blickt sich um. Er hat recht. Man kommt sich vor wie der Elefantenmensch. Dieses ewige Gestarre muss doch irgendwann mal wehtun, die holen sich doch alle Augapfelverspannungen.
    Charlie klettert über die Mittelstreifenbegrenzung, oder wie immer man das nennen mag, jedenfalls diesen hüfthohen Betonwall, der Stefan plötzlich ungemein interessant vorkommt und von dem er auch den Blick nicht lässt, als Charlie sich direkt vor ihn auf die Bierbank setzt, rittlings, ihm zugewandt ohne Gnade.
    »Ich habe mir gedacht, dass du hier bist«, sagt sie.
    Sie trägt ein schwarzes, ärmelloses Top, und das trägt sie mit Absicht, nicht nur weil sie weiß, dass sie toll darin aussieht mit ihren schönen, nackten, leicht gebräunten Armen, sondern weil sie weiß, dass er genau das mag, und sie weiß es, weil er es ihr erzählt hat. Pferde stehlen, denkt er, mit Charlie kann man Pferde stehlen, hat Omma Luise immer anerkennend gesagt, und Stefan würde anfügen, dass man wilde Pferde mit ihr stehlen könnte, dennCharlie würde die Viecher auch noch einfangen, zähmen, zureiten und versorgen, und man würde nur mit offenem Mund danebenstehen.
    »Ich kann nicht behaupten«, sagt Charlie, »dass du der erste Mann bist, der aus meinem Bett geflohen ist, aber ich kann auch nicht behaupten, dass es schon mal so wehgetan hat.«
    Keine Einleitung. Gleich auf den Punkt kommen.
    »Du bist feige, Stefan Zöllner!«, fährt sie fort. »Der Mutigste bist du nie gewesen, aber zumindest konnte man immer mit dir reden und sich auf dich verlassen. Auch wenn du gerne mal aufstehst und abhaust. Guck mal auf deinen Ausweis, da steht dein Geburtsdatum. Mit ein bisschen Kopfrechnen kriegst du raus, wie alt du bist. Diese Zahl setzt du dann mal in Bezug zu deinem Benehmen. Was dir dann durch den Kopf geht, würde mich sehr interessieren. Ich meine, wir haben uns gestern eine Zeit lang benommen, als wären wir noch Mitte zwanzig, aber das sind wir nicht. Wenn du nicht aufpasst, wirst du nicht nur richtig unglücklich, sondern du machst dich auch lächerlich.«
    Sie winkt ihren Sohn zu sich, und jetzt muss Stefan hingucken, sonst macht er sich ja lächerlich vor dem Jungen. Vor Charlie hat er sich in seinem Leben schon so oft lächerlich gemacht, da kommt es auf einmal mehr oder weniger nicht an.
    Der Junge streckt ihm die Hand hin und sagt Guten Tag.
    Das ist, wie man so sagt, ein hübsches Kind, und Stefan erwischt sich dabei, wie er im Gesicht des Jungen nach Ähnlichkeiten mit sich selbst sucht, was natürlich ein himmelschreiender Blödsinn ist. Das Kind lächelt. Oder grinst es?
    »Hallo, ich bin der Stefan«, sagt Stefan.

    »Ach, so ein Zufall, ich heiße auch Stefan!«
    Er fällt fast von der Bierbank. Sie hat ihr Kind der Liebe nach ihm benannt!
    »Ernsthaft?«, entfährt es ihm.
    »Nein, war nur Spaß!«, prustet der Junge und kann sich vor Lachen kaum halten. Was aber nichts ist im Vergleich zum Lachanfall seiner Mutter.
    »Er hat es geglaubt!«, ruft der Junge. »Er hat es geglaubt!«
    Stefan kriegt es nicht hin, sauer zu sein. »Okay, Kollege«, sagt er und grinst, »wie heißt du wirklich?«
    »Ich bin der Alex!«
    »Schön, dich kennenzulernen, Alex.«
    »Meine Mama sagt, wir sehen uns jetzt öfter.«
    »Da weiß deine Mama mehr als ich.«
    »Das ist oft so.«
    »Alex, komm mal mit!«, ruft jetzt Thomas Jacobi. »Da hinten haben sie einen Riesenkicker aufgebaut, da können zehn Leute gleichzeitig spielen!«
    Dem einen ist es ein Ablenkungsmanöver, dem anderen ein Abenteuer. Grußlos springt das Kind von dannen. Wie Frank Tenholt vielleicht sagen würde.
    »Das war fies«, sagt Stefan.
    »Bist du der Meinung, du hättest das nicht verdient?«, entgegnet Charlie.
    Herrgott, das ist doch alles ein absoluter Blödsinn, denkt Stefan, was soll ich mit einer Kneipe? Programm machen, Leute anrufen, verhandeln, das kann ich doch gar nicht, und zapfen und servieren kann ich auch nicht, und wieso geht sie so locker davon aus, dass ich nicht in meinem eigentlichen Beruf weitermachen will, was ist denn so schlimm an einer Vorabendserie, das muss man auch können, und es ernährt seinen Mann. Und diese Frage, ob ich

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