Sommerflammen
verspreche ich dir.«
Obwohl sie nicht gern zur Kirche ging, mochte Ella Meece und seine liebevolle Art. Genau das brauchte Irene: jemanden der sich liebevoll um sie kümmerte.
»Vielen Dank, dass du das übernimmst, Robert.«
»Gern geschehen. Es ist ein trauriger Tag«, sagte er und warf einen Blick auf den Sarg. »Ein Tag, der den Glauben einer Mutter erschüttert. Hoffentlich kann ich ihr helfen.«
Als sie den Pfarrer zu Irene führte, sah sie drei Kollegen aus ihrer Schule. Gott sei Dank ist noch jemand gekommen, dachte Ella. Dann ließ sie Irene mit Meece allein und übernahm die offizielle Begrüßung der Trauergäste, da Irenes ältere Schwester nicht dazu willens oder imstande zu sein schien.
Sie entschuldigte sich, als Irenes jüngere Schwester mit dem Baby, ihrem Mann und ihren zwei Kindern kam. »Carrie, soll ich das Baby nehmen? Irene braucht dich jetzt bestimmt.«
Während sich Grüppchen bildeten und man sich in gedämpftem Ton unterhielt, knuddelte Ella das propere Waisenkind mit den großen Augen.
Leo sprang auf. »Ihr habt hier nichts zu suchen. Ihr habt kein Recht, hier zu sein.«
Sein aggressiver Ton führte dazu, dass Shilohs Unterlippe zitterte und ein Wimmern laut wurde. Ella murmelte beruhigend auf sie ein, während sie sich umdrehte und die Abgesandten des Fliegerhorsts entdeckte.
»Nach dem, was ihr getan habt? So wie ihr mein Mädchen behandelt habt? Raus hier! Sofort raus hier!«
»Leo.« Irene ließ sich wieder aufs Sofa sinken. »Hör auf damit. Hör auf!« Sie schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte laut.
Marge ignorierte Leo, marschierte schnurstracks auf Irene zu, setzte sich und umarmte die Frau, bot ihr eine Schulter, an der sie sich ausweinen konnte.
»Mr. Brakeman.« Irene sah, wie ein rotgesichtiger, flachsblonder junger Mann vortrat. Er war genauso angespannt wie Leo. »Dieses Baby ist mit mir genauso verwandt wie mit Ihnen, und Dolly war seine Mutter. Es ist noch kein Jahr her, dass ich meinen Bruder beerdigt habe. Wir beide haben jemanden verloren, uns ist nur noch Shiloh geblieben. Wir sind gekommen, um Shilohs Mutter die letzte Ehre zu erweisen.«
Leos ohnehin schon hochroter Kopf wurde noch röter. Einen furchtbaren Moment lang rechnete Ella mit dem Schlimmsten. Mit einer blutigen Schlägerei. Doch dann trafen Lieutenant Quinniock und eine Frau ein, und so etwas wie Angst flackerte in Leos Augen auf.
»Kommen Sie mir bloß nicht zu nahe«, sagte er zu dem jungen Mann. Matt, fiel Ella wieder ein, Matt Brayner.
»Das ist dein Onkel«, flüsterte Ella. »Onkel Matt. Beruhige dich wieder, alles ist gut.«
Leo drehte sich um, ging so weit weg, wie es der kleine Raum erlaubte, und verschränkte die Hände vor der Brust.
Ella trat auf Matt zu. »Würden Sie sie kurz halten? Ich möchte gern mit Irene vor die Tür gehen, damit sie durchatmen kann.«
»Gern.« Matts Augen füllten sich mit Tränen, als das Baby nach seinem Gesicht griff.
»Sie sieht Jim ein wenig ähnlich.« Lynn sprach ganz leise. »Findest du nicht, Matt? Dass sie Jim ähnlich sieht?«
Matt schluckte und nickte, dann senkte er den Kopf und presste seine Wange gegen die Shilohs.
»Komm mit uns mit, Irene.« Mit Marges Hilfe brachte Ella Irene dazu, aufzustehen. »Komm kurz mit nach draußen.«
Während sie die schluchzende Frau hinausführten, hörte Ella, wie Meeces sanfte Stimme die angespannte Atmosphäre durchbrach.
Rowan leckte an ihrem Erdbeersorbet und genoss das bunte städtische Treiben, als sie mit Gull umherschlenderte.
»Das ist kein richtiges Eis«, sagte sie.
»Walnusseis ist nicht nur richtiges Eis, sondern genau das richtige Eis für Männer.«
»Walnusseis mit Ahornsirup. Das ist wie eine Art Soße. Wie Senfsoße. Würdest du Senfeis essen?«
»Ich bin offen für jede Geschmacksrichtung, selbst für dein mädchenhaftes Erdbeersorbet.«
»Das ist erfrischend.« So wie die Fahrt, dachte sie. Eine lange, ziellose Fahrt über gewundene Straßen, während sie nun durch den grünen Schatten der Allee auf einen der Stadtparks zuschlenderten.
Endlich konnte sie loslassen, sich entspannen. Nur die Handys in ihren Taschen konnten sie wieder zum Fliegerhorst zurückbeordern. Doch bis es so weit war, genoss sie die Verschnaufpause, das Eis, Gulls Gesellschaft und das seltene Glück eines freien Sommernachmittags.
»Ich ignoriere dein Sorbet, weil du eine echt gute Idee
hattest. Es ist noch keine vierundzwanzig Stunden her, da steckten wir noch im Bauch des Feuerdrachen. Und
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