Sommerflammen
Zutritt zu ihrem Haus verschaffen.« Sie legte den Kopf schräg. »Aber das ist dir natürlich schon längst klar.«
»Bisher ist alles bloße Spekulation. Er war bestimmt ein-, zweimal sonntags zum Abendessen eingeladen. Also wusste er, wie man ins Haus, und auch, wie man an die Zahlenkombination des Waffenschranks kommt.«
»So hat er erreicht, dass die Polizei Brakeman verdächtigt. Dieser Hitzkopf hatte seine Tochter schon einmal vor die Tür gesetzt, und seine heftigen Auseinandersetzungen mit ihr sind bekannt.«
»Gut möglich. Siehst du, und schon hast du keine schlechte Laune mehr.«
Sie lächelte fast unmerklich. »Besserwisser! Vielleicht habe ich mich einfach nur hilflos gefühlt, nachdem ich drei Tage gehandelt und Entscheidungen gefällt hatte. Hier kann ich auf einmal gar nichts mehr tun. Mir sind die Hände gebunden. So gesehen hilft es mir, darüber nachzudenken, was ich tun würde, wenn ich könnte. Vor allem, wenn ich laut darüber nachdenke, in Gegenwart eines Menschen, der mich versteht.« Sie grinste. »Zumindest ansatzweise.«
»Am liebsten würde ich den Blick gar nicht mehr von dir abwenden. Du duftest wie ein ganzer Obstgarten. Ein schöner Kontrast zu den letzten Tagen! Aber wie wär’s, wenn ich mich kurz frisch mache und wir uns ein spätes Abendessen gönnen?«
»Das klingt vielversprechend.«
»Prima.« Er sprang auf. »Darf ich deine Dusche benutzen?«
Sie lachte und zeigte nur auf das Bad. Da sie noch etwas Zeit hatte, beschloss sie, den anderen Mann anzurufen, der sie verstand.
»Hallo, Dad.«
EIIa drehte sich um, als Lucas die Terrassentür öffnete. Sie war schnell hinausgegangen, als sein Handy klingelte, um ihn in Ruhe telefonieren zu lassen und die Lichterkette zu bewundern, die sie in die schlanken Zweige ihrer Kirsche gehängt hatte.
»Alles in Ordnung?«
»Ja. Rowan wollte mich nur auf dem Laufenden hal len.«
»Gibt es Neuigkeiten?«
»Eigentlich nicht.« Während er an dem Wein nippte, den sie schon zum Abendessen getrunken hatten, strich er mit seinen Fingerspitzen über ihren Arm.
Sie liebte seine Berührungen, weil sie ihr in Erinnerung riefen, dass sie ein Paar waren.
»Sie klang ausgeglichen, also bin ich etwas beruhigter. Wenn Ro Probleme hat, frisst sie die nämlich gern in sich Iii nein. Und grübelt darüber nach, wie sie sie hätte vermeiden können, wie sie sie lösen könnte.«
»Keine Ahnung, woher sie das hat. Wer versucht denn dauernd, sämtliche Probleme für mich zu lösen? Wer hat meinen tropfenden Wasserhahn im Haushaltsraum repariert, die klemmende Schublade des Flohmarktusches?«
»Ich muss mich schließlich irgendwie für deine vielen Einladungen zum Abendessen und zum Frühstück erkenntlich zeigen.« Seine Hand wanderte bis zu ihrer Taille.
»Es tut gut, einen Mann im Haus zu haben.«
»Du tust mir gut.« Er legte den Arm um ihre Taille, und gemeinsam bewunderten sie den Garten, die bunten Lichter, die weichen Schatten.
»Ich bin glücklich«, sagte sie. »Ich bin von Natur aus ein glücklicher Mensch und habe gelernt, auch allein glücklich zu sein. Das hat mir gutgetan. Ich habe viel über mich erfahren und darüber, was ich brauche und was ich nicht brauche. Aber mit dir bin ich glücklicher.« Auch sie legte den Arm um seine Taille. »Bevor du kamst, stand ich hier und habe mir gedacht, welches Glück ich doch habe. Ich hatte eine Familie, die ich liebte und die mich liebte. Ich hatte einen Beruf, auf den ich stolz sein konnte, ein Zuhause, gute Freunde. Und dann kam die Krönung: du.«
Lichter funkelten - nicht nur in ihrem Garten, sondern auch in ihrem Herzen. Und das, während ihre Freundin von Unglück verfolgt war.
»Ich habe vorhin mit Irene gesprochen.«
»Sie hat eine unglaubliche Last zu tragen.«
»Ich habe sie besucht, wollte ihr helfen. Dabei kann ich ihren Verlust nicht einmal ansatzweise nachfühlen. Den schlimmsten Verlust überhaupt für eine Mutter. Wer weiß, was sie noch alles verlieren wird. Sie muss ihre Tochter begraben, Lucas. Sie muss damit rechnen, dass ihr Mann ins Gefängnis kommt. Und ihr Seelsorger, dem sie in Glaubensdingen vertraute, hat sie ganz furchtbar betrogen. Jetzt hat sie nur noch ihre Enkelin. Sich um sie zu kümmern muss Irene unglaublich schmerzen und sie gleichzeitig trösten. So wie Rowan und du wünsche ich mir auch, eine Lösung für ihre Probleme zu finden. Ich wünschte, ich wüsste, was ich tun oder sagen könnte, um Irene zu helfen.«
»Du hilfst ihr, die Beerdigung zu
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